Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.verkümmern. Das Buch erfüllt im Wesentlichen den angegebenen Zweck der Die Sammlung umfaßt im Ganzen 639 Nummern. 420 Briefe und Der Ton dieser vertraulichen Mittheilungen ist, namentlich bei den Von Anders Karl August, dem seine höhere Stellung allerdings ein weniger verkümmern. Das Buch erfüllt im Wesentlichen den angegebenen Zweck der Die Sammlung umfaßt im Ganzen 639 Nummern. 420 Briefe und Der Ton dieser vertraulichen Mittheilungen ist, namentlich bei den Von Anders Karl August, dem seine höhere Stellung allerdings ein weniger <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0051" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115979"/> <p xml:id="ID_141" prev="#ID_140"> verkümmern. Das Buch erfüllt im Wesentlichen den angegebenen Zweck der<lb/> Herausgeber. Wir übersehen das gegenseitige Verhältniß der beiden Brief¬<lb/> schreiber in den verschiedenen Perioden ihres Zusammenlebens mit diesen Ur¬<lb/> kunden in der Hand wirklich in mehr als einer Beziehung besser als bisher.</p><lb/> <p xml:id="ID_142"> Die Sammlung umfaßt im Ganzen 639 Nummern. 420 Briefe und<lb/> Billets des Großherzogs stammen aus dem goetheschen Familienarchiv, 80 Briefe<lb/> Goethes aus dem großherzoglich weimarischen Haupt- und Staatsarchwe, einer<lb/> wurde von der Gräfin O'Donnell zu Salzburg, ein fernerer von Professor<lb/> Schwarz zu Jena dem Herausgeber zur Benutzung eingehändigt, die meisten<lb/> übrigen hat Letzterer aus den weimarischen Archiven beigebracht, eine An¬<lb/> zahl endlich waren bereits durch den Drucks veröffentlicht. Die Briefe Karl<lb/> Augusts gehören mit wenigen Ausnahmen (es sind nur drei) den Jahren nach<lb/> 1792 an.</p><lb/> <p xml:id="ID_143"> Der Ton dieser vertraulichen Mittheilungen ist, namentlich bei den Von<lb/> Goethe herrührenden, sehr verschieden. Niemals zwar vergißt er ganz, daß er<lb/> der Diener und Unterthan, nicht der social gleichgestellte Freund ist. aber in<lb/> den Briesen der ersten Jahrzehnte treffen wir doch überall auf ein herzliches<lb/> Gefühl, eine innige Neigung und Fürsorge, eine frische fröhliche Freiheit, eine<lb/> offne Darlegung dessen, was ihm die Seele bewegt, häufig aus das Bewußt¬<lb/> sein einer Stellung, in der man sich etwas herausnehmen darf, bisweilen aus¬<lb/> gelassene Laune, mitunter auch ein derbes keckes Wort. Später, und zwar<lb/> schon lange vor Goethes Rücktritt von der Leitung des Theaters, wird das anders :<lb/> es ist zwar keine sehr merkliche Erkältung des Verhältnisses, aber wir suhlen doch<lb/> allenthalben heraus, daß der Briefsteller rcservirter und förmlicher geworden<lb/> ist, und in einigen Schreiben, die freilich nicht durchaus „vertraulicher" Natur<lb/> sind und deshalb eigentlich nicht alle in die Sammlung gehörten, nähert sich<lb/> seine Ausdrucksweise stark dem Byzantinerthum des modernen Hoffens.</p><lb/> <p xml:id="ID_144" next="#ID_145"> Anders Karl August, dem seine höhere Stellung allerdings ein weniger<lb/> förmliches und ungezwungeneres Verhalten erleichterte, der dem Freunde aber<lb/> auch bis zuletzt, kurze und nicht starke Schwankungen ausgenommen, die volle<lb/> Innigkeit der ersten Liebe bewahrt zu haben scheint, wobei freilich nicht zu ver¬<lb/> gessen ist, daß er Goethe mehr verdankte als dieser ihm. Daß Goethe ihn<lb/> immer Sie nennt, während er von ihm mit Du angeredet wird, mag schon nach<lb/> kurzer Ueberlegung nicht mehr auffallen. Weniger erfreulich dagegen ist. wenn<lb/> der bürgerliche Freund Anreden des fürstlichen wie „mein Lieber". „lieber<lb/> Alter", „Ew. Liebden" (dies scherzhaft gebraucht), „lieber Getreuer", „Ew. Mck-<lb/> kanische Hohheit" (mit Beziehung auf Goethes Mahomet), „Ew. Wohlgelahrtheit"<lb/> oder „lieber Freund" (in mehren Briefen späterer Jahre), nachdem er sie in der<lb/> ersten Zeit, wie schön und recht, entweder mit dem einfachen Sie oder mit<lb/> „bester Herr", „gnädiger Herr" oder „bester Fürst" erwidert hat, zuletzt fast</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0051]
verkümmern. Das Buch erfüllt im Wesentlichen den angegebenen Zweck der
Herausgeber. Wir übersehen das gegenseitige Verhältniß der beiden Brief¬
schreiber in den verschiedenen Perioden ihres Zusammenlebens mit diesen Ur¬
kunden in der Hand wirklich in mehr als einer Beziehung besser als bisher.
