Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.dem übrigen wuchs Heidekraut, Flechten und Moose. Diese Sandbüchse begann Die Lupine, die Drainage, die Drillcultur sind die Eroberungen und die Wer erfand die Drainage? Entwässerungen hat man seit lange ausgeführt. Wer zuerst auf den Gedanken siel, die Entwässerung durch thönerne Röhren dem übrigen wuchs Heidekraut, Flechten und Moose. Diese Sandbüchse begann Die Lupine, die Drainage, die Drillcultur sind die Eroberungen und die Wer erfand die Drainage? Entwässerungen hat man seit lange ausgeführt. Wer zuerst auf den Gedanken siel, die Entwässerung durch thönerne Röhren <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0384" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116312"/> <p xml:id="ID_1298" prev="#ID_1297"> dem übrigen wuchs Heidekraut, Flechten und Moose. Diese Sandbüchse begann<lb/> er zu cultiviren. Alsbald legte er eine Brennerei an, baute Kartoffeln und<lb/> kaufte deren noch mehr, als er erntete. Dann schritt er zum Mergeln der<lb/> Aecker. Schon 1839 hatte sich der Viehstand verdoppeln können, und bald<lb/> standen 120 Holländer Kühe in den Ställen, nach und nach stieg die Zahl der<lb/> gehaltenen Schafe auf dreitausend, später auf viertausend Haupt. Das Futter<lb/> wurde anfangs durch die Brennerei, durch Anbruch der Weiden und Grasansaat,<lb/> später für die Schafe durch die Lupine beschafft. Damit erwähne ich einen<lb/> weiteren Hebel des modernen Ackerbaus- eine Wunderpflanze, wie sie Manche<lb/> nennen, der Segen und das gehätschelte Kind armer Sandländer. Da, wo die<lb/> Königskerze wuchs und Flechten und Heiden, da fördert der früher arm genannte<lb/> Boden eine Masse Futters, eine Menge organischer Bestandtheile, eine Quelle<lb/> verwesender und dann Korn zeugender Stoffe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1299"> Die Lupine, die Drainage, die Drillcultur sind die Eroberungen und die<lb/> Kinder der jüngsten Zeit.</p><lb/> <p xml:id="ID_1300"> Wer erfand die Drainage? Entwässerungen hat man seit lange ausgeführt.<lb/> Die Holländer rangen ihr Land dem Meere ab. Aber nicht mit Thonröhren<lb/> schaffte man früher des Ackers Ueberfluß an Wasser fort; man machte Gräben,<lb/> füllte sie mit Steinen, Holzwellen; die Melioration war theuer und unvollstän¬<lb/> dig. In England siel Jemand auf den Gedanken Hohlziegel in die Entwässe¬<lb/> rungsgräben zu legen, eine Röhrenleitung durch Unterlage glatter gebrannter<lb/> Steine bildend. Man fand nach und nach, daß die Tiefe der Entwässerungs¬<lb/> leitungen in einem gewissen Verhältnisse stehe zu der Nähe der übrigen Nöhreu-<lb/> strängc. Man machte anfangs nur eine solche Entwässerung auf der nothwen¬<lb/> digsten Stelle des Feldes und bemerkte, das von links und rechts einige Ruthen<lb/> breit das Wasser sich zum Graben zog. Intelligentere führten parallellaufende<lb/> Stränge in Abstand von mehren Ruthen unter einander durch den Boden,<lb/> und die moderne Entwässerung war da. Sie war noch theuer, bis man Röhren<lb/> so formte, daß die Gräben mit weit weniger Kosten hergestellt, die Ziegclmasscn<lb/> vermindert werden und die Arbeiten rascher vollendet werden konnten. Endlich<lb/> formte von diesen Drainröhren die Maschine tausend ein Fuß lauge in der<lb/> Stunde. Die Kosten hatten sich um 76 Procent vermindert.