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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

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beizutragen. Leider ist die Concurrenz der deutschen Fabrikanten unter sich nicht
groß, nur einzelne würden neben englischen Firmen fortbestehen können, wenn
der Schutzzoll sie nicht rettete. Die Verbindung der Locomobilen mit der
?rg.c!dio"-D"8ilnZ, d. h. zum Selbstfortschaffen eingerichteten Locomobile (Straßen-
locomotive) scheint nichts Glückliches zu versprechen. Die Maschinen werden
zu schwer, zu theuer und scheinen noch lange nicht gut genug für das, was sie
sein sollen. Zwar machte sich die Wettfahrt der concurrirenden Dampfrosse
recht artig, und man sah, wie weit es die Mechanik gebracht hat, allein man
merkte auch, wie viel noch fehlt. Dazu rechne ich vor Allem leichtere Con-
struction. Für den allgemeinen landwirthschaftlichen Betrieb wird die Sache
kaum Werth haben, mehr für Industrien, wie z. B. Hüttenwerke. Die Ma¬
schine kostet 3--400 Pfd. Se.

An den Dampf knüpft sich der Dampfpflug. Er wurde in die Magdeburger
Rübengegend mehrfach verkauft und mag dahin passen, wo man vor Allein die
Tiefe des Bodens cultiviren will, was in dem Grade wie mit Dampf mit
Pferden nie möglich ist. Ausgestellt hatten und um Tausend-Thaler-Preise
rangen fünf englische Firmen. Fowler, der Erfinder des auch von Anderen
adoptirten Systems, erhielt den ersten, Howard den zweiten Preis.

Fowler der Erfinder! Eigentlich gilt er nur dafür, aber die genialen Ge-
danken, welche den Dampfpflug schaffen lehrten, gehören zwei englischen Schul¬
lehrern an und einem Dorfschmied, alle drei so arm, daß sie die zur Patentirung
nöthige Summe von 30 Pfund kaum zusammenbrachten. Die Schullehrer hießen
David und Robert Flöten, der Schmidt Nodgers. Für 60 Pfund für heben
dieser drei erhält Fowler die Patente und verkauft sie nebst den von ihm her¬
rührenden Verbesserungen an einen Speculanten Namens Beadel. Dieser wird
nach wenig Jahren schon von drei berühmten Maschinenfabrikanten -- Clayton,
Shuttlcworth und Howard um die Erlaubniß zur Mitbenutzung der Patente
angegangen, und zwar für den Preis von dreimal dreißigtausend Pfund oder
600,000 Thlr.! Die erstgenannten Firmen zahlen; Howard tritt zurück und
construirt eine Aenderung des Dampfpflugsystems, die er patentiren läßt. Daraus
entsteht ein famoser Proceß, welcher vom 21. --26. Februar d. I. vor den
Geschwornen des Ooui-t ot Oowrnon abgehandelt wurde. Howard. für
schuldig erkannt, die flöten-sowlerschcn Patente verletzt zu haben, wird zu
Schadenersatz verurtheilt, -- zu dreißigtausend Pfund. (Annalen der Land¬
wirthschaft. 1863. 12.)

Was würden deutsche Fabrikanten für die Mitbenutzung eines solchen Pa¬
tents zahlen, das in der Gerichtssitzung von Clayton und von Shuttleworth
als für sie je 200,000 Thlr. werth erkannt wurde? Jeder muß für zwei Mil¬
lionen Thaler Dampfpflügc verkaufen, ehe er'den Preis der Patentbenutzung
frei hat .... Und in Angesicht solcher Dinge läßt man noch immer,den


beizutragen. Leider ist die Concurrenz der deutschen Fabrikanten unter sich nicht
groß, nur einzelne würden neben englischen Firmen fortbestehen können, wenn
der Schutzzoll sie nicht rettete. Die Verbindung der Locomobilen mit der
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locomotive) scheint nichts Glückliches zu versprechen. Die Maschinen werden
zu schwer, zu theuer und scheinen noch lange nicht gut genug für das, was sie
sein sollen. Zwar machte sich die Wettfahrt der concurrirenden Dampfrosse
recht artig, und man sah, wie weit es die Mechanik gebracht hat, allein man
merkte auch, wie viel noch fehlt. Dazu rechne ich vor Allem leichtere Con-
struction. Für den allgemeinen landwirthschaftlichen Betrieb wird die Sache
kaum Werth haben, mehr für Industrien, wie z. B. Hüttenwerke. Die Ma¬
schine kostet 3—400 Pfd. Se.

An den Dampf knüpft sich der Dampfpflug. Er wurde in die Magdeburger
Rübengegend mehrfach verkauft und mag dahin passen, wo man vor Allein die
Tiefe des Bodens cultiviren will, was in dem Grade wie mit Dampf mit
Pferden nie möglich ist. Ausgestellt hatten und um Tausend-Thaler-Preise
rangen fünf englische Firmen. Fowler, der Erfinder des auch von Anderen
adoptirten Systems, erhielt den ersten, Howard den zweiten Preis.

Fowler der Erfinder! Eigentlich gilt er nur dafür, aber die genialen Ge-
danken, welche den Dampfpflug schaffen lehrten, gehören zwei englischen Schul¬
lehrern an und einem Dorfschmied, alle drei so arm, daß sie die zur Patentirung
nöthige Summe von 30 Pfund kaum zusammenbrachten. Die Schullehrer hießen
David und Robert Flöten, der Schmidt Nodgers. Für 60 Pfund für heben
dieser drei erhält Fowler die Patente und verkauft sie nebst den von ihm her¬
rührenden Verbesserungen an einen Speculanten Namens Beadel. Dieser wird
nach wenig Jahren schon von drei berühmten Maschinenfabrikanten — Clayton,
Shuttlcworth und Howard um die Erlaubniß zur Mitbenutzung der Patente
angegangen, und zwar für den Preis von dreimal dreißigtausend Pfund oder
600,000 Thlr.! Die erstgenannten Firmen zahlen; Howard tritt zurück und
construirt eine Aenderung des Dampfpflugsystems, die er patentiren läßt. Daraus
entsteht ein famoser Proceß, welcher vom 21. —26. Februar d. I. vor den
Geschwornen des Ooui-t ot Oowrnon abgehandelt wurde. Howard. für
schuldig erkannt, die flöten-sowlerschcn Patente verletzt zu haben, wird zu
Schadenersatz verurtheilt, — zu dreißigtausend Pfund. (Annalen der Land¬
wirthschaft. 1863. 12.)

Was würden deutsche Fabrikanten für die Mitbenutzung eines solchen Pa¬
tents zahlen, das in der Gerichtssitzung von Clayton und von Shuttleworth
als für sie je 200,000 Thlr. werth erkannt wurde? Jeder muß für zwei Mil¬
lionen Thaler Dampfpflügc verkaufen, ehe er'den Preis der Patentbenutzung
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/519>, abgerufen am 15.01.2025.