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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

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dagegen war allerdings keinen Augenblick zweifelhaft, wo ihre Stelle sei-
Pflicht und Ehre riefen sie nach Holstein zu den Landsleuten in den beginnen¬
den Kampf. Es war aber nicht leicht dahin zu kommen, jeden Augenblick
erwartete man die dänischen Segel am Horizont und dänische Kriegsboote an
der Küste zu sehen, auch die Landbevölkerung des nördlichen Schleswigs, seit
Jahren in dänischen Interesse aufgeregt, erweckte Sorge, daß sie unter Führung
einiger Dänischgesinnten die Abreise der Familie verhindern werde. Im Grauen
des nächsten Morgens trat die Herzogin an das Lager ihrer beiden Söhne und
weckte sie zu schneller Abreise. Ihr Gemahl, der auf der Rückkehr von Berlin
die Nachricht von Einsetzung der provisorischen Regierung erhielt, hatte von
Rendsburg aus an die Herzogin die Weisung gesandt, sogleich mit der ganzen
Familie Alsen zu verlassen. Die Mutter wollte vor Allem die beiden Söhne
dänischer Gefangenschaft entziehen und dem holsteinischen Volte zusenden. Beim
Morgenlicht verließen die Prinzen und Stcphensen das Schloß und fuhren auf
offenem Boot über Holnis nach Rendsburg. Das war ihr Eintritt in das Leben.
Ein Eilbote überbrachte der angstvollen Mutter die Nachricht, daß ihre Söhne
bei Holnis glücklich das Festland erreicht hatten.

Die beiden Prinzen, jetzt neunzehn und siebzehn Jahr alt, traten sogleich
in die Schleswig-holsteinische Armee. Herzog Friedrich machte den Feldzug von
1848 im Stäbe seines Oheims mit, den Feldzug von 1849 im Generalstabe
des Generals von Bonin, Commandeurs der Schleswig-holsteinischen Armee.
Wie er im Jahre 1848 allen Gefechten und der Schlacht bei Schleswig bei¬
gewohnt hatte, so auch im Jahre 1849 den Treffen im Sundewitt, bei Gudsö.
Fridericia u. s. w. Der Tag der Schlacht bei Fridericia war sein zwanzigster
Geburtstag, und mit dem ersten Glückwunsch eines Kameraden kam ihm zu¬
gleich die Botschaft zu, daß der Feind zur Schlacht heranrücke. Bald darauf
brachte ihm eine Dänenkugel rauheren Glückwunsch, seiner Säbelscheide dankte
er, daß sie ihm nicht das Bein zerschmetterte. Nur während der ersten Affaire
bei Kolding war er von der Armee abwesend, er war damals von der Statt¬
halterschaft zum Reichsverweser gesandt worden, um die bei Eckernförde gewon¬
nene Flagge des Linienschiffs Christian der Achte zu überreichen.

Auch am Feldzug des Jahres 1830 nahm der Prinz Theil und wohnte
im Generalstab Willisens der Schlacht bei Jdstedt und dem späteren Angriff
auf die dänische Stellung bei Missunde bei.

Als die Oestreicher und Preußen ins Land rückten, nahm er seinen Ab¬
schied und ging mit seinem Bruder nach Bonn zu studiren. Nach zweijährigem
Aufenthalt daselbst trat er in die preußische Armee. Im Jahre 18S6 vermählte
er sich, nachdem er seinen Abschied genommen und das Rittergut Dolzig in der
Niederlausitz gekauft hatte, mit der Prinzeß Adelaide von Hohenlohe-Langen-
burg. Er ist jetzt Vater eines Sohnes und zweier Töchter.


dagegen war allerdings keinen Augenblick zweifelhaft, wo ihre Stelle sei-
Pflicht und Ehre riefen sie nach Holstein zu den Landsleuten in den beginnen¬
den Kampf. Es war aber nicht leicht dahin zu kommen, jeden Augenblick
erwartete man die dänischen Segel am Horizont und dänische Kriegsboote an
der Küste zu sehen, auch die Landbevölkerung des nördlichen Schleswigs, seit
Jahren in dänischen Interesse aufgeregt, erweckte Sorge, daß sie unter Führung
einiger Dänischgesinnten die Abreise der Familie verhindern werde. Im Grauen
des nächsten Morgens trat die Herzogin an das Lager ihrer beiden Söhne und
weckte sie zu schneller Abreise. Ihr Gemahl, der auf der Rückkehr von Berlin
die Nachricht von Einsetzung der provisorischen Regierung erhielt, hatte von
Rendsburg aus an die Herzogin die Weisung gesandt, sogleich mit der ganzen
Familie Alsen zu verlassen. Die Mutter wollte vor Allem die beiden Söhne
dänischer Gefangenschaft entziehen und dem holsteinischen Volte zusenden. Beim
Morgenlicht verließen die Prinzen und Stcphensen das Schloß und fuhren auf
offenem Boot über Holnis nach Rendsburg. Das war ihr Eintritt in das Leben.
Ein Eilbote überbrachte der angstvollen Mutter die Nachricht, daß ihre Söhne
bei Holnis glücklich das Festland erreicht hatten.

