Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.Zustände, hervorgerufen durch den unruhigen Geist des Proletariats, waren die Friedrich der Große und die Breslauer in den Jahren 1740 und 1741. Von Dr. Colmar Grünhag er. Breslau, Verlag von W. G. Korn. 1864. 224 S. Beschäftigt sich nach einem Blick aus die Zustände, die Stimmung und die Ver¬ Prinz Heinrich der Seefahrer und seine Zeit. Von Gustav de Veer. Mit einem Portrait und dem Grabmal des Prinzen Heinrich sowie mit zwei lithographirten Karten. Danzig, Verlag von A. W. Kafcmcmn. 1864. 268 S. Ein auf gründliches Studium namentlich portugiesischer Qucllenschriftsteiler basir- Zustände, hervorgerufen durch den unruhigen Geist des Proletariats, waren die Friedrich der Große und die Breslauer in den Jahren 1740 und 1741. Von Dr. Colmar Grünhag er. Breslau, Verlag von W. G. Korn. 1864. 224 S. Beschäftigt sich nach einem Blick aus die Zustände, die Stimmung und die Ver¬ Prinz Heinrich der Seefahrer und seine Zeit. Von Gustav de Veer. Mit einem Portrait und dem Grabmal des Prinzen Heinrich sowie mit zwei lithographirten Karten. Danzig, Verlag von A. W. Kafcmcmn. 1864. 268 S. Ein auf gründliches Studium namentlich portugiesischer Qucllenschriftsteiler basir- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0479" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116407"/> <p xml:id="ID_1591" prev="#ID_1590"> Zustände, hervorgerufen durch den unruhigen Geist des Proletariats, waren die<lb/> Hauptveranlassung des Untergangs der städtischen Freiheit. Auch von den in diesem<lb/> Streit eine Rolle spielenden Fürsten ist wenig Rühmliches zu melden. Kaiser Leo¬<lb/> pold erscheint als schwacher, sein Interesse verkennender Charakter, Johann Philipp<lb/> nur als geschickter Intriguant, der in der Wahl seiner Mittel keine Gewissensskrupel<lb/> kennt. Noch unerfreulicher, ja geradezu erbärmlich ist die Rolle, welche die sonst<lb/> noch Betheiligten, namentlich die sächsischen Fürsten spielten, deren Politik nur im<lb/> Hin- und Herschwanken Konsequenz zeigt, und die, wie an vielen andern traurigen<lb/> Ereignissen jenes Jahrhunderts, hauptsächlich die Schuld an der Niederlage Erfurts<lb/> trugen. Wird doch behauptet, daß der Kurfürst Johann Georg sich von Johann<lb/> Philipp mit 30 Fuder Wein habe bestechen lassen, die protestantischen Erfurter zu<lb/> 'verrathen. Der einzige Fürst, der hier rettend hätte eingreifen können, war Friedrich<lb/> Wilhelm, der große Kurfürst von Brandenburg, schon damals der Schild und Hort<lb/> des protestantischen Deutschland, und daß man sich statt an die kläglichen Sachsen-<lb/> fürsten nicht zu rechter Zeit an den energischen Brandenburger wendete, ist ein neuer<lb/> Beweis sür die Unfähigkeit der Männer, welche die Geschicke Erfurts zu lenken be¬<lb/> rufen waren. Er konnte helfen und er würde, wie der Verfasser zeigt, wirklich ge¬<lb/> holfen haben. Als die sächsischen Fürsten nach Eröffnung der Belagerung von Erfurt<lb/> einsahen, daß es Ernst wurde, beschlossen sie aus einem Convent zu Naumburg,<lb/> den Kurfürsten von Brandenburg zu ersuchen, sich der Stadt anzunehmen. Derselbe<lb/> zögerte keinen Augenblick, darauf einzugehen. Indeß kam sein Einspruch zu spät,<lb/> da die sächsische Gesandtschaft zu der Reise von Naumburg nach Berlin nicht weniger<lb/> als vierzehn Tage gebraucht hatte, und nun die Uebergabe schon erfolgt war.<lb/> Andernfalls hätte der hohenzollcrnsche Aar wahrscheinlich damals schon Erfurt unter<lb/> seine Fittige genommen, und mehr als ein Jahrhundert früher wäre sür die Stadt<lb/> die Zeit eingetreten, wo sie unter der Herrschaft gerechter, staatsklugcr und tapferer<lb/> Fürsten zu neuem Glänze erblühen und die besten Tage ihrer Vergangenheit zurück¬<lb/> kehren sehen sollte.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Friedrich der Große und die Breslauer in den Jahren 1740 und<lb/> 1741. Von Dr. Colmar Grünhag er. Breslau, Verlag von W. G. Korn.<lb/> 1864. 224 S.