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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

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der Ueberlegung der Herren Diplomaten. Wir lassen es dahin gestellt sein, ob es
einem klugen und energischen Fürsten (was Christian der Neunte offenbar nicht
ist) möglich wäre, besonders günstige Umstände hemmend, die Beschränkungen seiner
Macht durch die jetzt geltende Verfassung für fortan ungiltig zu erklären und
die alte Cabinetsregicrung wieder einzuführen. Wir meinen nur, das dies bei
der in allen Schichten vvllzogncn Demokratifirung des Volkes und der insularen
Lage der Haupttheile des Landes, die eine wirksame Intervention bismarckscher
und rechhergschcr Politik in letzterem ausschließt, ein hartes Stück Arbeit sein
würde. Eins aher ist sicher: ein constitutioneller Beherrscher der dänischen
Monarchie, welcher in Verfassung und Verwaltung, in der Verwendung zum
Staatsdienst, in der Berücksichtigung der Sprachverhältnisse, in Betreff der Finan¬
zen und der materiellen Interessen überhaupt eine wirklich paritätische Stellung
der beiden Nationalitäten durchsetzen wollte, würde keinen Minister mit dänischen
Namen finden, seine Anordnungen zu vollstrecken, kein dänisches Bataillon,
seinen Befehlen Gehorsam zu verschaffen. Binnen Kurzem würde entweder die
Fahne der Republik auf seinem Schlosse wehen oder -- die schwedische.

Mit den Maßregeln, die der deutsche Bund beliebt hat, wird selbst im bestem
Fall nichts erreicht werden in Schleswig-Holstein als neue Versprechungen die
alten Versprechungen zu erfüllen, als eine Wiederholung der Kette von Noten
und Denkschriften, die uns von 1832 bis 1863 langweilten. Die Schließung
der offnen Wunde, an der Deutschland und ganz Europa hier krankt, ist einzig
und allein durch die Trenn un g der Herzogthümer von Dänemark zu erreichen.
So will es das Recht, so will es unser und so will es selbst das rechtvcr-
standene dänische Interesse. Wir heben Herzog Friedrich auf den Schild, weil
er in seiner Person ein Princip verkörpert, das Princip eben der Trennung.
Wer anders will oder zu wollen vorgibt, dient lediglich einer diplomatischen
Intrigue.




Jllllstrirte WeihnachtMicher.

Den ersten Rang unter den für die Kinderwelt bestimmten Wcihnachtsbüchcrn
dieses Jahres nehmen ohne Zweifel die beiden Gaben ein, welche Oskar Pietsch
darbietet: ..Gute Freundschaft. Eine Geschichte für Damen, aber für kleine"
und: "Was willst Du werden? Zweite Reihe", beide im Verlag der Wcidmann-
schen Buchhandlung zu Berlin erschienen. Was Rudolf Reichenau mit der Feder des
Schriftstellers, das ist Pietsch mit dem Stift des Zeichners, und namentlich die erst¬
genannte dieser neuen kleinen Bildergalerien seiner Erfindung, die uns auf 20 Blät¬
tern die Begebenheiten einer Freundschaft von zwei jungen Damen im Alter zwischen
der ersten guten Puppe und dem Abcbuch erzählt, ist reich an Cabinetsstückchen
eines höchst wohlthuenden Humors. Allerliebst introducirt sich uns das Verhältniß


der Ueberlegung der Herren Diplomaten. Wir lassen es dahin gestellt sein, ob es
einem klugen und energischen Fürsten (was Christian der Neunte offenbar nicht
ist) möglich wäre, besonders günstige Umstände hemmend, die Beschränkungen seiner
Macht durch die jetzt geltende Verfassung für fortan ungiltig zu erklären und
die alte Cabinetsregicrung wieder einzuführen. Wir meinen nur, das dies bei
der in allen Schichten vvllzogncn Demokratifirung des Volkes und der insularen
Lage der Haupttheile des Landes, die eine wirksame Intervention bismarckscher
und rechhergschcr Politik in letzterem ausschließt, ein hartes Stück Arbeit sein
würde. Eins aher ist sicher: ein constitutioneller Beherrscher der dänischen
Monarchie, welcher in Verfassung und Verwaltung, in der Verwendung zum
Staatsdienst, in der Berücksichtigung der Sprachverhältnisse, in Betreff der Finan¬
zen und der materiellen Interessen überhaupt eine wirklich paritätische Stellung
der beiden Nationalitäten durchsetzen wollte, würde keinen Minister mit dänischen
Namen finden, seine Anordnungen zu vollstrecken, kein dänisches Bataillon,
seinen Befehlen Gehorsam zu verschaffen. Binnen Kurzem würde entweder die
Fahne der Republik auf seinem Schlosse wehen oder — die schwedische.

