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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

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nehmungen, von ihm selbst angeregt, sind durch sein Abscheiden ihres Leiters
beraubt worden. Eine'Ergänzung der Mitglieder, welche trotz früherer Verluste
immer verschoben war, stellte sich jetzt als Nothwendigkeit dar und ist in sol¬
chem Umfange, wie sie die Statuten zulassen, in Aussicht genommen. Mehre
Geschichtsforscher von anerkannten Verdiensten, von deren Mitwirkung sich die
Commission wesentliche Förderung ihrer Zwecke versprechen darf, hat sie nach
ordnungsmäßiger Wahl dem Könige in Vorschlag gebracht und sieht deren Er¬
nennung zu ihren ordentlichen oder außerordentlichen Mitgliedern entgegen.

Während ihres fünfjährigen Bestandes hat die Commission die verschieden¬
artigsten Vorarbeiten machen müssen, um die großen und mannigfaltigen Auf¬
gaben, die sie sich gestellt hatte, würdig zu lösen. Nicht allein die Begrenzung
derselben mußte erwogen und die Methode der Lösung gefunden, sondern auch
die geeigneten Kräfte für die Ausführung der Arbeiten gewonnen werden; in
vielen Fällen war überdies das erforderliche Material erst durch schwierige und
zeitraubende Nachforschungen zu ermitteln. Unternehmungen, wie sie hier be¬
absichtigt sind, lassen sich nicht in Eile durchführen. Um so mehr schätzt sich
die Commission glücklich, daß sie jetzt schon mit einzelnen Publicationen hat
hervortreten können, die ein klares Licht auf ihre Bestrebungen werfen; in we¬
nigen Jahren wird der ganze Umfang ihrer Thätigkeit zu überblicken sein.

Gleich bei der Begründung hat die Commission ihre Aufmerksamkeit vor¬
zugsweise der Herausgabe großer Sammelwerke zugewendet, in denen ein rei¬
ches und zuverlässiges Material der deutschen Geschichtsforschung erschlossen
würde. Werke von weitgreifcndster Bedeutung, die bei dem sehr beträchtlichen
Kostenaufwande nur durch die Unterstützung eines mächtigen Gönners in das
Leben zu rufen waren. Für die Publication solcher Werke konnten die Schätze
der Münchner Archive und Bibliotheken, so reich sie an sich sind, doch allein
nicht genügen. Die Untersuchung fast aller deutschen Archive und größeren
Bibliotheken zeigte sich als Nothwendigkeit, und vielfach haben die Nach¬
forschungen sich auch über Frankreich, Italien, Spanien, die Niederlande, Däne¬
mark und Schweden ausbreiten müssen. Durch bereitwillige Unterstützung der
bayerischen Ministerien und Gesandtschaften, wie aller auswärtigen Regierungen
und Behörden, die um die Oeffnung ihrer Archive ersucht sind, haben diese
Nachforschungen schnell zu günstigen Resultaten geführt. Nur so wurde ermög¬
licht, daß in verhältnißmäßig kurzer Zeit für jene großen Sammelwerke ein
überaus reiches Material herbeigeschafft und der kritischen Bearbeitung unter¬
worfen werden konnte.

Die Sammlung der deutschen Reichstagsacten, ein monumentales Werk,
dem König Max schon vor der Begründung der Commission seine Fürsorge
zugewendet hatte, ist unter der Leitung von Sybels durch die unausgesetzte
Thätigkeit Weizsäckers jetzt so weit vorgeschritten, daß im Laufe dieses Winters


nehmungen, von ihm selbst angeregt, sind durch sein Abscheiden ihres Leiters
beraubt worden. Eine'Ergänzung der Mitglieder, welche trotz früherer Verluste
immer verschoben war, stellte sich jetzt als Nothwendigkeit dar und ist in sol¬
chem Umfange, wie sie die Statuten zulassen, in Aussicht genommen. Mehre
Geschichtsforscher von anerkannten Verdiensten, von deren Mitwirkung sich die
Commission wesentliche Förderung ihrer Zwecke versprechen darf, hat sie nach
ordnungsmäßiger Wahl dem Könige in Vorschlag gebracht und sieht deren Er¬
nennung zu ihren ordentlichen oder außerordentlichen Mitgliedern entgegen.

Während ihres fünfjährigen Bestandes hat die Commission die verschieden¬
artigsten Vorarbeiten machen müssen, um die großen und mannigfaltigen Auf¬
gaben, die sie sich gestellt hatte, würdig zu lösen. Nicht allein die Begrenzung
derselben mußte erwogen und die Methode der Lösung gefunden, sondern auch
die geeigneten Kräfte für die Ausführung der Arbeiten gewonnen werden; in
vielen Fällen war überdies das erforderliche Material erst durch schwierige und
zeitraubende Nachforschungen zu ermitteln. Unternehmungen, wie sie hier be¬
absichtigt sind, lassen sich nicht in Eile durchführen. Um so mehr schätzt sich
die Commission glücklich, daß sie jetzt schon mit einzelnen Publicationen hat
hervortreten können, die ein klares Licht auf ihre Bestrebungen werfen; in we¬
nigen Jahren wird der ganze Umfang ihrer Thätigkeit zu überblicken sein.

Gleich bei der Begründung hat die Commission ihre Aufmerksamkeit vor¬
zugsweise der Herausgabe großer Sammelwerke zugewendet, in denen ein rei¬
ches und zuverlässiges Material der deutschen Geschichtsforschung erschlossen
würde. Werke von weitgreifcndster Bedeutung, die bei dem sehr beträchtlichen
Kostenaufwande nur durch die Unterstützung eines mächtigen Gönners in das
Leben zu rufen waren. Für die Publication solcher Werke konnten die Schätze
der Münchner Archive und Bibliotheken, so reich sie an sich sind, doch allein
nicht genügen. Die Untersuchung fast aller deutschen Archive und größeren
Bibliotheken zeigte sich als Nothwendigkeit, und vielfach haben die Nach¬
forschungen sich auch über Frankreich, Italien, Spanien, die Niederlande, Däne¬
mark und Schweden ausbreiten müssen. Durch bereitwillige Unterstützung der
bayerischen Ministerien und Gesandtschaften, wie aller auswärtigen Regierungen
und Behörden, die um die Oeffnung ihrer Archive ersucht sind, haben diese
Nachforschungen schnell zu günstigen Resultaten geführt. Nur so wurde ermög¬
licht, daß in verhältnißmäßig kurzer Zeit für jene großen Sammelwerke ein
überaus reiches Material herbeigeschafft und der kritischen Bearbeitung unter¬
worfen werden konnte.

Die Sammlung der deutschen Reichstagsacten, ein monumentales Werk,
dem König Max schon vor der Begründung der Commission seine Fürsorge
zugewendet hatte, ist unter der Leitung von Sybels durch die unausgesetzte
Thätigkeit Weizsäckers jetzt so weit vorgeschritten, daß im Laufe dieses Winters


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/280>, abgerufen am 15.01.2025.