Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.nie sein Vaterland verlassen hatte, reiste einmal nach dem Isthmus, sowie auch Die Anordnung und Leitung der Spiele hatten die Korinthier; aber als Die Bestandtheile der Wettkämpfe waren dieselben, wie in Olympia, nur nie sein Vaterland verlassen hatte, reiste einmal nach dem Isthmus, sowie auch Die Anordnung und Leitung der Spiele hatten die Korinthier; aber als Die Bestandtheile der Wettkämpfe waren dieselben, wie in Olympia, nur <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0154" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115546"/> <p xml:id="ID_402" prev="#ID_401"> nie sein Vaterland verlassen hatte, reiste einmal nach dem Isthmus, sowie auch<lb/> die Dichter Aeschylus und Ion unter den Besuchern genannt werden. Die<lb/> mythische Urgeschichte der Jsthmien ist ungemein reich und geht in phantastischen<lb/> Sprüngen bis auf die Götterwelt zurück. Doch scheint der anfängliche Cult<lb/> des Melikertes oder Melkarth, des phönicischen Herakles, auf dem Isthmus<lb/> durch den jonischen Poseidon verdrängt worden zu sein, und Theseus wird<lb/> als Gründer der dem Poseidon geheiligten Wettkä-zupfe angesehen., Wie<lb/> Plutarch berichtet, brachten Hellanodikos und Andren aus Halikarnaß mit<lb/> dieser Stiftung das spätere Recht der Athener in Verbindung, den Ehren¬<lb/> sitz bei den Spielen auf der korinthischen Landenge einzunehmen und so<lb/> viel Platz zu beanspruchen, als das ausgespannte Segel des Theorenschiffes<lb/> deckte. Für die frühe Celebrität der Jsthmien spricht auch die Nachricht Plu-<lb/> tarchs, daß Solon jedem Sieger auf dem Isthmus hundert Drachmen als Be¬<lb/> lohnung ausgesetzt habe.</p><lb/> <p xml:id="ID_403"> Die Anordnung und Leitung der Spiele hatten die Korinthier; aber als<lb/> im Jahre 392 v. Chr. die Argiver Korinth inne hatten, trafen sie im heiligen<lb/> Monate Anstalten, die Jsthmien anzustellen, wurden aber vom heranrückenden<lb/> Spartaner Agesilaos daran verhindert, der nun mit den zurückkehrenden Ko-<lb/> rinthiern das Fest in der herkömmlichen Weise feierte. Dennoch hielten die<lb/> Argiver nach seinem Abzug das Fest noch einmal, und so kam es, daß in jenem<lb/> Jahre Manche zweimal in derselben Kampsart den Sieg davon trugen. Nach<lb/> Korinths vandalischer Zerstörung übernahm Sieyon die Leitung der Jsthmien,<lb/> bis Cäsar den Wiederaufbau der Stadt vermittelte und den Korinthiern ihr<lb/> altes Recht zurückgab. Aus eine alte Rivalität zwischen den olympischen und<lb/> isthmischen Spielen weist es hin, daß die Eleer das isthmische Fest nicht officiell<lb/> beschickten und daß keine Kämpfer aus Elis hier zugelassen wurden.</p><lb/> <p xml:id="ID_404" next="#ID_405"> Die Bestandtheile der Wettkämpfe waren dieselben, wie in Olympia, nur<lb/> daß später auch ein musischer Agon hinzutrat. Plutarch erwähnt, daß sogar<lb/> eine Dichterin, Aristomache aus Erythrä in Jonien, auf dem Isthmus gesiegt<lb/> habe. Hinsichtlich des Ceremoniels bei Eröffnung der Spiele erfahren wir aus<lb/> Livius, daß ein Herold mit einem Trompeter mitten in das Stadium trat,<lb/> „von wo aus mit hergebrachter Formel die Spiele angesagt zu werden pflegten,"<lb/> und nach einigen Trompetenstößen auszurufen begann. Den isthmischen Sieges¬<lb/> preis pflegt man sich nach Schillers bekannter Romanze als Fichtenkranz vorzustel¬<lb/> len. Allein erweislich ist der an Poseidons Dienst erinnernde Fichtenzweig erst in<lb/> der Zeit der Antonine, wenn auch Plutarch in den Tischgesprächen behauptet,<lb/> er sei damals nur wieder in sein altes Recht eingesetzt worden. Vorher wird stets<lb/> der Eppichkranz genannt. Pindar erwähnt denselben mehre Male, und auch<lb/> Plutarch schreibt in seinem Timoleon: „Korinth krönte damals (um 336 v. Chr.)<lb/> die Sieger in den isthmischen Spielen mit Eppich und hat einen Eppichkranz</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0154]