Die Sammlung umfaßt im Ganzen 639 Nummern. 420 Briefe und
Billets des Großherzogs stammen aus dem goetheschen Familienarchiv, 80 Briefe
Goethes aus dem großherzoglich weimarischen Haupt- und Staatsarchwe, einer
wurde von der Gräfin O'Donnell zu Salzburg, ein fernerer von Professor
Schwarz zu Jena dem Herausgeber zur Benutzung eingehändigt, die meisten
übrigen hat Letzterer aus den weimarischen Archiven beigebracht, eine An¬
zahl endlich waren bereits durch den Drucks veröffentlicht. Die Briefe Karl
Augusts gehören mit wenigen Ausnahmen (es sind nur drei) den Jahren nach
1792 an.
Der Ton dieser vertraulichen Mittheilungen ist, namentlich bei den Von
Goethe herrührenden, sehr verschieden. Niemals zwar vergißt er ganz, daß er
der Diener und Unterthan, nicht der social gleichgestellte Freund ist. aber in
den Briesen der ersten Jahrzehnte treffen wir doch überall auf ein herzliches
Gefühl, eine innige Neigung und Fürsorge, eine frische fröhliche Freiheit, eine
offne Darlegung dessen, was ihm die Seele bewegt, häufig aus das Bewußt¬
sein einer Stellung, in der man sich etwas herausnehmen darf, bisweilen aus¬
gelassene Laune, mitunter auch ein derbes keckes Wort. Später, und zwar
schon lange vor Goethes Rücktritt von der Leitung des Theaters, wird das anders :
es ist zwar keine sehr merkliche Erkältung des Verhältnisses, aber wir suhlen doch
allenthalben heraus, daß der Briefsteller rcservirter und förmlicher geworden
ist, und in einigen Schreiben, die freilich nicht durchaus „vertraulicher" Natur
sind und deshalb eigentlich nicht alle in die Sammlung gehörten, nähert sich
seine Ausdrucksweise stark dem Byzantinerthum des modernen Hoffens.
Anders Karl August, dem seine höhere Stellung allerdings ein weniger
förmliches und ungezwungeneres Verhalten erleichterte, der dem Freunde aber
auch bis zuletzt, kurze und nicht starke Schwankungen ausgenommen, die volle
Innigkeit der ersten Liebe bewahrt zu haben scheint, wobei freilich nicht zu ver¬
gessen ist, daß er Goethe mehr verdankte als dieser ihm. Daß Goethe ihn
immer Sie nennt, während er von ihm mit Du angeredet wird, mag schon nach
kurzer Ueberlegung nicht mehr auffallen. Weniger erfreulich dagegen ist. wenn
der bürgerliche Freund Anreden des fürstlichen wie „mein Lieber". „lieber
Alter", „Ew. Liebden" (dies scherzhaft gebraucht), „lieber Getreuer", „Ew. Mck-
kanische Hohheit" (mit Beziehung auf Goethes Mahomet), „Ew. Wohlgelahrtheit"
oder „lieber Freund" (in mehren Briefen späterer Jahre), nachdem er sie in der
ersten Zeit, wie schön und recht, entweder mit dem einfachen Sie oder mit
„bester Herr", „gnädiger Herr" oder „bester Fürst" erwidert hat, zuletzt fast
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