Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.Präsidentenwahl war vielleicht die erhöhte Stimmung des Augenblicks nickt Die deutsche Lmidtvirthschast sonst und jetzt von Reinhard Schaum. 3. Wahrend so die Praxis der Landwirthschaft auf dem Wege der Erfahrung Lächeln müssen wir nun selbst über die Meinung unseres Thaer, nach Ich sagte, daß de Saussure, welcher schon 1800 auch die Phosphorsäure Präsidentenwahl war vielleicht die erhöhte Stimmung des Augenblicks nickt Die deutsche Lmidtvirthschast sonst und jetzt von Reinhard Schaum. 3. Wahrend so die Praxis der Landwirthschaft auf dem Wege der Erfahrung Lächeln müssen wir nun selbst über die Meinung unseres Thaer, nach Ich sagte, daß de Saussure, welcher schon 1800 auch die Phosphorsäure <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0432" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116360"/> <p xml:id="ID_1423" prev="#ID_1422"> Präsidentenwahl war vielleicht die erhöhte Stimmung des Augenblicks nickt<lb/> ganz ohne Einfluß. Die drei dem König zur Bestätigung präsentirten Ab¬<lb/> geordneten, Duvernoy, Probst und Weber gehören den liberalen Fractionen<lb/> des Hauses an, und die Mehrheit, welche sie gegen den Candidaten der neck¬<lb/> ten. Freiherrn v. Varnbühler, hatten, war stärker, als sie der linken Seite<lb/><note type="byline"> 7.</note> bisher in der Regel zu Gebot stand. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die deutsche Lmidtvirthschast sonst und jetzt<lb/> von<lb/><note type="byline"> Reinhard Schaum.</note> 3.</head><lb/> <p xml:id="ID_1424"> Wahrend so die Praxis der Landwirthschaft auf dem Wege der Erfahrung<lb/> langsam, aber sicher sich die Erfolge der Technik und Technologie zuwendend,<lb/> mit großen Schritten vorwärts ging, hatte die Landwirthschaftsl eh r e jene<lb/> Erschüttcrungskrant'selten, die aus Zweifel und Kämpfen, aus Auftauchen und<lb/> Verschwinden curioser Ideen zusammengesetzt sind und durch Ehrgeiz und Neid<lb/> zu hitzigen werden, ähnlich wie hundert Jahre vorher zu besteh». Noch scheint<lb/> sie nicht soweit genesen zu sein, daß sie der unterdessen bedeutend vorwärts ge¬<lb/> gangenen Praxis wieder als sichere Führerin voranleuchten könnte. Aber aus<lb/> ihren noch unfertigen Aeußerungen, Resultaten des Dcnkprocesfes einiger Jahr¬<lb/> zehnte, und aus dem Getöse, das die Fehden verursachten, aus dem Geklapper<lb/> mit Retorten, Kolben und Waagen haben wir Landwirthe doch manche schätz¬<lb/> bare Weisung erhörest, und, soweit wir es verantworten konnten, eifrig nach<lb/> derselben gehandelt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1425"> Lächeln müssen wir nun selbst über die Meinung unseres Thaer, nach<lb/> welcher die Knochenerde nicht düngen, nur der innewohnende Leim etwas wirken<lb/> sollte. Nicht minder aber lachen konnten wir, als man begann, sämmtliches<lb/> Vieh als Ballast der Wirthschaft zu erklären und es aus den Ställen verbannen<lb/> zu können wähnte! Mlsbald lehrten die gestiegenen Preise des Guanos und der<lb/> Phosphate und — 0 Wunder! — sämmtlicher Viehproducte, daß man nicht<lb/> ungestraft Enthusiast sein darf. Glücklicher Weise sind die Zeiten vorüber, in<lb/> welchen der Landwirth den Herrn Chemikern noch nicht auf die Finger klopfen<lb/> konnte, sondern Alles für baare Münze nahm, was sie sagten. Jetzt haben<lb/> wir selbst so viel los von der Naturlehre, daß wir uns Zweifel. Gegenfrage<lb/> und selbst Widerspruch gestatten und dem alten Spruch gemäß: „Eines schickt<lb/> sich nicht für Alle" untersuchen dürfen, was uns frommt und was nicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1426" next="#ID_1427"> Ich sagte, daß de Saussure, welcher schon 1800 auch die Phosphorsäure</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0432]
Präsidentenwahl war vielleicht die erhöhte Stimmung des Augenblicks nickt
ganz ohne Einfluß. Die drei dem König zur Bestätigung präsentirten Ab¬
geordneten, Duvernoy, Probst und Weber gehören den liberalen Fractionen
des Hauses an, und die Mehrheit, welche sie gegen den Candidaten der neck¬
ten. Freiherrn v. Varnbühler, hatten, war stärker, als sie der linken Seite
7. bisher in der Regel zu Gebot stand.
Die deutsche Lmidtvirthschast sonst und jetzt
von
Reinhard Schaum. 3.
Wahrend so die Praxis der Landwirthschaft auf dem Wege der Erfahrung
langsam, aber sicher sich die Erfolge der Technik und Technologie zuwendend,
mit großen Schritten vorwärts ging, hatte die Landwirthschaftsl eh r e jene
Erschüttcrungskrant'selten, die aus Zweifel und Kämpfen, aus Auftauchen und
Verschwinden curioser Ideen zusammengesetzt sind und durch Ehrgeiz und Neid
zu hitzigen werden, ähnlich wie hundert Jahre vorher zu besteh». Noch scheint
sie nicht soweit genesen zu sein, daß sie der unterdessen bedeutend vorwärts ge¬
gangenen Praxis wieder als sichere Führerin voranleuchten könnte. Aber aus
ihren noch unfertigen Aeußerungen, Resultaten des Dcnkprocesfes einiger Jahr¬
zehnte, und aus dem Getöse, das die Fehden verursachten, aus dem Geklapper
mit Retorten, Kolben und Waagen haben wir Landwirthe doch manche schätz¬
bare Weisung erhörest, und, soweit wir es verantworten konnten, eifrig nach
derselben gehandelt.
Lächeln müssen wir nun selbst über die Meinung unseres Thaer, nach
welcher die Knochenerde nicht düngen, nur der innewohnende Leim etwas wirken
sollte. Nicht minder aber lachen konnten wir, als man begann, sämmtliches
Vieh als Ballast der Wirthschaft zu erklären und es aus den Ställen verbannen
zu können wähnte! Mlsbald lehrten die gestiegenen Preise des Guanos und der
Phosphate und — 0 Wunder! — sämmtlicher Viehproducte, daß man nicht
ungestraft Enthusiast sein darf. Glücklicher Weise sind die Zeiten vorüber, in
welchen der Landwirth den Herrn Chemikern noch nicht auf die Finger klopfen
konnte, sondern Alles für baare Münze nahm, was sie sagten. Jetzt haben
wir selbst so viel los von der Naturlehre, daß wir uns Zweifel. Gegenfrage
und selbst Widerspruch gestatten und dem alten Spruch gemäß: „Eines schickt
sich nicht für Alle" untersuchen dürfen, was uns frommt und was nicht.
Ich sagte, daß de Saussure, welcher schon 1800 auch die Phosphorsäure
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