Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.dauern, bis der König von Dänemark sich bequemt, seine im Jahre 18S2 über¬ Wir haben im Obigen den langsamen Gang der bevorstehenden Bundes- Darüber kann indeß kein Zweifel obwalten, daß. wenn Dänemark auch Nur das überfließende Maß von Wortbruch und Verhöhnung hat die alten Darüber, daß der deutsche Bund alle Ursache habe, militärisch gegen Däne¬ Populär ist sie nur in den Herzogthümern Schleswig-Holstein. Die wackern Grenzboten IV. 1863. 5
dauern, bis der König von Dänemark sich bequemt, seine im Jahre 18S2 über¬ Wir haben im Obigen den langsamen Gang der bevorstehenden Bundes- Darüber kann indeß kein Zweifel obwalten, daß. wenn Dänemark auch Nur das überfließende Maß von Wortbruch und Verhöhnung hat die alten Darüber, daß der deutsche Bund alle Ursache habe, militärisch gegen Däne¬ Populär ist sie nur in den Herzogthümern Schleswig-Holstein. Die wackern Grenzboten IV. 1863. 5
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dauern, bis der König von Dänemark sich bequemt, seine im Jahre 18S2 über¬
nommenen Verpflichtungen zu erfüllen, welche dahin gingen. Holstein mit Schles¬
wig und Dänemark durch eine auf die Selbständigkeit und vollständige Gleich¬
berechtigung der einzelnen Länder gebaute Verfassung zu verbinden und die
beschließenden Befugnisse der Stände der Herzogtümer anzueckennen.
Wir haben im Obigen den langsamen Gang der bevorstehenden Bundes-
exccution, ihre Mittel und Zwecke dargelegt. Wir wollen noch hinzufügen, daß,
nachdem es nun bis zur Einleitung des Executionsverfahrens gekommen ist,
und wie die Stimmungen in den maßgebenden Kreisen sind, es keinem Zweifel
unterliegt, daß es wirklich zur Besetzung Holsteins und Lauenburgs kommen
wird — es sei denn, daß Dänemark einlenkende Schritte mache. Die euro¬
päische Diplomatie wird während der noch freien Monate alle Kräfte anspannen,
um diese Schritte herbeizuführen. Ob es ihr diesmal wieder wie im Jahre
1861 damit gelingen werde, ist eine andere Frage, die wesenlich davon abhängt,
ob der König von Dänemark sich durch seine begreifliche Antipathie gegen eine
Besetzung Holsteins mehr, als durch die Wünsche seines Ministeriums und der
sogenannten Eiderpartei bestimmen lassen wird? ,
Darüber kann indeß kein Zweifel obwalten, daß. wenn Dänemark auch
nur ein ganz klein wenig Nachgiebigkeit zeigt, wenn es auch nur allgemeine,
neunundncunzigmal gebrochene Versprechungen zum hundertsten Male wieder¬
holt, die hohe Bundesversammlung bereitwillig einen weitern Aufschub der Exe-
cution beschließen und die dargebotene Rechte des biederen Dänen drücken wird.
Nur das überfließende Maß von Wortbruch und Verhöhnung hat die alten
Herren in Frankfurt endlich bis zu der Bundescxecution gebracht. Die Folgen
der bisherigen Langmuth des Bundes sieht man in dein kindischen Gelärme
einiger englischen Zeitungen, welche von einer Erdrückung Dänemarks faseln,
wenn der deutsche Bund in einem deutschen Bundeslande Ordnung und Gesetz
herstellen will, und welche mit derjenigen Intervention Englands drohen., welche
sie den Polen in Aussicht gestellt haben, aber nicht zu gewähren vorziehen.
Darüber, daß der deutsche Bund alle Ursache habe, militärisch gegen Däne¬
mark einzuschreiten, bestehen in Deutschland keine zwei Meinungen. Dennoch
kann man die bevorstehende Execution nicht populär nennen.
Populär ist sie nur in den Herzogthümern Schleswig-Holstein. Die wackern
Männer, welche dort das letzte Jahrzehnt hindurch gegen die dänische Tyrannei
angekämpft haben, sehen natürlich dem Augenblicke mit Sehnsucht entgegen,
wo die scheinbare Hoffnungslosigkeit dieses Kampfes sich in einen entschiedenen
Sieg zu verwandeln scheint. Die Executionstruppen dürfen darauf rechnen, in
Holstein mit lauter Freude von einer Bevölkerung empfangen zu werden,
welche ihre deutsche Gesinnung nicht bei fröhlichen Festen, sondern im Ernste
des Krieges und. nachdem man sie von deutscher Seite entwaffnet und dem
Grenzboten IV. 1863. 5
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