Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.Besonderes Interesse erhalt das Werk außerdem durch die ihm einverleibten Aufzeich¬ Die Geschichte eines Apfels. Nach dem Englischen. Leipzig, S. Hirzel 1863. Ein recht anmuthiges kleines Buch, weiches wir unsern Lesern lebhaft für Aus unfern vier Wänden. Bilder aus dem Jugend- und Familienleben. Von Rudolf Reichenau. 1. bis 3. Abtheilung. Leipzig, F. W. Grunow. 1864. Der große Erfolg der ersten Abtheilung ist bekannt, und die Leser d. Bl. wissen, Besonderes Interesse erhalt das Werk außerdem durch die ihm einverleibten Aufzeich¬ Die Geschichte eines Apfels. Nach dem Englischen. Leipzig, S. Hirzel 1863. Ein recht anmuthiges kleines Buch, weiches wir unsern Lesern lebhaft für Aus unfern vier Wänden. Bilder aus dem Jugend- und Familienleben. Von Rudolf Reichenau. 1. bis 3. Abtheilung. Leipzig, F. W. Grunow. 1864. Der große Erfolg der ersten Abtheilung ist bekannt, und die Leser d. Bl. wissen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0406" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116334"/> <p xml:id="ID_1365" prev="#ID_1364"> Besonderes Interesse erhalt das Werk außerdem durch die ihm einverleibten Aufzeich¬<lb/> nungen Nietschels selbst, zunächst durch die auf den ersten hundert Seiten zu finden¬<lb/> den ziemlich ausführlichen Jugenderinnerungen aus der pulsnitzcr Zeit und den Lehr¬<lb/> jahren in Dresden und Berlin, dann durch kleinere Aufsätze, wie die „Ansichten und<lb/> Vorschläge zur Gründung einer Elementarzeichnenschule", 1847 geschrieben, sehr bc-<lb/> hcrzigcnswcrtl? aber bis heute von der dresdner Akademie, für die sie bestimmt waren,<lb/> noch nicht befolgt. Die eigne Arbeit Oppermanns zeigt eine gute ästhetische Bildung<lb/> und ein im Ganzen und Großen treffendes Urtheil in einfacher und anmuthiger<lb/> Form. Seine Darstellung zerfällt in vier Abschnitte, von denen der erste die Lehr¬<lb/> zeit des großen Bildhauers (1820 bis 1830) mit Einschluß seiner ersten Reise nach<lb/> Italien, der zweite sein „Ringen nach Vollendung" in den ersten dresdner Arbeiten<lb/> bis zum Thaer-Denkmal, der dritte ferner seine „Vollendete Meisterschaft", wie sie<lb/> sich in der Pieta, in seinem Lessing-Standbild, im Schiller-Goethe-Monument u. a.<lb/> kund gab, der vierte und letzte endlich die letzten Jahre von 1858 bis 1861, die<lb/> braunschweigcr Quadriga, das Weber-Denkmal und die Luthcrgruppe für Worms,<lb/> sowie den Tod des Künstlers behandelt. Mit geschickter Hand, die selbst etwas von<lb/> plastischer Kunst in sich hat, weiß der Verfasser dieser Biographie die Grundzüge<lb/> des menschlichen und künstlerischen Charakters Rietschels hervortreten zu lassen, und<lb/> wen« er uns in der einen Beziehung überall einen liebenswerthen Menschen, ein<lb/> reines hohes Streben, eine bewundernswerthe Ausdauer in der Ueberwindung von<lb/> Schwierigkeiten zu schildern hat, so ist er in der andern bei aller Begeisterung für<lb/> die Leistungen Rietschcls fast durchgehends auch ein unbefangner Kritiker. Wir sagen:<lb/> fast durchgehends; denn Ansichten wie die „daß bei einem religiösen Gegenstand wie<lb/> die Pieta die herkömmlichen Linicngesctze sich der Wahrheit und Tiefe des Ausdrucks<lb/> unterzuordnen haben" vermögen wir trotzdem, daß sich die Werke von Cornelius<lb/> als Pendant dazu anführen lassen möchten, nicht als begründet zu unterschreiben.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Die Geschichte eines Apfels. Nach dem Englischen. Leipzig, S. Hirzel 1863.</head><lb/> <p xml:id="ID_1366"> Ein recht anmuthiges kleines Buch, weiches wir unsern Lesern lebhaft für<lb/> den Weihnachtstisch empfehlen. Der Ton erinnert einigermaßen an Washington<lb/> Jrvings Humor, doch ist der Autor ohne Zweifel eine Dame, und zwar muß die¬<lb/> selbe mit den Volksgebräuchen in Schlesien, wo das Märchen spielt, ziemlich genau<lb/> bekannt sein, wiewohl die Art und Weise, wie sie die beiden Wcihnachtspopanze,<lb/> den mitteldeutschen Ruprecht und den schwäbischen Pclzmärtcl ueben einander und<lb/> jenen als wohlwollenden, diesen als bösartigen Gesellen auftreten läßt, dagegen<lb/> sprechen könnte.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Aus unfern vier Wänden. Bilder aus dem Jugend- und Familienleben.<lb/> Von Rudolf Reichenau. 1. bis 3. Abtheilung. Leipzig, F. W. Grunow. 1864.