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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

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auch jedermann durch geschmackvolle Architektonik entzückte. Der Aufstellungs¬
platz -- 3 Millionen Quadratfuß -- war überaus geräumig, und selbst der
stärkste Besuch konnte nicht wohl Ueberfüllung bewirken. Von der Straße aus
gesehen, nahm sich das Ganze wie ein großes Dorf aus, das mit leichter
Bretterwand sich umzäunt habe. Diese ungeheure Wand wurde von der Neu¬
gierde mehre Tage zuvor lebhaft umkreist, und sehr vergnügt und stolz zeigte
sich, wer, aus der Pforte wieder entkommen, seinen neidischen Genossen kolos¬
sale Beschreibungen der "Herrlichkeit von diese veele Dings" -- von "de
groote Swine und de lütge Hühner und de olle Schaaf" liefern konnte.

Zum Eröffnungstag, dem glänzendsten, da er durchaus von heiterem Wet¬
ter begünstigt war und, des hohen Euer<5 wegen, nur die vornehme Welt
und die Fachmänner sich eingefunden hatten, waren die Ausstellungsgebäude
mit zahllosen Flaggen geschmückt und die Besucher dadurch in die festlichste
Stimmung versetzt worden. Der Eintretende empfing in der That einen über¬
raschenden Eindruck.

Rechts und links stehn je drei Schuppen, die landwirthschaftlichen Erzeug¬
nisse aller Art enthaltend, und längs der Bretterwand die beiden Häuser des
Federviehs. Geradeaus hebt sich das Portal, bunt beflaggt und mit den Wap¬
pen Englands, Preußens, Oestreichs. Frankreichs versehen, darunter die
Thürme Hamburgs und in Rundschrift die Worte: "Internationale land-
wirthschaftliche Ausstellung".

Treten wir durch dieses Thor, so gelangen wir in einen reichen und
prachtvollen Garten, der die Blumenausstellung repräsentirt. Ein großes Bas¬
sin liegt in der Tiefe, ein Springbrunnen schafft romantisches Geplätscher,
herrliche Wasserpflanzen entsteigen dem Bassin. Rings um dieses führt ein an¬
genehmer Weg, und eine Terrasse hebt den Boden wieder auf die Gesammt-
fläche. In Form einer Rotunde, links und rechts sind die Blumen in fesseln¬
der Pracht aufgestellt. Nachdem wir uns von diesem schönen Bilde losgerissen,
gelangen wir, aus der Rotunde tretend, zu dem Musikpavillon, welcher, auf er¬
höhtem Terrain aus leichtem Balkenwerk erbaut und mit Geschmack verziert,
ein roth-weißes Zelt bildet, das zu jeder Zeit ausruhende Besucher aufnahm.

Ueberblicken wir von hier das ungeheure schaufelt!

Hinter uns liegt die Blumenausstellung zwischen 16 bedeckten Schafställen
zur rechten und 8 Schweineschuppen zur linken Seite. Gerade vor uns ist das
Restaurationsgebäude in Mitten von anderen Ställen errichtet, welche das
Rindvieh aufnehmen. Es sind dies zusammen 25 Schuppen. Uns zur Rech¬
ten ziehen sich 12 bedeckte Maschinenräume hin, und ganz in der Ferne sehen
wir auf die im Freien arbeitenden Locomobilen, Dampfmaschinen, Pumpen.
Dresch- und Häckselmaschinen. Die Restauration umgehend, gelangen wir von
hier nach einem geräumigen freien Platz, welchen die Commissariats- und Ver-


Grenzbotm IV. 18os. 68

auch jedermann durch geschmackvolle Architektonik entzückte. Der Aufstellungs¬
platz — 3 Millionen Quadratfuß — war überaus geräumig, und selbst der
stärkste Besuch konnte nicht wohl Ueberfüllung bewirken. Von der Straße aus
gesehen, nahm sich das Ganze wie ein großes Dorf aus, das mit leichter
Bretterwand sich umzäunt habe. Diese ungeheure Wand wurde von der Neu¬
gierde mehre Tage zuvor lebhaft umkreist, und sehr vergnügt und stolz zeigte
sich, wer, aus der Pforte wieder entkommen, seinen neidischen Genossen kolos¬
sale Beschreibungen der „Herrlichkeit von diese veele Dings" — von „de
groote Swine und de lütge Hühner und de olle Schaaf" liefern konnte.

Zum Eröffnungstag, dem glänzendsten, da er durchaus von heiterem Wet¬
ter begünstigt war und, des hohen Euer<5 wegen, nur die vornehme Welt
und die Fachmänner sich eingefunden hatten, waren die Ausstellungsgebäude
mit zahllosen Flaggen geschmückt und die Besucher dadurch in die festlichste
Stimmung versetzt worden. Der Eintretende empfing in der That einen über¬
raschenden Eindruck.

Rechts und links stehn je drei Schuppen, die landwirthschaftlichen Erzeug¬
nisse aller Art enthaltend, und längs der Bretterwand die beiden Häuser des
Federviehs. Geradeaus hebt sich das Portal, bunt beflaggt und mit den Wap¬
pen Englands, Preußens, Oestreichs. Frankreichs versehen, darunter die
Thürme Hamburgs und in Rundschrift die Worte: „Internationale land-
wirthschaftliche Ausstellung".

