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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

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Belieben von dem Regimente zu den Grenadieren und wieder zurückversetzen
konnt.e. Die Grenadiere trugen die Montur ihres Regiments, statt des Tscha¬
kos jedoch eine hohe Bärenmütze. Auch hatten die Gemeinen kurze Säbel und
die Offiziere Schleppsäbel. Die Löhnung des Grenadiers betrug sechs Kreuzer,
während der gemeine Infanterist nur fünf bezog.

Das Jägerregiment, die einzige sich aus Tirol ergänzende Truppe bestand
aus vier Bataillonen a sechs Compagnien. Die im Kriegsfalle aufgestellten
Landesschützen bildeten gewissermaßen die Reserve dieser Truppe. Die Dienst¬
zeit war eine achtjährige, nach Ablauf dieser Zeit aber war der Mann noch
bis zu seinem fünfundvierzigsten Jahre zum Dienste bei den Schützen verpflich¬
tet. Jedoch wurden stets nur einige Compagnien aufgestellt und nach einer
Dienstleistung von drei Monaten oder hundert Tagen durch andere Schützen ab¬
gelöst und entlassen.

Von den selbständigen Jägerbataillonen -- jedes derselben zählte sechs Com¬
pagnien -- rckrutirten sich sechs aus Böhmen und Mähren, eins aus Galizien,
drei aus Oestreich und Steiermark und zwei aus der Lombardei. Die Dienst¬
zeit betrug bei den italienischen Jägern acht, bei den andern vierzehn Jahre.

Die Kleidung der Jäger bestand in bläulichen, sogenannten hechtgrauen
Röcken und Beinkleidern mit graugrünen Aufschlägen und Paspoils, schwarzen
Gamaschen und Kors6hüten mit herabhängenden Federbüschen. Die Unteroffi¬
ziere und der dritte Theil der Mannschaft waren mit gezogenen Röhren (Stutzen
und Haubajonneten, die übrigen Jäger mit glatten kurzen Gewehren und
Jnfanteriebajonneten bewaffnet.

Man hatte in den französischen Kriegen genugsam erkannt, daß die öst¬
reichische Infanterie dem Fußvolke der Franzosen, der Engländer, sowie der
West- und Norddeutschen nachstand; man führte einige Reformen ein, blieb aber
bald auf halbem Wege stehen, und so stand man bei dem Tode des Kaisers
Franz auf derselben Stufe, wie nach Beendigung der französischen Kriege.

Das Material war vielleicht besser als in anderen Heeren, aber die Aus¬
bildung desselben war mangelhaft; einzelne Regimenter mochten vortrefflich sein,
aber es fehlte der Kitt, welcher alle diese verschiedenen Theile in ein dauerhaftes
und brauchbares Ganzes zusammenfügen sollte. Und darin lag die Hauptsache
des Uebels.

Die Reglements und die übrigen Dienstvorschriften waren zwar für das
gesammte Fußvolk, oder wenigstens für die einzelnen Gattungen desselben,
Linie, Grenadiere, Jäger und Grenzer, gleich, und dennoch bedürfte ein scharf¬
sichtiger Beobachter nicht erst der Unterscheidungszeichen, welche die verschieden¬
farbigen Aufschläge, Knöpfe und Beinkleider bildeten, um die Soldaten und
Offiziere verschiedener Regimenter zu erkennen.

Der Einfluß, den die verschiedene Nationalität der Mannschaft hierbei


Belieben von dem Regimente zu den Grenadieren und wieder zurückversetzen
konnt.e. Die Grenadiere trugen die Montur ihres Regiments, statt des Tscha¬
kos jedoch eine hohe Bärenmütze. Auch hatten die Gemeinen kurze Säbel und
die Offiziere Schleppsäbel. Die Löhnung des Grenadiers betrug sechs Kreuzer,
während der gemeine Infanterist nur fünf bezog.

Das Jägerregiment, die einzige sich aus Tirol ergänzende Truppe bestand
aus vier Bataillonen a sechs Compagnien. Die im Kriegsfalle aufgestellten
Landesschützen bildeten gewissermaßen die Reserve dieser Truppe. Die Dienst¬
zeit war eine achtjährige, nach Ablauf dieser Zeit aber war der Mann noch
bis zu seinem fünfundvierzigsten Jahre zum Dienste bei den Schützen verpflich¬
tet. Jedoch wurden stets nur einige Compagnien aufgestellt und nach einer
Dienstleistung von drei Monaten oder hundert Tagen durch andere Schützen ab¬
gelöst und entlassen.

Von den selbständigen Jägerbataillonen — jedes derselben zählte sechs Com¬
pagnien — rckrutirten sich sechs aus Böhmen und Mähren, eins aus Galizien,
drei aus Oestreich und Steiermark und zwei aus der Lombardei. Die Dienst¬
zeit betrug bei den italienischen Jägern acht, bei den andern vierzehn Jahre.

