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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

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Kameraden, unter welchen sich so viele Männer von höherer Bildung befanden,
ändern würden. Wohl aber wurde die Stimmung der übrigen Truppen durch
die denselben einverleibten ehemaligen Insurgenten wesentlich verschlechtert. Man
sah zwar sehr bald den begangenen Mißgriff ein und entließ alle diejenigen,
welche sich vordem in dem Besitz einer höheren bürgerlichen Stellung befunden
hatten, oder nicht mehr in dem militärpflichtigen Alter standen; aber der Feh¬
ler war gemacht worden, und der Same des Unheils hatte bereits Wurzel
gefaßt.

In Hinsicht auf die Stärke der Regimenter wurde vorläufig festgesetzt, daß
dieselben ohne Unterschied der Nationalität aus vier Bataillonen zu je sechs
Compagnien bestehen sollten. Die Grenadiere behielten ihre bisherige Organi¬
sation. Durch die Umwandlung der vier siebenbürgischen Grenzregimenter in
ebensoviele Linienregimenter wurde die Zahl der letzteren auf 62 erhöht.

, Die Jäger waren bis auf 23 Bataillone, von welchen jedoch der größere
Theil nur vier Compagnien zählte, verstärkt worden. Das Kaiserregiment
zählte bereits sechs Bataillone. Dieser Stand wurde nur unbedeutend geän¬
dert. Mit größerer Eile wurden die übrigen Aenderungen ins Werk gesetzt.
Namentlich wurde dadurch die Adjüstirung berührt.

An die Stelle des Frackes wurde der Waffenrock gesetzt, die Mäntel er¬
hielten einen zweckmäßigeren Schnitt, und das Gepäck wurde erleichtert, sowie
die Tragart desselben verbessert.

Da man die Erfahrung gemacht hatte, daß die Linieninfanterie in dem
Tirailleurgefecht sehr mangelhaft ausgebildet gewesen war, so schenkte man die¬
sem Zweige der Taktik eine besondere Aufmerksamkeit. Sechzehn Mann bei
jeder Compagnie wurden mit Kammerbüchsen bewaffnet, außerdem, da die Trom¬
melsignale sich als unverläßlich und unverständlich erwiesen hatten, gab man
jeder Compagnie zwei Hornisten bei. Auch wurden die Schießübungen in
größerer Ausdehnung als ehedem betrieben.

Alle diese Anordnungen waren an sich höchst zweckmäßig, aber der durch
dieselben gestiftete Nutzen wurde durch die nachfolgenden Neuerungen fast gänz¬
lich verwischt.

Die Wirren in Deutschland und die Rüstungen gegen Preußen hatten den
Gang des Reformwerks für längere Zeit zum Stillstand gebracht. Jene Män¬
ner, welche in den letzten Kämpfen eine höhere Stellung bekleidet und reiche
Erfahrungen gesammelt hatten, waren indessen entfernt und allmälig durch un¬
bedeutende, dafür aber desto geschmeidigere Persönlichkeiten ersetzt worden. So
brachte man denn 1852 das neue "Armeestatut" zu Tage, in welchem man auf
die möglichste Befriedigung der Paradeliebhaberei, die Erzielung des äußerlichen
Glanzes und systematische Gleichförmigkeit, nur nicht auf die Erreichung des
Hauptzweckes, einer höheren kriegerischen Brauchbarkeit, Rücksicht genommen


Kameraden, unter welchen sich so viele Männer von höherer Bildung befanden,
ändern würden. Wohl aber wurde die Stimmung der übrigen Truppen durch
die denselben einverleibten ehemaligen Insurgenten wesentlich verschlechtert. Man
sah zwar sehr bald den begangenen Mißgriff ein und entließ alle diejenigen,
welche sich vordem in dem Besitz einer höheren bürgerlichen Stellung befunden
hatten, oder nicht mehr in dem militärpflichtigen Alter standen; aber der Feh¬
ler war gemacht worden, und der Same des Unheils hatte bereits Wurzel
gefaßt.

In Hinsicht auf die Stärke der Regimenter wurde vorläufig festgesetzt, daß
dieselben ohne Unterschied der Nationalität aus vier Bataillonen zu je sechs
Compagnien bestehen sollten. Die Grenadiere behielten ihre bisherige Organi¬
sation. Durch die Umwandlung der vier siebenbürgischen Grenzregimenter in
ebensoviele Linienregimenter wurde die Zahl der letzteren auf 62 erhöht.

, Die Jäger waren bis auf 23 Bataillone, von welchen jedoch der größere
Theil nur vier Compagnien zählte, verstärkt worden. Das Kaiserregiment
zählte bereits sechs Bataillone. Dieser Stand wurde nur unbedeutend geän¬
dert. Mit größerer Eile wurden die übrigen Aenderungen ins Werk gesetzt.
Namentlich wurde dadurch die Adjüstirung berührt.

An die Stelle des Frackes wurde der Waffenrock gesetzt, die Mäntel er¬
hielten einen zweckmäßigeren Schnitt, und das Gepäck wurde erleichtert, sowie
die Tragart desselben verbessert.

Da man die Erfahrung gemacht hatte, daß die Linieninfanterie in dem
Tirailleurgefecht sehr mangelhaft ausgebildet gewesen war, so schenkte man die¬
sem Zweige der Taktik eine besondere Aufmerksamkeit. Sechzehn Mann bei
jeder Compagnie wurden mit Kammerbüchsen bewaffnet, außerdem, da die Trom¬
melsignale sich als unverläßlich und unverständlich erwiesen hatten, gab man
jeder Compagnie zwei Hornisten bei. Auch wurden die Schießübungen in
größerer Ausdehnung als ehedem betrieben.

Alle diese Anordnungen waren an sich höchst zweckmäßig, aber der durch
dieselben gestiftete Nutzen wurde durch die nachfolgenden Neuerungen fast gänz¬
lich verwischt.

Die Wirren in Deutschland und die Rüstungen gegen Preußen hatten den
Gang des Reformwerks für längere Zeit zum Stillstand gebracht. Jene Män¬
ner, welche in den letzten Kämpfen eine höhere Stellung bekleidet und reiche
Erfahrungen gesammelt hatten, waren indessen entfernt und allmälig durch un¬
bedeutende, dafür aber desto geschmeidigere Persönlichkeiten ersetzt worden. So
brachte man denn 1852 das neue „Armeestatut" zu Tage, in welchem man auf
die möglichste Befriedigung der Paradeliebhaberei, die Erzielung des äußerlichen
Glanzes und systematische Gleichförmigkeit, nur nicht auf die Erreichung des
Hauptzweckes, einer höheren kriegerischen Brauchbarkeit, Rücksicht genommen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/398>, abgerufen am 23.12.2024.