</head><lb/> <p xml:id="ID_1367" next="#ID_1368"> Der große Erfolg der ersten Abtheilung ist bekannt, und die Leser d. Bl. wissen,<lb/> wie erklärlich und wie berechtigt er war. Mit einem Schlage reihte das kleine Buch<lb/> seinen Verfasser den beliebtesten unter unsern Humoristen an. Wir freuen uns,<lb/> daß dieses Talent sich auch ferner bewährt hat. Vieles, z. B. die ganze zweite Ab¬<lb/> theilung, welche unsre Knaben und Mädchen zum Gegenstand hat, kommt den<lb/> Schilderungen, welche der erste Theil von der Welt der kleinen Kinder gab, an<lb/> Wahrheit und Schönheit durchaus gleich. Muster realistischer Naturtreue sind so¬<lb/> dann die Ausschnitte aus dem Leben des jungen Oekonomen Ferdinand</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0406]
Besonderes Interesse erhalt das Werk außerdem durch die ihm einverleibten Aufzeich¬
nungen Nietschels selbst, zunächst durch die auf den ersten hundert Seiten zu finden¬
den ziemlich ausführlichen Jugenderinnerungen aus der pulsnitzcr Zeit und den Lehr¬
jahren in Dresden und Berlin, dann durch kleinere Aufsätze, wie die „Ansichten und
Vorschläge zur Gründung einer Elementarzeichnenschule", 1847 geschrieben, sehr bc-
hcrzigcnswcrtl? aber bis heute von der dresdner Akademie, für die sie bestimmt waren,
noch nicht befolgt. Die eigne Arbeit Oppermanns zeigt eine gute ästhetische Bildung
und ein im Ganzen und Großen treffendes Urtheil in einfacher und anmuthiger
Form. Seine Darstellung zerfällt in vier Abschnitte, von denen der erste die Lehr¬
zeit des großen Bildhauers (1820 bis 1830) mit Einschluß seiner ersten Reise nach
Italien, der zweite sein „Ringen nach Vollendung" in den ersten dresdner Arbeiten
bis zum Thaer-Denkmal, der dritte ferner seine „Vollendete Meisterschaft", wie sie
sich in der Pieta, in seinem Lessing-Standbild, im Schiller-Goethe-Monument u. a.
kund gab, der vierte und letzte endlich die letzten Jahre von 1858 bis 1861, die
braunschweigcr Quadriga, das Weber-Denkmal und die Luthcrgruppe für Worms,
sowie den Tod des Künstlers behandelt. Mit geschickter Hand, die selbst etwas von
plastischer Kunst in sich hat, weiß der Verfasser dieser Biographie die Grundzüge
des menschlichen und künstlerischen Charakters Rietschels hervortreten zu lassen, und
wen« er uns in der einen Beziehung überall einen liebenswerthen Menschen, ein
reines hohes Streben, eine bewundernswerthe Ausdauer in der Ueberwindung von
Schwierigkeiten zu schildern hat, so ist er in der andern bei aller Begeisterung für
die Leistungen Rietschcls fast durchgehends auch ein unbefangner Kritiker. Wir sagen:
fast durchgehends; denn Ansichten wie die „daß bei einem religiösen Gegenstand wie
die Pieta die herkömmlichen Linicngesctze sich der Wahrheit und Tiefe des Ausdrucks
unterzuordnen haben" vermögen wir trotzdem, daß sich die Werke von Cornelius
als Pendant dazu anführen lassen möchten, nicht als begründet zu unterschreiben.
Die Geschichte eines Apfels. Nach dem Englischen. Leipzig, S. Hirzel 1863.
Ein recht anmuthiges kleines Buch, weiches wir unsern Lesern lebhaft für
den Weihnachtstisch empfehlen. Der Ton erinnert einigermaßen an Washington
Jrvings Humor, doch ist der Autor ohne Zweifel eine Dame, und zwar muß die¬
selbe mit den Volksgebräuchen in Schlesien, wo das Märchen spielt, ziemlich genau
bekannt sein, wiewohl die Art und Weise, wie sie die beiden Wcihnachtspopanze,
den mitteldeutschen Ruprecht und den schwäbischen Pclzmärtcl ueben einander und
jenen als wohlwollenden, diesen als bösartigen Gesellen auftreten läßt, dagegen
sprechen könnte.
Aus unfern vier Wänden. Bilder aus dem Jugend- und Familienleben.
Von Rudolf Reichenau. 1. bis 3. Abtheilung. Leipzig, F. W. Grunow. 1864.
Der große Erfolg der ersten Abtheilung ist bekannt, und die Leser d. Bl. wissen,
wie erklärlich und wie berechtigt er war. Mit einem Schlage reihte das kleine Buch
seinen Verfasser den beliebtesten unter unsern Humoristen an. Wir freuen uns,
daß dieses Talent sich auch ferner bewährt hat. Vieles, z. B. die ganze zweite Ab¬
theilung, welche unsre Knaben und Mädchen zum Gegenstand hat, kommt den
Schilderungen, welche der erste Theil von der Welt der kleinen Kinder gab, an
Wahrheit und Schönheit durchaus gleich. Muster realistischer Naturtreue sind so¬
dann die Ausschnitte aus dem Leben des jungen Oekonomen Ferdinand
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