Treten wir durch dieses Thor, so gelangen wir in einen reichen und
prachtvollen Garten, der die Blumenausstellung repräsentirt. Ein großes Bas¬
sin liegt in der Tiefe, ein Springbrunnen schafft romantisches Geplätscher,
herrliche Wasserpflanzen entsteigen dem Bassin. Rings um dieses führt ein an¬
genehmer Weg, und eine Terrasse hebt den Boden wieder auf die Gesammt-
fläche. In Form einer Rotunde, links und rechts sind die Blumen in fesseln¬
der Pracht aufgestellt. Nachdem wir uns von diesem schönen Bilde losgerissen,
gelangen wir, aus der Rotunde tretend, zu dem Musikpavillon, welcher, auf er¬
höhtem Terrain aus leichtem Balkenwerk erbaut und mit Geschmack verziert,
ein roth-weißes Zelt bildet, das zu jeder Zeit ausruhende Besucher aufnahm.

Ueberblicken wir von hier das ungeheure schaufelt!

Hinter uns liegt die Blumenausstellung zwischen 16 bedeckten Schafställen
zur rechten und 8 Schweineschuppen zur linken Seite. Gerade vor uns ist das
Restaurationsgebäude in Mitten von anderen Ställen errichtet, welche das
Rindvieh aufnehmen. Es sind dies zusammen 25 Schuppen. Uns zur Rech¬
ten ziehen sich 12 bedeckte Maschinenräume hin, und ganz in der Ferne sehen
wir auf die im Freien arbeitenden Locomobilen, Dampfmaschinen, Pumpen.
Dresch- und Häckselmaschinen. Die Restauration umgehend, gelangen wir von
hier nach einem geräumigen freien Platz, welchen die Commissariats- und Ver-


Grenzbotm IV. 18os. 68
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[0465] auch jedermann durch geschmackvolle Architektonik entzückte. Der Aufstellungs¬ platz — 3 Millionen Quadratfuß — war überaus geräumig, und selbst der stärkste Besuch konnte nicht wohl Ueberfüllung bewirken. Von der Straße aus gesehen, nahm sich das Ganze wie ein großes Dorf aus, das mit leichter Bretterwand sich umzäunt habe. Diese ungeheure Wand wurde von der Neu¬ gierde mehre Tage zuvor lebhaft umkreist, und sehr vergnügt und stolz zeigte sich, wer, aus der Pforte wieder entkommen, seinen neidischen Genossen kolos¬ sale Beschreibungen der „Herrlichkeit von diese veele Dings" — von „de groote Swine und de lütge Hühner und de olle Schaaf" liefern konnte. Zum Eröffnungstag, dem glänzendsten, da er durchaus von heiterem Wet¬ ter begünstigt war und, des hohen Euer<5 wegen, nur die vornehme Welt und die Fachmänner sich eingefunden hatten, waren die Ausstellungsgebäude mit zahllosen Flaggen geschmückt und die Besucher dadurch in die festlichste Stimmung versetzt worden. Der Eintretende empfing in der That einen über¬ raschenden Eindruck. Rechts und links stehn je drei Schuppen, die landwirthschaftlichen Erzeug¬ nisse aller Art enthaltend, und längs der Bretterwand die beiden Häuser des Federviehs. Geradeaus hebt sich das Portal, bunt beflaggt und mit den Wap¬ pen Englands, Preußens, Oestreichs. Frankreichs versehen, darunter die Thürme Hamburgs und in Rundschrift die Worte: „Internationale land- wirthschaftliche Ausstellung". Treten wir durch dieses Thor, so gelangen wir in einen reichen und prachtvollen Garten, der die Blumenausstellung repräsentirt. Ein großes Bas¬ sin liegt in der Tiefe, ein Springbrunnen schafft romantisches Geplätscher, herrliche Wasserpflanzen entsteigen dem Bassin. Rings um dieses führt ein an¬ genehmer Weg, und eine Terrasse hebt den Boden wieder auf die Gesammt- fläche. In Form einer Rotunde, links und rechts sind die Blumen in fesseln¬ der Pracht aufgestellt. Nachdem wir uns von diesem schönen Bilde losgerissen, gelangen wir, aus der Rotunde tretend, zu dem Musikpavillon, welcher, auf er¬ höhtem Terrain aus leichtem Balkenwerk erbaut und mit Geschmack verziert, ein roth-weißes Zelt bildet, das zu jeder Zeit ausruhende Besucher aufnahm. Ueberblicken wir von hier das ungeheure schaufelt! Hinter uns liegt die Blumenausstellung zwischen 16 bedeckten Schafställen zur rechten und 8 Schweineschuppen zur linken Seite. Gerade vor uns ist das Restaurationsgebäude in Mitten von anderen Ställen errichtet, welche das Rindvieh aufnehmen. Es sind dies zusammen 25 Schuppen. Uns zur Rech¬ ten ziehen sich 12 bedeckte Maschinenräume hin, und ganz in der Ferne sehen wir auf die im Freien arbeitenden Locomobilen, Dampfmaschinen, Pumpen. Dresch- und Häckselmaschinen. Die Restauration umgehend, gelangen wir von hier nach einem geräumigen freien Platz, welchen die Commissariats- und Ver- Grenzbotm IV. 18os. 68

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/465>, abgerufen am 15.01.2025.