nie sein Vaterland verlassen hatte, reiste einmal nach dem Isthmus, sowie auch
die Dichter Aeschylus und Ion unter den Besuchern genannt werden. Die
mythische Urgeschichte der Jsthmien ist ungemein reich und geht in phantastischen
Sprüngen bis auf die Götterwelt zurück. Doch scheint der anfängliche Cult
des Melikertes oder Melkarth, des phönicischen Herakles, auf dem Isthmus
durch den jonischen Poseidon verdrängt worden zu sein, und Theseus wird
als Gründer der dem Poseidon geheiligten Wettkä-zupfe angesehen., Wie
Plutarch berichtet, brachten Hellanodikos und Andren aus Halikarnaß mit
dieser Stiftung das spätere Recht der Athener in Verbindung, den Ehren¬
sitz bei den Spielen auf der korinthischen Landenge einzunehmen und so
viel Platz zu beanspruchen, als das ausgespannte Segel des Theorenschiffes
deckte. Für die frühe Celebrität der Jsthmien spricht auch die Nachricht Plu-
tarchs, daß Solon jedem Sieger auf dem Isthmus hundert Drachmen als Be¬
lohnung ausgesetzt habe.
Die Anordnung und Leitung der Spiele hatten die Korinthier; aber als
im Jahre 392 v. Chr. die Argiver Korinth inne hatten, trafen sie im heiligen
Monate Anstalten, die Jsthmien anzustellen, wurden aber vom heranrückenden
Spartaner Agesilaos daran verhindert, der nun mit den zurückkehrenden Ko-
rinthiern das Fest in der herkömmlichen Weise feierte. Dennoch hielten die
Argiver nach seinem Abzug das Fest noch einmal, und so kam es, daß in jenem
Jahre Manche zweimal in derselben Kampsart den Sieg davon trugen. Nach
Korinths vandalischer Zerstörung übernahm Sieyon die Leitung der Jsthmien,
bis Cäsar den Wiederaufbau der Stadt vermittelte und den Korinthiern ihr
altes Recht zurückgab. Aus eine alte Rivalität zwischen den olympischen und
isthmischen Spielen weist es hin, daß die Eleer das isthmische Fest nicht officiell
beschickten und daß keine Kämpfer aus Elis hier zugelassen wurden.
Die Bestandtheile der Wettkämpfe waren dieselben, wie in Olympia, nur
daß später auch ein musischer Agon hinzutrat. Plutarch erwähnt, daß sogar
eine Dichterin, Aristomache aus Erythrä in Jonien, auf dem Isthmus gesiegt
habe. Hinsichtlich des Ceremoniels bei Eröffnung der Spiele erfahren wir aus
Livius, daß ein Herold mit einem Trompeter mitten in das Stadium trat,
„von wo aus mit hergebrachter Formel die Spiele angesagt zu werden pflegten,"
und nach einigen Trompetenstößen auszurufen begann. Den isthmischen Sieges¬
preis pflegt man sich nach Schillers bekannter Romanze als Fichtenkranz vorzustel¬
len. Allein erweislich ist der an Poseidons Dienst erinnernde Fichtenzweig erst in
der Zeit der Antonine, wenn auch Plutarch in den Tischgesprächen behauptet,
er sei damals nur wieder in sein altes Recht eingesetzt worden. Vorher wird stets
der Eppichkranz genannt. Pindar erwähnt denselben mehre Male, und auch
Plutarch schreibt in seinem Timoleon: „Korinth krönte damals (um 336 v. Chr.)
die Sieger in den isthmischen Spielen mit Eppich und hat einen Eppichkranz
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