</head><lb/> <p xml:id="ID_1592"> Beschäftigt sich nach einem Blick aus die Zustände, die Stimmung und die Ver¬<lb/> fassung Breslaus vor Friedrichs des Großen Siegeszug nach Schlesien vorzüglich<lb/> mit der kleinen Revolution, welche in der Stadt dem Vertrage mit dem König vor¬<lb/> herging, mit dem ungewöhnlichen Schauspiel der von einer einzelnen Stadt während<lb/> des Kampfes zweier Großmächte eine Zeit lang festgehaltenen Neutralität, dem Hand¬<lb/> streich, durch welchen derselben ein Ende gemacht wurde, und den ersten Monaten<lb/> Preußischer Herrschaft. Die Verbindung des Materials, welches dem Verfasser mancher¬<lb/> lei Neues und die damalige Zeit Bezeichnendes bot, ist mit Geschick vollzogen, und<lb/> so werden Freunde von Localgeschichtcn das Buch mit Nutze» und Vergnügen lesen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Prinz Heinrich der Seefahrer und seine Zeit. Von Gustav de<lb/> Veer. 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Zustände, hervorgerufen durch den unruhigen Geist des Proletariats, waren die
Hauptveranlassung des Untergangs der städtischen Freiheit. Auch von den in diesem
Streit eine Rolle spielenden Fürsten ist wenig Rühmliches zu melden. Kaiser Leo¬
pold erscheint als schwacher, sein Interesse verkennender Charakter, Johann Philipp
nur als geschickter Intriguant, der in der Wahl seiner Mittel keine Gewissensskrupel
kennt. Noch unerfreulicher, ja geradezu erbärmlich ist die Rolle, welche die sonst
noch Betheiligten, namentlich die sächsischen Fürsten spielten, deren Politik nur im
Hin- und Herschwanken Konsequenz zeigt, und die, wie an vielen andern traurigen
Ereignissen jenes Jahrhunderts, hauptsächlich die Schuld an der Niederlage Erfurts
trugen. Wird doch behauptet, daß der Kurfürst Johann Georg sich von Johann
Philipp mit 30 Fuder Wein habe bestechen lassen, die protestantischen Erfurter zu
'verrathen. Der einzige Fürst, der hier rettend hätte eingreifen können, war Friedrich
Wilhelm, der große Kurfürst von Brandenburg, schon damals der Schild und Hort
des protestantischen Deutschland, und daß man sich statt an die kläglichen Sachsen-
fürsten nicht zu rechter Zeit an den energischen Brandenburger wendete, ist ein neuer
Beweis sür die Unfähigkeit der Männer, welche die Geschicke Erfurts zu lenken be¬
rufen waren. Er konnte helfen und er würde, wie der Verfasser zeigt, wirklich ge¬
holfen haben. Als die sächsischen Fürsten nach Eröffnung der Belagerung von Erfurt
einsahen, daß es Ernst wurde, beschlossen sie aus einem Convent zu Naumburg,
den Kurfürsten von Brandenburg zu ersuchen, sich der Stadt anzunehmen. Derselbe
zögerte keinen Augenblick, darauf einzugehen. Indeß kam sein Einspruch zu spät,
da die sächsische Gesandtschaft zu der Reise von Naumburg nach Berlin nicht weniger
als vierzehn Tage gebraucht hatte, und nun die Uebergabe schon erfolgt war.
Andernfalls hätte der hohenzollcrnsche Aar wahrscheinlich damals schon Erfurt unter
seine Fittige genommen, und mehr als ein Jahrhundert früher wäre sür die Stadt
die Zeit eingetreten, wo sie unter der Herrschaft gerechter, staatsklugcr und tapferer
Fürsten zu neuem Glänze erblühen und die besten Tage ihrer Vergangenheit zurück¬
kehren sehen sollte.
Friedrich der Große und die Breslauer in den Jahren 1740 und
1741. Von Dr. Colmar Grünhag er. Breslau, Verlag von W. G. Korn.
1864. 224 S.
Beschäftigt sich nach einem Blick aus die Zustände, die Stimmung und die Ver¬
fassung Breslaus vor Friedrichs des Großen Siegeszug nach Schlesien vorzüglich
mit der kleinen Revolution, welche in der Stadt dem Vertrage mit dem König vor¬
herging, mit dem ungewöhnlichen Schauspiel der von einer einzelnen Stadt während
des Kampfes zweier Großmächte eine Zeit lang festgehaltenen Neutralität, dem Hand¬
streich, durch welchen derselben ein Ende gemacht wurde, und den ersten Monaten
Preußischer Herrschaft. Die Verbindung des Materials, welches dem Verfasser mancher¬
lei Neues und die damalige Zeit Bezeichnendes bot, ist mit Geschick vollzogen, und
so werden Freunde von Localgeschichtcn das Buch mit Nutze» und Vergnügen lesen.
Prinz Heinrich der Seefahrer und seine Zeit. Von Gustav de
Veer. Mit einem Portrait und dem Grabmal des Prinzen Heinrich sowie mit zwei
lithographirten Karten. Danzig, Verlag von A. W. Kafcmcmn. 1864. 268 S.
Ein auf gründliches Studium namentlich portugiesischer Qucllenschriftsteiler basir-
tcr, wohlgcschricbcner und auch dem Verständniß und Interesse des größern Puhu-
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