Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.chen. Sodann wird durch sie Vasari widerlegt, der den großen Meisterinfolge Jetzt finden wir in dem vom 1. März 1318 datirten Brief des Bischofs Der wahre Sachverhalt wird, wie Marquis Campori folgert, der sein, Bon noch größerem Interesse vielleicht sind die Aufschlüsse über das Bild- Wie schon oben angeführt, bewunderte Alfonzo, bei seiner Anwesenheit ^ Ur. 377 der Gallerie des Louvre. 4*
chen. Sodann wird durch sie Vasari widerlegt, der den großen Meisterinfolge Jetzt finden wir in dem vom 1. März 1318 datirten Brief des Bischofs Der wahre Sachverhalt wird, wie Marquis Campori folgert, der sein, Bon noch größerem Interesse vielleicht sind die Aufschlüsse über das Bild- Wie schon oben angeführt, bewunderte Alfonzo, bei seiner Anwesenheit ^ Ur. 377 der Gallerie des Louvre. 4*
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chen. Sodann wird durch sie Vasari widerlegt, der den großen Meisterinfolge
zügelloser Ausschweifungen sterben läßt, während die Ursache seines Todes in
Wahrheit ein bösartiges Fieber war. Dann aber enthalten die Briefe Cvsta-
bilis verschiedene wichtige Aufschlüsse über die künstlerische Thätigkeit Rafaels
iss seinen letzten Jahren. Zunächst Andeutungen über ein Gemälde für König
Franz den Ersten. Dieses Bild, Se. Michael den Drachentödter vor¬
stellend, sollte, wie man lange Zeit annahm, von dem König persönlich bestellt
worden sein, bis dann Gaye Bruchstücke einer Correspondenz zwischen Gero
Gheri und Balthasare Turini auffand, aus der hervorzugehen schien, daß dieses
Bild sowohl wie die Madonna mit vier andern Figuren*) im Louvre von dem
Herzog von Urbino Lorenzo de Medici geschenkt worden war.
Jetzt finden wir in dem vom 1. März 1318 datirten Brief des Bischofs
von Adria die Aeußerung Rafaels, daß der P apst den Auftrag zum Se. Michael
gegeben hatte und zwar in der Absicht, Sr. Allerchristlichsten Majestät damit ein
Geschenk zu machen. Am 28. März 1518 meldet Costabili weiter, daß „die
Jungfrau mit dem Christuskind und vier andern Figuren" eben¬
falls vom Papst, bei derselben Gelegenheit, aber für die Königin von Frank¬
reich bestellt worden.
Der wahre Sachverhalt wird, wie Marquis Campori folgert, der sein,
daß Papst Leo der Zehnte die Bilder bei Rafael für Lorenzo de Medici
bestellt hat, damit dieser sie Franz dem Ersten als Geschenk übergäbe. Der
„Se. Michael" ist mit Rafaels Namen und der Jahreszahl 1318 bezeichnet.
Einen Anhaltepunkt für das genaue Datum seiner Ausführung finden wir in
der Angabe, daß vom 21. März 1317 ab Rafael daran arbeitete und daß er
bis zum 27. Mai des folgenden Jahres vollendet ist. Auch die'Madonna ist
1318 signirt, und es steht jetzt fest, daß die beiden Bilder am 4. Juni Florenz
Verließen, um nach Paris gebracht zu werden.
Bon noch größerem Interesse vielleicht sind die Aufschlüsse über das Bild-
niß Johannas von Aragon im.
Wie schon oben angeführt, bewunderte Alfonzo, bei seiner Anwesenheit
in Paris im Jahr 1518. dies Porträt so sehr, daß er Rafael indirect um die
Originalzeichnung bitten ließ, welchen Wunsch dieser ohne Zögern befriedigte.
Die Geschichte dieses Bildes war lange dunkel. Vasari behauptet, daß nur
der Kopf von Rafael, die Figur hingegen von Giulio Romano sei, und
lange Zeit glaubte man, daß Hyppolit de Medici der Geber gewesen — eine
offenbar grundlose Annahme, da Hyppolit erst neun Jahr alt war, als Rafael
starb. Andre wiederum hielten für wahrscheinlich, daß Cardinal Giulio de Medici
^ Ur. 377 der Gallerie des Louvre.
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