Mit den Maßregeln, die der deutsche Bund beliebt hat, wird selbst im bestem
Fall nichts erreicht werden in Schleswig-Holstein als neue Versprechungen die
alten Versprechungen zu erfüllen, als eine Wiederholung der Kette von Noten
und Denkschriften, die uns von 1832 bis 1863 langweilten. Die Schließung
der offnen Wunde, an der Deutschland und ganz Europa hier krankt, ist einzig
und allein durch die Trenn un g der Herzogthümer von Dänemark zu erreichen.
So will es das Recht, so will es unser und so will es selbst das rechtvcr-
standene dänische Interesse. Wir heben Herzog Friedrich auf den Schild, weil
er in seiner Person ein Princip verkörpert, das Princip eben der Trennung.
Wer anders will oder zu wollen vorgibt, dient lediglich einer diplomatischen
Intrigue.




Jllllstrirte WeihnachtMicher.

Den ersten Rang unter den für die Kinderwelt bestimmten Wcihnachtsbüchcrn
dieses Jahres nehmen ohne Zweifel die beiden Gaben ein, welche Oskar Pietsch
darbietet: ..Gute Freundschaft. Eine Geschichte für Damen, aber für kleine"
und: „Was willst Du werden? Zweite Reihe", beide im Verlag der Wcidmann-
schen Buchhandlung zu Berlin erschienen. Was Rudolf Reichenau mit der Feder des
Schriftstellers, das ist Pietsch mit dem Stift des Zeichners, und namentlich die erst¬
genannte dieser neuen kleinen Bildergalerien seiner Erfindung, die uns auf 20 Blät¬
tern die Begebenheiten einer Freundschaft von zwei jungen Damen im Alter zwischen
der ersten guten Puppe und dem Abcbuch erzählt, ist reich an Cabinetsstückchen
eines höchst wohlthuenden Humors. Allerliebst introducirt sich uns das Verhältniß


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[0446] der Ueberlegung der Herren Diplomaten. Wir lassen es dahin gestellt sein, ob es einem klugen und energischen Fürsten (was Christian der Neunte offenbar nicht ist) möglich wäre, besonders günstige Umstände hemmend, die Beschränkungen seiner Macht durch die jetzt geltende Verfassung für fortan ungiltig zu erklären und die alte Cabinetsregicrung wieder einzuführen. Wir meinen nur, das dies bei der in allen Schichten vvllzogncn Demokratifirung des Volkes und der insularen Lage der Haupttheile des Landes, die eine wirksame Intervention bismarckscher und rechhergschcr Politik in letzterem ausschließt, ein hartes Stück Arbeit sein würde. Eins aher ist sicher: ein constitutioneller Beherrscher der dänischen Monarchie, welcher in Verfassung und Verwaltung, in der Verwendung zum Staatsdienst, in der Berücksichtigung der Sprachverhältnisse, in Betreff der Finan¬ zen und der materiellen Interessen überhaupt eine wirklich paritätische Stellung der beiden Nationalitäten durchsetzen wollte, würde keinen Minister mit dänischen Namen finden, seine Anordnungen zu vollstrecken, kein dänisches Bataillon, seinen Befehlen Gehorsam zu verschaffen. Binnen Kurzem würde entweder die Fahne der Republik auf seinem Schlosse wehen oder — die schwedische. Mit den Maßregeln, die der deutsche Bund beliebt hat, wird selbst im bestem Fall nichts erreicht werden in Schleswig-Holstein als neue Versprechungen die alten Versprechungen zu erfüllen, als eine Wiederholung der Kette von Noten und Denkschriften, die uns von 1832 bis 1863 langweilten. Die Schließung der offnen Wunde, an der Deutschland und ganz Europa hier krankt, ist einzig und allein durch die Trenn un g der Herzogthümer von Dänemark zu erreichen. So will es das Recht, so will es unser und so will es selbst das rechtvcr- standene dänische Interesse. Wir heben Herzog Friedrich auf den Schild, weil er in seiner Person ein Princip verkörpert, das Princip eben der Trennung. Wer anders will oder zu wollen vorgibt, dient lediglich einer diplomatischen Intrigue. Jllllstrirte WeihnachtMicher. Den ersten Rang unter den für die Kinderwelt bestimmten Wcihnachtsbüchcrn dieses Jahres nehmen ohne Zweifel die beiden Gaben ein, welche Oskar Pietsch darbietet: ..Gute Freundschaft. Eine Geschichte für Damen, aber für kleine" und: „Was willst Du werden? Zweite Reihe", beide im Verlag der Wcidmann- schen Buchhandlung zu Berlin erschienen. Was Rudolf Reichenau mit der Feder des Schriftstellers, das ist Pietsch mit dem Stift des Zeichners, und namentlich die erst¬ genannte dieser neuen kleinen Bildergalerien seiner Erfindung, die uns auf 20 Blät¬ tern die Begebenheiten einer Freundschaft von zwei jungen Damen im Alter zwischen der ersten guten Puppe und dem Abcbuch erzählt, ist reich an Cabinetsstückchen eines höchst wohlthuenden Humors. Allerliebst introducirt sich uns das Verhältniß

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/446>, abgerufen am 15.01.2025.