Die Kleidung der Jäger bestand in bläulichen, sogenannten hechtgrauen
Röcken und Beinkleidern mit graugrünen Aufschlägen und Paspoils, schwarzen
Gamaschen und Kors6hüten mit herabhängenden Federbüschen. Die Unteroffi¬
ziere und der dritte Theil der Mannschaft waren mit gezogenen Röhren (Stutzen
und Haubajonneten, die übrigen Jäger mit glatten kurzen Gewehren und
Jnfanteriebajonneten bewaffnet.

Man hatte in den französischen Kriegen genugsam erkannt, daß die öst¬
reichische Infanterie dem Fußvolke der Franzosen, der Engländer, sowie der
West- und Norddeutschen nachstand; man führte einige Reformen ein, blieb aber
bald auf halbem Wege stehen, und so stand man bei dem Tode des Kaisers
Franz auf derselben Stufe, wie nach Beendigung der französischen Kriege.

Das Material war vielleicht besser als in anderen Heeren, aber die Aus¬
bildung desselben war mangelhaft; einzelne Regimenter mochten vortrefflich sein,
aber es fehlte der Kitt, welcher alle diese verschiedenen Theile in ein dauerhaftes
und brauchbares Ganzes zusammenfügen sollte. Und darin lag die Hauptsache
des Uebels.

Die Reglements und die übrigen Dienstvorschriften waren zwar für das
gesammte Fußvolk, oder wenigstens für die einzelnen Gattungen desselben,
Linie, Grenadiere, Jäger und Grenzer, gleich, und dennoch bedürfte ein scharf¬
sichtiger Beobachter nicht erst der Unterscheidungszeichen, welche die verschieden¬
farbigen Aufschläge, Knöpfe und Beinkleider bildeten, um die Soldaten und
Offiziere verschiedener Regimenter zu erkennen.

Der Einfluß, den die verschiedene Nationalität der Mannschaft hierbei


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[0346] Belieben von dem Regimente zu den Grenadieren und wieder zurückversetzen konnt.e. Die Grenadiere trugen die Montur ihres Regiments, statt des Tscha¬ kos jedoch eine hohe Bärenmütze. Auch hatten die Gemeinen kurze Säbel und die Offiziere Schleppsäbel. Die Löhnung des Grenadiers betrug sechs Kreuzer, während der gemeine Infanterist nur fünf bezog. Das Jägerregiment, die einzige sich aus Tirol ergänzende Truppe bestand aus vier Bataillonen a sechs Compagnien. Die im Kriegsfalle aufgestellten Landesschützen bildeten gewissermaßen die Reserve dieser Truppe. Die Dienst¬ zeit war eine achtjährige, nach Ablauf dieser Zeit aber war der Mann noch bis zu seinem fünfundvierzigsten Jahre zum Dienste bei den Schützen verpflich¬ tet. Jedoch wurden stets nur einige Compagnien aufgestellt und nach einer Dienstleistung von drei Monaten oder hundert Tagen durch andere Schützen ab¬ gelöst und entlassen. Von den selbständigen Jägerbataillonen — jedes derselben zählte sechs Com¬ pagnien — rckrutirten sich sechs aus Böhmen und Mähren, eins aus Galizien, drei aus Oestreich und Steiermark und zwei aus der Lombardei. Die Dienst¬ zeit betrug bei den italienischen Jägern acht, bei den andern vierzehn Jahre. Die Kleidung der Jäger bestand in bläulichen, sogenannten hechtgrauen Röcken und Beinkleidern mit graugrünen Aufschlägen und Paspoils, schwarzen Gamaschen und Kors6hüten mit herabhängenden Federbüschen. Die Unteroffi¬ ziere und der dritte Theil der Mannschaft waren mit gezogenen Röhren (Stutzen und Haubajonneten, die übrigen Jäger mit glatten kurzen Gewehren und Jnfanteriebajonneten bewaffnet. Man hatte in den französischen Kriegen genugsam erkannt, daß die öst¬ reichische Infanterie dem Fußvolke der Franzosen, der Engländer, sowie der West- und Norddeutschen nachstand; man führte einige Reformen ein, blieb aber bald auf halbem Wege stehen, und so stand man bei dem Tode des Kaisers Franz auf derselben Stufe, wie nach Beendigung der französischen Kriege. Das Material war vielleicht besser als in anderen Heeren, aber die Aus¬ bildung desselben war mangelhaft; einzelne Regimenter mochten vortrefflich sein, aber es fehlte der Kitt, welcher alle diese verschiedenen Theile in ein dauerhaftes und brauchbares Ganzes zusammenfügen sollte. Und darin lag die Hauptsache des Uebels. Die Reglements und die übrigen Dienstvorschriften waren zwar für das gesammte Fußvolk, oder wenigstens für die einzelnen Gattungen desselben, Linie, Grenadiere, Jäger und Grenzer, gleich, und dennoch bedürfte ein scharf¬ sichtiger Beobachter nicht erst der Unterscheidungszeichen, welche die verschieden¬ farbigen Aufschläge, Knöpfe und Beinkleider bildeten, um die Soldaten und Offiziere verschiedener Regimenter zu erkennen. Der Einfluß, den die verschiedene Nationalität der Mannschaft hierbei

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/346>, abgerufen am 23.12.2024.