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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

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hölzernen Wanduhren. Ferner gehört hierher die Möbelfabrikation, welche in
der Art betrieben wird, daß die Nutzhölzer in Maine und Newhamvshire durch
billige Wasser- "der Dampfkräfte in die Theile der Hausgeräthe roh zerschnitten
und diese erst am Fabrikationsorte zusammengesetzt, polirt und fournirt werden
Dann der Bauholzhandel, welcher theils unbearbeitetes, theils zu Gliedern
von Häusern zugeschnittenes, gesägtes und abgepaßtes Breter- und Pfvstenholz
am Orte des Wachsthums wohlfeil erzeugt, so daß im Seehafen das Haus
in Stücken nur verladen zu werden braucht. Weiter sind zu erwähnen: die
Fabrikation von Kleidern, Wäsche, Schulgeräthschaften, Dreckslerwaaren, Piano¬
fortes in Boston, von Schießwaffen in Springfield, Brottleborn und Worcester,
von halbwollenen Waaren in Northampton, von Nadfelgen und Faßtauben in
Burlington, die Holzwaarcn- und Bcsenindustrie in Maine u. s. w. Das
Frachtbedürfniß, der Handelsgeist und der erfinderische Sinn der Mnkees er¬
schufen Gewerbszweige lange bevor diejenige Dichtheit der Bevölkerung vor¬
handen war, welche man in Europa für nöthig hält, um eine große Industrie
hervorzurufen. Und da die stete Auswanderung der Eingebornen nach dem
Westen und Süden die Löhne hochhielt, so mußte jener Erfindungsgeist die
Mittel finden, eine so gewaltige Fabrikation durch möglichst zweckmäßige An¬
lage der Fabriken, ausgedehnteste Anwendung der Maschinen und sinnreichste
Anpassung der Waare an das Bedürfniß der Konsumenten zu sichern.

Und hier ist der Ort, von den Schutzzöllen zu reden, deren Bertheidiger
man fälschlich unter den Aankees sucht. Hiervon ist nur wahr, daß die Neu-
england-Staaten früher Schutz für ihre Industrie verlangten, und zwar damals,
als sie dieselbe begründeten, um die Concurrenz Newyorks um den Welthandel
zu bestehen, in den Jahren von 1825 bis 1840. Seitdem bedürfen sie diesen
Schutz,-einige wenige Industriezweige ausgenommen, nicht mehr, die Bewegung
für denselben beschränkt sich auf Pensylvanien und Neujerscy, und wenn bei
dem großen Wahlkamps von 1860 Neuengland für mäßige Z.l'Utzzölle in die
Schranken trat, so geschah dies aus politischen Gründen. Erstens nämlich
hatte die Amel-Sklaverei-Partei des Nordens bis dahin nie über die demo¬
kratische Pro-Sklaverei-Partei des Südens siegen können ohne die Unterstützung
der schutzzöllnerischen Staaten Pensylvanien und Neujcrsey, und so erkaufte man
diese durch das Zugeständniß von Schutzzöllen, an denen Neuengland jetzt
kaum ein größeres Interesse hatte als der Nordwesten. Zweitens hatte die
Spekulation, welche selbst keine Handelswerthe erzeugt, ja sie oft muthwillig
erhöht, die Speculation in Land und Bauplätzen, in Lebensmitteln und
Börsenpapieren, vor 1860 eine unheilvolle Höhe erreicht und die große Krisis
von 1857 erzeugt. Dies war die gemeinschaftliche Wirkung der Sklavenhalter-
Politik, welche die nördliche Industrie und Colonisation, die weiße Einwanderung
und die freie Arbeit mit scheelen Augen ansah, und eines großen Capitalreich-


hölzernen Wanduhren. Ferner gehört hierher die Möbelfabrikation, welche in
der Art betrieben wird, daß die Nutzhölzer in Maine und Newhamvshire durch
billige Wasser- »der Dampfkräfte in die Theile der Hausgeräthe roh zerschnitten
und diese erst am Fabrikationsorte zusammengesetzt, polirt und fournirt werden
Dann der Bauholzhandel, welcher theils unbearbeitetes, theils zu Gliedern
von Häusern zugeschnittenes, gesägtes und abgepaßtes Breter- und Pfvstenholz
am Orte des Wachsthums wohlfeil erzeugt, so daß im Seehafen das Haus
in Stücken nur verladen zu werden braucht. Weiter sind zu erwähnen: die
Fabrikation von Kleidern, Wäsche, Schulgeräthschaften, Dreckslerwaaren, Piano¬
fortes in Boston, von Schießwaffen in Springfield, Brottleborn und Worcester,
von halbwollenen Waaren in Northampton, von Nadfelgen und Faßtauben in
Burlington, die Holzwaarcn- und Bcsenindustrie in Maine u. s. w. Das
Frachtbedürfniß, der Handelsgeist und der erfinderische Sinn der Mnkees er¬
schufen Gewerbszweige lange bevor diejenige Dichtheit der Bevölkerung vor¬
handen war, welche man in Europa für nöthig hält, um eine große Industrie
hervorzurufen. Und da die stete Auswanderung der Eingebornen nach dem
Westen und Süden die Löhne hochhielt, so mußte jener Erfindungsgeist die
Mittel finden, eine so gewaltige Fabrikation durch möglichst zweckmäßige An¬
lage der Fabriken, ausgedehnteste Anwendung der Maschinen und sinnreichste
Anpassung der Waare an das Bedürfniß der Konsumenten zu sichern.