Die beiden Prinzen, jetzt neunzehn und siebzehn Jahr alt, traten sogleich
in die Schleswig-holsteinische Armee. Herzog Friedrich machte den Feldzug von
1848 im Stäbe seines Oheims mit, den Feldzug von 1849 im Generalstabe
des Generals von Bonin, Commandeurs der Schleswig-holsteinischen Armee.
Wie er im Jahre 1848 allen Gefechten und der Schlacht bei Schleswig bei¬
gewohnt hatte, so auch im Jahre 1849 den Treffen im Sundewitt, bei Gudsö.
Fridericia u. s. w. Der Tag der Schlacht bei Fridericia war sein zwanzigster
Geburtstag, und mit dem ersten Glückwunsch eines Kameraden kam ihm zu¬
gleich die Botschaft zu, daß der Feind zur Schlacht heranrücke. Bald darauf
brachte ihm eine Dänenkugel rauheren Glückwunsch, seiner Säbelscheide dankte
er, daß sie ihm nicht das Bein zerschmetterte. Nur während der ersten Affaire
bei Kolding war er von der Armee abwesend, er war damals von der Statt¬
halterschaft zum Reichsverweser gesandt worden, um die bei Eckernförde gewon¬
nene Flagge des Linienschiffs Christian der Achte zu überreichen.

Auch am Feldzug des Jahres 1830 nahm der Prinz Theil und wohnte
im Generalstab Willisens der Schlacht bei Jdstedt und dem späteren Angriff
auf die dänische Stellung bei Missunde bei.

Als die Oestreicher und Preußen ins Land rückten, nahm er seinen Ab¬
schied und ging mit seinem Bruder nach Bonn zu studiren. Nach zweijährigem
Aufenthalt daselbst trat er in die preußische Armee. Im Jahre 18S6 vermählte
er sich, nachdem er seinen Abschied genommen und das Rittergut Dolzig in der
Niederlausitz gekauft hatte, mit der Prinzeß Adelaide von Hohenlohe-Langen-
burg. Er ist jetzt Vater eines Sohnes und zweier Töchter.


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[0359] dagegen war allerdings keinen Augenblick zweifelhaft, wo ihre Stelle sei- Pflicht und Ehre riefen sie nach Holstein zu den Landsleuten in den beginnen¬ den Kampf. Es war aber nicht leicht dahin zu kommen, jeden Augenblick erwartete man die dänischen Segel am Horizont und dänische Kriegsboote an der Küste zu sehen, auch die Landbevölkerung des nördlichen Schleswigs, seit Jahren in dänischen Interesse aufgeregt, erweckte Sorge, daß sie unter Führung einiger Dänischgesinnten die Abreise der Familie verhindern werde. Im Grauen des nächsten Morgens trat die Herzogin an das Lager ihrer beiden Söhne und weckte sie zu schneller Abreise. Ihr Gemahl, der auf der Rückkehr von Berlin die Nachricht von Einsetzung der provisorischen Regierung erhielt, hatte von Rendsburg aus an die Herzogin die Weisung gesandt, sogleich mit der ganzen Familie Alsen zu verlassen. Die Mutter wollte vor Allem die beiden Söhne dänischer Gefangenschaft entziehen und dem holsteinischen Volte zusenden. Beim Morgenlicht verließen die Prinzen und Stcphensen das Schloß und fuhren auf offenem Boot über Holnis nach Rendsburg. Das war ihr Eintritt in das Leben. Ein Eilbote überbrachte der angstvollen Mutter die Nachricht, daß ihre Söhne bei Holnis glücklich das Festland erreicht hatten. Die beiden Prinzen, jetzt neunzehn und siebzehn Jahr alt, traten sogleich in die Schleswig-holsteinische Armee. Herzog Friedrich machte den Feldzug von 1848 im Stäbe seines Oheims mit, den Feldzug von 1849 im Generalstabe des Generals von Bonin, Commandeurs der Schleswig-holsteinischen Armee. Wie er im Jahre 1848 allen Gefechten und der Schlacht bei Schleswig bei¬ gewohnt hatte, so auch im Jahre 1849 den Treffen im Sundewitt, bei Gudsö. Fridericia u. s. w. Der Tag der Schlacht bei Fridericia war sein zwanzigster Geburtstag, und mit dem ersten Glückwunsch eines Kameraden kam ihm zu¬ gleich die Botschaft zu, daß der Feind zur Schlacht heranrücke. Bald darauf brachte ihm eine Dänenkugel rauheren Glückwunsch, seiner Säbelscheide dankte er, daß sie ihm nicht das Bein zerschmetterte. Nur während der ersten Affaire bei Kolding war er von der Armee abwesend, er war damals von der Statt¬ halterschaft zum Reichsverweser gesandt worden, um die bei Eckernförde gewon¬ nene Flagge des Linienschiffs Christian der Achte zu überreichen. Auch am Feldzug des Jahres 1830 nahm der Prinz Theil und wohnte im Generalstab Willisens der Schlacht bei Jdstedt und dem späteren Angriff auf die dänische Stellung bei Missunde bei. Als die Oestreicher und Preußen ins Land rückten, nahm er seinen Ab¬ schied und ging mit seinem Bruder nach Bonn zu studiren. Nach zweijährigem Aufenthalt daselbst trat er in die preußische Armee. Im Jahre 18S6 vermählte er sich, nachdem er seinen Abschied genommen und das Rittergut Dolzig in der Niederlausitz gekauft hatte, mit der Prinzeß Adelaide von Hohenlohe-Langen- burg. Er ist jetzt Vater eines Sohnes und zweier Töchter.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/359>, abgerufen am 15.01.2025.