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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

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derungen und haben sich in ganz Deutschland behufs Rewzucht, mehr noch der
Kreuzung wegen eingeführt. Langwollige englische Schafe wiegen 130--200 Pfund
das Stück, kurzwollige 80-130 Pfund. Der Centner Fleisch wird in Deutsch¬
land fett mit 10--16 Thlr. bezahlt, während man es in England nicht nur
im Allgemeinen zu höherem Preise, sondern auch lediglich nach Qualität ver¬
schieden hoch (Aroma) verlauft.

Die Schweinezucht hat den Vortheil, daß sie nur einen Zweck verfolgt,
und in ihr das Ziel der Zucht rascher erreicht werden kann, als bei anderen
Thieren. Die natürlichen Racen der Schweine sangen an zu verschwinden,
obgleich erst seit Anfang dieses Jahrhunderts die Cultur nach einem Zweck
züchtet. Wiewohl die Naturracen der Schweine nicht das leicht Unterscheidbare
tragen, wie die Racen anderer Thiere und auch eine bestimmte Race selten lange
dieselbe blieb, so haben die Zoologen doch eine ganze Zahl von Naturracen
benannt. Für die Landwirthschaft hatten hingegen nur wenige Racen einen
Werth, der zum Aufbau von Culturracen ermuntern konnte.

In Mitteleuropa und Frankreich war das Schwein im vorigen Jahrhundert
in zwei Racen vorhanden: es gab ein großes und ein kleines Schwein. Zeichnete
sich schon damals eine oder die andere Gegend durch sorgfältigere Zucht aus,
so war doch der Uebergang zur Cultur erst mit Ende des vorigen Jahrhunderts
möglich und durch Kreuzung mit dem neapolitanischen Eber des Lord Western
begonnen. Das neapolitanische Schwein, unbestritten eine natürliche Race
(was z. B. vom chinesischen nicht gesagt werden kann), ist als Reinvieh keines¬
wegs ein außergewöhnlich gutes Thier zu nennen. Es ist klein, hat einen mi߬
gestalteten Kopf und bildet keinen festen Speck, sondern eine zu fette Fleisch¬
qualität. Doch ist es von seiner Haut, wird rasch ausgebildet, hat zartes
Fleisch. Die Kreuzung gelang. Allein die heutigen Culturracen sind lediglich
durch verständnißvolle Zucht so weit gekommen. Je nach den Zwecken der
Züchtung zielte man auf Körperschwere, Fleischqualität, Frühreife. Ausgestellt
waren von englischen Racen: Yorkshire-, Berkshire-, Prinz-Albert-Race, Suffolk,
Gloucestershire und Kreuzungen. Am meisten wurden die Schweine von
Hickmann, (Hull. Yorkshire, England) bewundert. Insbesondere dessen 4 Jahr
2 Monate alter Eber Garibaldi, seine Nancy Eyres und Alice Maud, jedes
Thier 8--9 Centner schwer.

Von deutschen Racen waren das holsteinische großohrige und das West-
Phälische, dann Kreuzungen mit englischen Stämmen erschienen- Sehen hätte
sich sollen lassen das schlanstedter Schwein des Herrn Amtsrath Nimpau zu
Schlanstedt, das früh schwer wird, nicht allzufett und beliebter ist, als manche
rein englische Race. Das Mische Schwein aus Würtemberg, das düsselthaler
aus Baden hatten sich nicht vertreten lassen und Wurden vermißt.

Gern hätte ich eine Classe Thiere gesehen, die zu überschreiben gewesen


Grenzboten IV. 1863. S9

derungen und haben sich in ganz Deutschland behufs Rewzucht, mehr noch der
Kreuzung wegen eingeführt. Langwollige englische Schafe wiegen 130—200 Pfund
das Stück, kurzwollige 80-130 Pfund. Der Centner Fleisch wird in Deutsch¬
land fett mit 10—16 Thlr. bezahlt, während man es in England nicht nur
im Allgemeinen zu höherem Preise, sondern auch lediglich nach Qualität ver¬
schieden hoch (Aroma) verlauft.

Die Schweinezucht hat den Vortheil, daß sie nur einen Zweck verfolgt,
und in ihr das Ziel der Zucht rascher erreicht werden kann, als bei anderen
Thieren. Die natürlichen Racen der Schweine sangen an zu verschwinden,
obgleich erst seit Anfang dieses Jahrhunderts die Cultur nach einem Zweck
züchtet. Wiewohl die Naturracen der Schweine nicht das leicht Unterscheidbare
tragen, wie die Racen anderer Thiere und auch eine bestimmte Race selten lange
dieselbe blieb, so haben die Zoologen doch eine ganze Zahl von Naturracen
benannt. Für die Landwirthschaft hatten hingegen nur wenige Racen einen
Werth, der zum Aufbau von Culturracen ermuntern konnte.