Und hier ist der Ort, von den Schutzzöllen zu reden, deren Bertheidiger
man fälschlich unter den Aankees sucht. Hiervon ist nur wahr, daß die Neu-
england-Staaten früher Schutz für ihre Industrie verlangten, und zwar damals,
als sie dieselbe begründeten, um die Concurrenz Newyorks um den Welthandel
zu bestehen, in den Jahren von 1825 bis 1840. Seitdem bedürfen sie diesen
Schutz,-einige wenige Industriezweige ausgenommen, nicht mehr, die Bewegung
für denselben beschränkt sich auf Pensylvanien und Neujerscy, und wenn bei
dem großen Wahlkamps von 1860 Neuengland für mäßige Z.l'Utzzölle in die
Schranken trat, so geschah dies aus politischen Gründen. Erstens nämlich
hatte die Amel-Sklaverei-Partei des Nordens bis dahin nie über die demo¬
kratische Pro-Sklaverei-Partei des Südens siegen können ohne die Unterstützung
der schutzzöllnerischen Staaten Pensylvanien und Neujcrsey, und so erkaufte man
diese durch das Zugeständniß von Schutzzöllen, an denen Neuengland jetzt
kaum ein größeres Interesse hatte als der Nordwesten. Zweitens hatte die
Spekulation, welche selbst keine Handelswerthe erzeugt, ja sie oft muthwillig
erhöht, die Speculation in Land und Bauplätzen, in Lebensmitteln und
Börsenpapieren, vor 1860 eine unheilvolle Höhe erreicht und die große Krisis
von 1857 erzeugt. Dies war die gemeinschaftliche Wirkung der Sklavenhalter-
Politik, welche die nördliche Industrie und Colonisation, die weiße Einwanderung
und die freie Arbeit mit scheelen Augen ansah, und eines großen Capitalreich-


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[0236] hölzernen Wanduhren. Ferner gehört hierher die Möbelfabrikation, welche in der Art betrieben wird, daß die Nutzhölzer in Maine und Newhamvshire durch billige Wasser- »der Dampfkräfte in die Theile der Hausgeräthe roh zerschnitten und diese erst am Fabrikationsorte zusammengesetzt, polirt und fournirt werden Dann der Bauholzhandel, welcher theils unbearbeitetes, theils zu Gliedern von Häusern zugeschnittenes, gesägtes und abgepaßtes Breter- und Pfvstenholz am Orte des Wachsthums wohlfeil erzeugt, so daß im Seehafen das Haus in Stücken nur verladen zu werden braucht. Weiter sind zu erwähnen: die Fabrikation von Kleidern, Wäsche, Schulgeräthschaften, Dreckslerwaaren, Piano¬ fortes in Boston, von Schießwaffen in Springfield, Brottleborn und Worcester, von halbwollenen Waaren in Northampton, von Nadfelgen und Faßtauben in Burlington, die Holzwaarcn- und Bcsenindustrie in Maine u. s. w. Das Frachtbedürfniß, der Handelsgeist und der erfinderische Sinn der Mnkees er¬ schufen Gewerbszweige lange bevor diejenige Dichtheit der Bevölkerung vor¬ handen war, welche man in Europa für nöthig hält, um eine große Industrie hervorzurufen. Und da die stete Auswanderung der Eingebornen nach dem Westen und Süden die Löhne hochhielt, so mußte jener Erfindungsgeist die Mittel finden, eine so gewaltige Fabrikation durch möglichst zweckmäßige An¬ lage der Fabriken, ausgedehnteste Anwendung der Maschinen und sinnreichste Anpassung der Waare an das Bedürfniß der Konsumenten zu sichern. Und hier ist der Ort, von den Schutzzöllen zu reden, deren Bertheidiger man fälschlich unter den Aankees sucht. Hiervon ist nur wahr, daß die Neu- england-Staaten früher Schutz für ihre Industrie verlangten, und zwar damals, als sie dieselbe begründeten, um die Concurrenz Newyorks um den Welthandel zu bestehen, in den Jahren von 1825 bis 1840. Seitdem bedürfen sie diesen Schutz,-einige wenige Industriezweige ausgenommen, nicht mehr, die Bewegung für denselben beschränkt sich auf Pensylvanien und Neujerscy, und wenn bei dem großen Wahlkamps von 1860 Neuengland für mäßige Z.l'Utzzölle in die Schranken trat, so geschah dies aus politischen Gründen. Erstens nämlich hatte die Amel-Sklaverei-Partei des Nordens bis dahin nie über die demo¬ kratische Pro-Sklaverei-Partei des Südens siegen können ohne die Unterstützung der schutzzöllnerischen Staaten Pensylvanien und Neujcrsey, und so erkaufte man diese durch das Zugeständniß von Schutzzöllen, an denen Neuengland jetzt kaum ein größeres Interesse hatte als der Nordwesten. Zweitens hatte die Spekulation, welche selbst keine Handelswerthe erzeugt, ja sie oft muthwillig erhöht, die Speculation in Land und Bauplätzen, in Lebensmitteln und Börsenpapieren, vor 1860 eine unheilvolle Höhe erreicht und die große Krisis von 1857 erzeugt. Dies war die gemeinschaftliche Wirkung der Sklavenhalter- Politik, welche die nördliche Industrie und Colonisation, die weiße Einwanderung und die freie Arbeit mit scheelen Augen ansah, und eines großen Capitalreich-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/236>, abgerufen am 15.01.2025.