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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

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und selbständige Werke in das Leben rufen, welche entweder dunkele Theile
unserer vaterländischen Geschichte aufzuklären oder folgenreiche Entwicklungen
unseres nationalen Lebens dem allgemeinen Verständniß näher zu bringen ver¬
möchten. Ein doppelter Weg konnte da eingeschlagen werden und ist von der
Commission betreten worden: sie hat theils unmittelbar Werke der bezeichneten
Art veranlaßt, theils hat sie Aufgaben von unzweifelhafter Bedeutung öffentlich
bekannt gemacht und für die Lösung derselben sehr erhebliche Preise in Aus¬
sicht gestellt.

Die Arbeiten, welche die Commission in dieser Richtung unmittelbar
hervorgerufen hat. liegen zum Theil schon dem öffentlichen Urtheil vor. Die
Jahrbücher des deutschen Reichs, deren Herausgabe Ranke leitet, begannen mit
dem ersten Bande von Dümmlers Geschichte des ostfränkischen Reichs in der
erfreulichsten Weise; ihm schloß sich der erste Band der Geschichte Heinrichs
des Zweiten an. eines nachgelassenen, schwer in das Gewicht fallenden Werkes
von Siegfried Hirsch; im Laufe des Jahres folgte dann Hahns Arbeit über
die frühern Zeiten Pippins, und im Druck vollendet liegt jetzt Waitzs völlig
neue Bearbeitung der Geschichte Heinrichs des Ersten vor. Der zweite Band
des hirschschen Werkes ist im Druck inzwischen weit vorgeschritten; andere Ab¬
theilungen der Jahrbücher stehen in naher Aussicht. Kritische Abhandlungen
von geringerem Umfange vereinigt in sich die von Hauffer. stallr und Waitz
redigirte Zeitschrift: "Forschungen zur deutschen Geschichte". Drei Bände --
jeder Band in drei Heften -- sind bis jetzt erschienen und bieten die mannig-
faltigsten Beiträge zur vaterländischen Geschichte. Auf den Wunsch des Königs
hat die Commission der Svecialgeschichte der Rheinpfalz, welche der Ausklärung
noch sehr bedarf, besondere Aufmerksamkeit zugewendet und sich angelegen sein
lassen, gründliche Arbeiten für die pfälzische Geschichte zu fördern. Auf Antrag
Häussers. welcher die hier einschlagenden Unternehmungen zu leiten über¬
nommen hat, ist bereits früher die urkundliche Geschichte der Grafschaft Hanau-
Lichtenberg, deren erster Theil die Presse verlassen hat, von der Commission
unterstützt worden; der Verfasser dieses Werkes, Pfarrer Lehmann zu Nußdorf,
hat jetzt die Bearbeitung einer Geschichte des Herzogtums Zweibrücken in
Angriff genommen, und die diesjährige Plenarversammlung hat auch diese
Arbeit nach Kräften zu fördern beschlossen.

Eine hervorragende Stelle unter den Unternehmungen der Commission
nimmt die Geschichte der Wissenschaften in Deutschland ein. Der von Ranke
angelegte Plan zu diesem außerordentlichen Werke dürfte allgemein bekannt sein;
auch die Namen der ausgezeichneten Gelehrten, die aus ganz Deutschland ihre >
Mitwirkung zugesagt haben, sind oft genannt worden. Man weiß, wie König
Max der Zweite diesem großen nationalen Unternehmen ein ganz besonderes
Interesse widmet und für die Durchführung desselben in möglichster Vollendung


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und selbständige Werke in das Leben rufen, welche entweder dunkele Theile
unserer vaterländischen Geschichte aufzuklären oder folgenreiche Entwicklungen
unseres nationalen Lebens dem allgemeinen Verständniß näher zu bringen ver¬
möchten. Ein doppelter Weg konnte da eingeschlagen werden und ist von der
Commission betreten worden: sie hat theils unmittelbar Werke der bezeichneten
Art veranlaßt, theils hat sie Aufgaben von unzweifelhafter Bedeutung öffentlich
bekannt gemacht und für die Lösung derselben sehr erhebliche Preise in Aus¬
sicht gestellt.

Die Arbeiten, welche die Commission in dieser Richtung unmittelbar
hervorgerufen hat. liegen zum Theil schon dem öffentlichen Urtheil vor. Die
Jahrbücher des deutschen Reichs, deren Herausgabe Ranke leitet, begannen mit
dem ersten Bande von Dümmlers Geschichte des ostfränkischen Reichs in der
erfreulichsten Weise; ihm schloß sich der erste Band der Geschichte Heinrichs
des Zweiten an. eines nachgelassenen, schwer in das Gewicht fallenden Werkes
von Siegfried Hirsch; im Laufe des Jahres folgte dann Hahns Arbeit über
die frühern Zeiten Pippins, und im Druck vollendet liegt jetzt Waitzs völlig
neue Bearbeitung der Geschichte Heinrichs des Ersten vor. Der zweite Band
des hirschschen Werkes ist im Druck inzwischen weit vorgeschritten; andere Ab¬
theilungen der Jahrbücher stehen in naher Aussicht. Kritische Abhandlungen
von geringerem Umfange vereinigt in sich die von Hauffer. stallr und Waitz
redigirte Zeitschrift: „Forschungen zur deutschen Geschichte". Drei Bände —
jeder Band in drei Heften — sind bis jetzt erschienen und bieten die mannig-
faltigsten Beiträge zur vaterländischen Geschichte. Auf den Wunsch des Königs
hat die Commission der Svecialgeschichte der Rheinpfalz, welche der Ausklärung
noch sehr bedarf, besondere Aufmerksamkeit zugewendet und sich angelegen sein
lassen, gründliche Arbeiten für die pfälzische Geschichte zu fördern. Auf Antrag
Häussers. welcher die hier einschlagenden Unternehmungen zu leiten über¬
nommen hat, ist bereits früher die urkundliche Geschichte der Grafschaft Hanau-
Lichtenberg, deren erster Theil die Presse verlassen hat, von der Commission
unterstützt worden; der Verfasser dieses Werkes, Pfarrer Lehmann zu Nußdorf,
hat jetzt die Bearbeitung einer Geschichte des Herzogtums Zweibrücken in
Angriff genommen, und die diesjährige Plenarversammlung hat auch diese
Arbeit nach Kräften zu fördern beschlossen.

Eine hervorragende Stelle unter den Unternehmungen der Commission
nimmt die Geschichte der Wissenschaften in Deutschland ein. Der von Ranke
angelegte Plan zu diesem außerordentlichen Werke dürfte allgemein bekannt sein;
auch die Namen der ausgezeichneten Gelehrten, die aus ganz Deutschland ihre >
Mitwirkung zugesagt haben, sind oft genannt worden. Man weiß, wie König
Max der Zweite diesem großen nationalen Unternehmen ein ganz besonderes
Interesse widmet und für die Durchführung desselben in möglichster Vollendung


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/283>, abgerufen am 15.01.2025.