Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.Die Ostseezeitung will jetzt die Namen der Nationalregenten wissen, es Die Posener Zeitung muß sich noch immer um ihres Plaidoyers für den Einzelne Uebergriffe kommen ja auch wohl vor. So soll irgendwo alles Grenzboten. III. 1863. 40
Die Ostseezeitung will jetzt die Namen der Nationalregenten wissen, es Die Posener Zeitung muß sich noch immer um ihres Plaidoyers für den Einzelne Uebergriffe kommen ja auch wohl vor. So soll irgendwo alles Grenzboten. III. 1863. 40
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Die Ostseezeitung will jetzt die Namen der Nationalregenten wissen, es
seien Wladimir Czartoryski, Ovdenza, Wolniewicz, Guttry, Dzialynski. Wer
Ordenza ist, weiß ich nicht. Die Andern sind sämmtlich aus unserer Provinz;
ihre Güter gehören den drei nachbarlichen Kreisen Sabrina, Schroda, Gnesen
an; einer Fläche, die auf der Karte des ganzen Polenreiches mit einer Hand
zugedeckt werden kann. Und diese Herren sind gleichzeitig Glieder oder Freunde
einer einzigen Adelsfamilie; so daß zuletzt auch die persönlichen Zwecke weniger
Aristokraten als die Fäden einer Bewegung sichtbar werden, welche bisher nur
geschadet hat. Wenn, wie vorausgesagt wird, nach der Ernte neuer Kampf be¬
ginnen soll, wenn die ganze Sache einer Katastrophe oder einer Auslösung
auch durch ihre Gegner entgegengetrieben wird, so wird sie auch ihr wahres
Gesicht immer deutlicher zeigen, und davor haben wir uns' nicht zu fürchten.
Die Posener Zeitung muß sich noch immer um ihres Plaidoyers für den
Belagerungszustand willen schelten lassen. Auch diese Sache hat manchem
Sterblichen die Gelegenheit geboten sich zu blamiren Da ist die Bromberger
Patriotische Zeitung, das jüngste Töchterchen der Kreuzzeitung, des guten Glau¬
bens, die Posener schreibe offiziös, sofort beistimmend zugefahren. Und siehe
da. nicht nur die norddeutsche Allgemeine, sondern die Frau Mama selber
sprechen sich gegen Ausnahmezustände aus. Was bleibt dem Töchterchen
übrig, als nun auch das „Elaborat" der Posener zu anathematisiren. Und
dennoch war jener erste Aufsatz wirklich beeinflußt, und die Sache selbst ist nichts
weniger, wie einfach. Wo ist denn eine einzige Seele, die sich nach einer
Soldatenherrschaft sehnte? die sich der Polizeiwirthschaft freuen würde? Wir
zuletzt, die wir mit ganzer Seele uns an jeder freien Vereinigung deutscher
Männer erquicken, möchten irgend Jemand seine Freiheit verkümmern. Aber
wir haben ja Ausnahmezustände, in doppeltem Sinne, und es liegt nur an
der großen Besonnenheit unserer Civil- und Militärbehörden, daß sie nicht
schwerer aus uns lasten.
Einzelne Uebergriffe kommen ja auch wohl vor. So soll irgendwo alles
im Dorfe von einer Patrouille angetroffene, irgend waffenfähige Volk zusam¬
mengestellt und der Schulz veranlaßt worden sein, jeden Mann zu recognos-
ciren. Aber man weiß ja auch, daß 60. ja 100 Zuzügler, die ihren vorüber¬
gehenden Ausenthalt auf einem Dominium haben, sobald irgendwelche Visitation
erfolgt, als Drescher, Meister u. s. w. beschäftigt angetroffen werden und so
der Verhaftung entgehen. Es wird mir erzählt, daß eine Haussuchungscom¬
mission auf einem polnischen Edelhofe sich von dem Schlafzimmer junger Mäd¬
chen nicht zurückhalten ließ und — allerdings in bescheidner Form — Gewi߬
heit verlangte, daß die Schlafenden Mädchen seien; aber man weiß auch, daß
der göttliche Petite nicht der letzte Mann gewesen ist. der vom Weibeskleide
Schutz begehrte. Ja. die Polen verspotten noch viel heftiger als die Deutschen,
Grenzboten. III. 1863. 40
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