In Mitteleuropa und Frankreich war das Schwein im vorigen Jahrhundert
in zwei Racen vorhanden: es gab ein großes und ein kleines Schwein. Zeichnete
sich schon damals eine oder die andere Gegend durch sorgfältigere Zucht aus,
so war doch der Uebergang zur Cultur erst mit Ende des vorigen Jahrhunderts
möglich und durch Kreuzung mit dem neapolitanischen Eber des Lord Western
begonnen. Das neapolitanische Schwein, unbestritten eine natürliche Race
(was z. B. vom chinesischen nicht gesagt werden kann), ist als Reinvieh keines¬
wegs ein außergewöhnlich gutes Thier zu nennen. Es ist klein, hat einen mi߬
gestalteten Kopf und bildet keinen festen Speck, sondern eine zu fette Fleisch¬
qualität. Doch ist es von seiner Haut, wird rasch ausgebildet, hat zartes
Fleisch. Die Kreuzung gelang. Allein die heutigen Culturracen sind lediglich
durch verständnißvolle Zucht so weit gekommen. Je nach den Zwecken der
Züchtung zielte man auf Körperschwere, Fleischqualität, Frühreife. Ausgestellt
waren von englischen Racen: Yorkshire-, Berkshire-, Prinz-Albert-Race, Suffolk,
Gloucestershire und Kreuzungen. Am meisten wurden die Schweine von
Hickmann, (Hull. Yorkshire, England) bewundert. Insbesondere dessen 4 Jahr
2 Monate alter Eber Garibaldi, seine Nancy Eyres und Alice Maud, jedes
Thier 8—9 Centner schwer.

Von deutschen Racen waren das holsteinische großohrige und das West-
Phälische, dann Kreuzungen mit englischen Stämmen erschienen- Sehen hätte
sich sollen lassen das schlanstedter Schwein des Herrn Amtsrath Nimpau zu
Schlanstedt, das früh schwer wird, nicht allzufett und beliebter ist, als manche
rein englische Race. Das Mische Schwein aus Würtemberg, das düsselthaler
aus Baden hatten sich nicht vertreten lassen und Wurden vermißt.

Gern hätte ich eine Classe Thiere gesehen, die zu überschreiben gewesen


Grenzboten IV. 1863. S9
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[0473] derungen und haben sich in ganz Deutschland behufs Rewzucht, mehr noch der Kreuzung wegen eingeführt. Langwollige englische Schafe wiegen 130—200 Pfund das Stück, kurzwollige 80-130 Pfund. Der Centner Fleisch wird in Deutsch¬ land fett mit 10—16 Thlr. bezahlt, während man es in England nicht nur im Allgemeinen zu höherem Preise, sondern auch lediglich nach Qualität ver¬ schieden hoch (Aroma) verlauft. Die Schweinezucht hat den Vortheil, daß sie nur einen Zweck verfolgt, und in ihr das Ziel der Zucht rascher erreicht werden kann, als bei anderen Thieren. Die natürlichen Racen der Schweine sangen an zu verschwinden, obgleich erst seit Anfang dieses Jahrhunderts die Cultur nach einem Zweck züchtet. Wiewohl die Naturracen der Schweine nicht das leicht Unterscheidbare tragen, wie die Racen anderer Thiere und auch eine bestimmte Race selten lange dieselbe blieb, so haben die Zoologen doch eine ganze Zahl von Naturracen benannt. Für die Landwirthschaft hatten hingegen nur wenige Racen einen Werth, der zum Aufbau von Culturracen ermuntern konnte. In Mitteleuropa und Frankreich war das Schwein im vorigen Jahrhundert in zwei Racen vorhanden: es gab ein großes und ein kleines Schwein. Zeichnete sich schon damals eine oder die andere Gegend durch sorgfältigere Zucht aus, so war doch der Uebergang zur Cultur erst mit Ende des vorigen Jahrhunderts möglich und durch Kreuzung mit dem neapolitanischen Eber des Lord Western begonnen. Das neapolitanische Schwein, unbestritten eine natürliche Race (was z. B. vom chinesischen nicht gesagt werden kann), ist als Reinvieh keines¬ wegs ein außergewöhnlich gutes Thier zu nennen. Es ist klein, hat einen mi߬ gestalteten Kopf und bildet keinen festen Speck, sondern eine zu fette Fleisch¬ qualität. Doch ist es von seiner Haut, wird rasch ausgebildet, hat zartes Fleisch. Die Kreuzung gelang. Allein die heutigen Culturracen sind lediglich durch verständnißvolle Zucht so weit gekommen. Je nach den Zwecken der Züchtung zielte man auf Körperschwere, Fleischqualität, Frühreife. Ausgestellt waren von englischen Racen: Yorkshire-, Berkshire-, Prinz-Albert-Race, Suffolk, Gloucestershire und Kreuzungen. Am meisten wurden die Schweine von Hickmann, (Hull. Yorkshire, England) bewundert. Insbesondere dessen 4 Jahr 2 Monate alter Eber Garibaldi, seine Nancy Eyres und Alice Maud, jedes Thier 8—9 Centner schwer. Von deutschen Racen waren das holsteinische großohrige und das West- Phälische, dann Kreuzungen mit englischen Stämmen erschienen- Sehen hätte sich sollen lassen das schlanstedter Schwein des Herrn Amtsrath Nimpau zu Schlanstedt, das früh schwer wird, nicht allzufett und beliebter ist, als manche rein englische Race. Das Mische Schwein aus Würtemberg, das düsselthaler aus Baden hatten sich nicht vertreten lassen und Wurden vermißt. Gern hätte ich eine Classe Thiere gesehen, die zu überschreiben gewesen Grenzboten IV. 1863. S9

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/473>, abgerufen am 15.01.2025.