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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

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Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit mit besonderer Rück¬
sicht auf politische und Culturgeschichte. Von Theodor Schacht. 7. Auflage,
vermehrt und größtenteils umgearbeitet, nebst 4 Karten und 3 Figurcntafeln.
Mainz, Verlag von C. G. Kurze. 1863. 895 S.

Ein vortreffliches Buch, die Anordnung des Stoffs, die Auswahl, die Dar¬
stellung gleich fehr zu loben, ganz besonders aber die geschickte Art und Weise, wie
der Verfasser die politischen Eigenschaften, die Verfassungen und die culturgeschicht-
liche Entwickelung der einzelnen Staaten und Völker zu charakterisiren weiß. Er
nimmt dabei einen Standpunkt ein, der dem d. Bl. beinahe durchgehends gleich ist.
Sehr gut ist feine Uebersicht über die Geschichte Deutschlands, sein Urtheil über die
neuesten Vorgänge in Italien, seine Charakteristik der Politik Napoleons des Dritten,
vor Allem aber das. was er über das Wesen des englischen Volkes sagt. "Wo ist eine
Nation," bemerkt er hier zum Schluß, "die sich gleicher fast zwei Jahrhunderte
dauernder Zustände hätte rühmen können? Acht aufeinanderfolgende Könige und,
wie verschieden auch von einander, doch gleichsam nur Einer! Victoria könnte sagen :
Dies herrliche Reich hinterlaß ich meinem Sohne und seinen Nachkommen ohne
Sorge für die Zukunft; sie werden es nicht verderben, sie können es nicht, solange
der englische Volkscharakter sich nicht verläugnet und der parlamentarischen Regierungs-
weise treu bleibt. -- In dieser Beziehung möchten wir die englische Verfassung mit
der Kunst und Literatur Altgricchcnlands vergleichen. Wie diese im Gebiete des
Schönen, so ist jene als der größte Fortschritt, in Staatseinrichtungen zum Leitstern
geworden. Am Studium der Alten hat sich schon mehrmals der künstlerische und
schriftstellerische Geschmack, wenn er ausgeartet war, wieder zurecht gefunden, und
die englische Verfassung wird den Vvlkslenkern stets zur Leuchte dienen, wenn es bei
Staatsreformen sich um den rechten Weg handelt, der einzuschlagen sei."






Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit mit besonderer Rück¬
sicht auf politische und Culturgeschichte. Von Theodor Schacht. 7. Auflage,
vermehrt und größtenteils umgearbeitet, nebst 4 Karten und 3 Figurcntafeln.
Mainz, Verlag von C. G. Kurze. 1863. 895 S.

Ein vortreffliches Buch, die Anordnung des Stoffs, die Auswahl, die Dar¬
stellung gleich fehr zu loben, ganz besonders aber die geschickte Art und Weise, wie
der Verfasser die politischen Eigenschaften, die Verfassungen und die culturgeschicht-
liche Entwickelung der einzelnen Staaten und Völker zu charakterisiren weiß. Er
nimmt dabei einen Standpunkt ein, der dem d. Bl. beinahe durchgehends gleich ist.
Sehr gut ist feine Uebersicht über die Geschichte Deutschlands, sein Urtheil über die
neuesten Vorgänge in Italien, seine Charakteristik der Politik Napoleons des Dritten,
vor Allem aber das. was er über das Wesen des englischen Volkes sagt. „Wo ist eine
Nation," bemerkt er hier zum Schluß, „die sich gleicher fast zwei Jahrhunderte
dauernder Zustände hätte rühmen können? Acht aufeinanderfolgende Könige und,
wie verschieden auch von einander, doch gleichsam nur Einer! Victoria könnte sagen :
Dies herrliche Reich hinterlaß ich meinem Sohne und seinen Nachkommen ohne
Sorge für die Zukunft; sie werden es nicht verderben, sie können es nicht, solange
der englische Volkscharakter sich nicht verläugnet und der parlamentarischen Regierungs-
weise treu bleibt. — In dieser Beziehung möchten wir die englische Verfassung mit
der Kunst und Literatur Altgricchcnlands vergleichen. Wie diese im Gebiete des
Schönen, so ist jene als der größte Fortschritt, in Staatseinrichtungen zum Leitstern
geworden. Am Studium der Alten hat sich schon mehrmals der künstlerische und
schriftstellerische Geschmack, wenn er ausgeartet war, wieder zurecht gefunden, und
die englische Verfassung wird den Vvlkslenkern stets zur Leuchte dienen, wenn es bei
Staatsreformen sich um den rechten Weg handelt, der einzuschlagen sei."






Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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[0488] Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit mit besonderer Rück¬ sicht auf politische und Culturgeschichte. Von Theodor Schacht. 7. Auflage, vermehrt und größtenteils umgearbeitet, nebst 4 Karten und 3 Figurcntafeln. Mainz, Verlag von C. G. Kurze. 1863. 895 S. Ein vortreffliches Buch, die Anordnung des Stoffs, die Auswahl, die Dar¬ stellung gleich fehr zu loben, ganz besonders aber die geschickte Art und Weise, wie der Verfasser die politischen Eigenschaften, die Verfassungen und die culturgeschicht- liche Entwickelung der einzelnen Staaten und Völker zu charakterisiren weiß. Er nimmt dabei einen Standpunkt ein, der dem d. Bl. beinahe durchgehends gleich ist. Sehr gut ist feine Uebersicht über die Geschichte Deutschlands, sein Urtheil über die neuesten Vorgänge in Italien, seine Charakteristik der Politik Napoleons des Dritten, vor Allem aber das. was er über das Wesen des englischen Volkes sagt. „Wo ist eine Nation," bemerkt er hier zum Schluß, „die sich gleicher fast zwei Jahrhunderte dauernder Zustände hätte rühmen können? Acht aufeinanderfolgende Könige und, wie verschieden auch von einander, doch gleichsam nur Einer! Victoria könnte sagen : Dies herrliche Reich hinterlaß ich meinem Sohne und seinen Nachkommen ohne Sorge für die Zukunft; sie werden es nicht verderben, sie können es nicht, solange der englische Volkscharakter sich nicht verläugnet und der parlamentarischen Regierungs- weise treu bleibt. — In dieser Beziehung möchten wir die englische Verfassung mit der Kunst und Literatur Altgricchcnlands vergleichen. Wie diese im Gebiete des Schönen, so ist jene als der größte Fortschritt, in Staatseinrichtungen zum Leitstern geworden. Am Studium der Alten hat sich schon mehrmals der künstlerische und schriftstellerische Geschmack, wenn er ausgeartet war, wieder zurecht gefunden, und die englische Verfassung wird den Vvlkslenkern stets zur Leuchte dienen, wenn es bei Staatsreformen sich um den rechten Weg handelt, der einzuschlagen sei." Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/488>, abgerufen am 15.01.2025.