</p><lb/> <p xml:id="ID_1301" next="#ID_1302"> Wer zuerst auf den Gedanken siel, die Entwässerung durch thönerne Röhren<lb/> auszuführen, die in einander gesteckt eine hohle Leitung bilden, aus welcher<lb/> das Wasser, das nur durch den porösen Thon, sickern kann, in solcher ungeheuren<lb/> Menge ausfließt, daß die Anlage eines Wasserrades projectirt ward, weiß ich<lb/> nicht; nur, daß diese Erfindung alsbald Apostel fand. Heute darf man an¬<lb/> nehmen, daß in England und Deutschland der größere Theil des der Entwässe¬<lb/> rung bedürftigen Landes drainirt worden ist. Eine sehr bedeutende Menge<lb/> sumpfigen Bodens ist dadurch dem Pfluge erschlossen, und außerordentlich groß</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0384]
dem übrigen wuchs Heidekraut, Flechten und Moose. Diese Sandbüchse begann
er zu cultiviren. Alsbald legte er eine Brennerei an, baute Kartoffeln und
kaufte deren noch mehr, als er erntete. Dann schritt er zum Mergeln der
Aecker. Schon 1839 hatte sich der Viehstand verdoppeln können, und bald
standen 120 Holländer Kühe in den Ställen, nach und nach stieg die Zahl der
gehaltenen Schafe auf dreitausend, später auf viertausend Haupt. Das Futter
wurde anfangs durch die Brennerei, durch Anbruch der Weiden und Grasansaat,
später für die Schafe durch die Lupine beschafft. Damit erwähne ich einen
weiteren Hebel des modernen Ackerbaus- eine Wunderpflanze, wie sie Manche
nennen, der Segen und das gehätschelte Kind armer Sandländer. Da, wo die
Königskerze wuchs und Flechten und Heiden, da fördert der früher arm genannte
Boden eine Masse Futters, eine Menge organischer Bestandtheile, eine Quelle
verwesender und dann Korn zeugender Stoffe.
Die Lupine, die Drainage, die Drillcultur sind die Eroberungen und die
Kinder der jüngsten Zeit.
Wer erfand die Drainage? Entwässerungen hat man seit lange ausgeführt.
Die Holländer rangen ihr Land dem Meere ab. Aber nicht mit Thonröhren
schaffte man früher des Ackers Ueberfluß an Wasser fort; man machte Gräben,
füllte sie mit Steinen, Holzwellen; die Melioration war theuer und unvollstän¬
dig. In England siel Jemand auf den Gedanken Hohlziegel in die Entwässe¬
rungsgräben zu legen, eine Röhrenleitung durch Unterlage glatter gebrannter
Steine bildend. Man fand nach und nach, daß die Tiefe der Entwässerungs¬
leitungen in einem gewissen Verhältnisse stehe zu der Nähe der übrigen Nöhreu-
strängc. Man machte anfangs nur eine solche Entwässerung auf der nothwen¬
digsten Stelle des Feldes und bemerkte, das von links und rechts einige Ruthen
breit das Wasser sich zum Graben zog. Intelligentere führten parallellaufende
Stränge in Abstand von mehren Ruthen unter einander durch den Boden,
und die moderne Entwässerung war da. Sie war noch theuer, bis man Röhren
so formte, daß die Gräben mit weit weniger Kosten hergestellt, die Ziegclmasscn
vermindert werden und die Arbeiten rascher vollendet werden konnten. Endlich
formte von diesen Drainröhren die Maschine tausend ein Fuß lauge in der
Stunde. Die Kosten hatten sich um 76 Procent vermindert.
Wer zuerst auf den Gedanken siel, die Entwässerung durch thönerne Röhren
auszuführen, die in einander gesteckt eine hohle Leitung bilden, aus welcher
das Wasser, das nur durch den porösen Thon, sickern kann, in solcher ungeheuren
Menge ausfließt, daß die Anlage eines Wasserrades projectirt ward, weiß ich
nicht; nur, daß diese Erfindung alsbald Apostel fand. Heute darf man an¬
nehmen, daß in England und Deutschland der größere Theil des der Entwässe¬
rung bedürftigen Landes drainirt worden ist. Eine sehr bedeutende Menge
sumpfigen Bodens ist dadurch dem Pfluge erschlossen, und außerordentlich groß
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