Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.Sieger der Vorzeit Habe niederreißen lassen, so mildert Dio Cassius dies Noch größere Ehre und Verherrlichung als am Schauplätze ihrer Thaten Sieger der Vorzeit Habe niederreißen lassen, so mildert Dio Cassius dies Noch größere Ehre und Verherrlichung als am Schauplätze ihrer Thaten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0149" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115541"/> <p xml:id="ID_393" prev="#ID_392"> Sieger der Vorzeit Habe niederreißen lassen, so mildert Dio Cassius dies<lb/> dahin, daß er den berühmten, aber schon hochbetagten Athleten Pammcnes<lb/> zwang, mit ihm zu kämpfen, und nach Besiegung desselben auch seine Bild¬<lb/> säulen umstürzen ließ.</p><lb/> <p xml:id="ID_394" next="#ID_395"> Noch größere Ehre und Verherrlichung als am Schauplätze ihrer Thaten<lb/> erwartete die Sieger auf der Rückkehr in befreundeten Städten und besonders<lb/> bei der Ankunft in ihrer Vaterstadt. Cicero sagt in einer Rede, daß ein Olym¬<lb/> pionike in Hellas beinahe höher geehrt worden sei als ein Triumphator in<lb/> Rom, und dies ist beinahe keine Uebertreibung. Von Freunden und Verwandten<lb/> zu Roß und zu Wagen begleitet und von der Volksmenge umjubelt, in präch¬<lb/> tigem Gewände auf einem hohen, von vier weißen Rossen gezogenen Wagen<lb/> sitzend, hielt er seinen Einzug und zwar gewöhnlich durch eine besonders dazu<lb/> bereitete Bresche in der Stadtmauer, weil, wie Plutarch sagt, einer Stadt,<lb/> die solche Männer besäße, keine Mauern nöthig wären. Den Wettläufer<lb/> Epänetvs holten die Agrigentiner nach Diodor mit dreihundert weißen Zwei¬<lb/> gespannen ein! Nero copirte die griechische Sitte genau; denn über seinen<lb/> Einzug in Rom liest man bei Dio Cassius: „Bei seinem Einzug wurde ein<lb/> Stück der Stadtmauer niedergerissen und ein Theil der Thore abgebrochen, weil<lb/> beides zu Ehren der Sieger in den Wettkämpfen so zu geschehen pflegt. Voran<lb/> zogen Männer mit Siegcskränzen, die er gewonnen hatte; ihnen folgten An¬<lb/> dere mit Täfelchen an Stangen, auf welchen der Name und der Ort des Wett-<lb/> kampfs geschrieben stand, auch daß Kaiser Nero der erste aller Römer war, der<lb/> seit ewigen Zeiten die Siegespalme errungen. Hierauf kam er selbst auf<lb/> einem Triumphalwagen in einem goldgestickten Purpurgewand, das Haupt mit<lb/> einem Olivenkranze geziert, den pythische» Lorbeerkranz in der Hand haltend.<lb/> So zog er, von Soldaten, Rittern und Senatoren begleitet, nach dem Capitol,<lb/> während die ganze Stadt mit Guirlanden behängt und von Wohlgerüchen<lb/> durchduftet war und das ganze Volk schrie: „Heil dir, olympischer, pythischer<lb/> Sieger!" Auch in der Heimath erforderte es der gute Ton, daß der Sieger<lb/> seinen Bekannten einen Festschmaus gab, der freilich wohl gewöhnlich, wie<lb/> ein von Demosthenes erwähnter, den Chabrias in der kleinen attischen Ort¬<lb/> schaft Kolias veranstaltete, mit allgemeiner Trunkenheit endigte. Bei den bloßen<lb/> Ehrenbezeigungen, zu welchen noch das Recht des Vorsitzes bei allen öffentlichen<lb/> Festspielen und in Sparta die Ehre hinzu kam, in unmittelbarer Nähe des Königs<lb/> in der Schlacht fechten zu dürfen, hatte es aber nicht sein Bewenden. Bereits zu<lb/> Solons Zeit wurden den Olympioniken 600 Drachmen (122 Thlr.) aus dem<lb/> Staatsschatze als Prämie gereicht. Hierzu kamen auch noch lebenslängliche Pen¬<lb/> sionen. Plutarch erzählt, daß die Athener einer Enkelin des Aristides zu ihrem<lb/> Unterhalte so viel gegeben hätten, als den olympischen Siegern. Außerdem wird<lb/> vielfach von öffentlicher Speisung derselben im Prytaneion gesprochen. Der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0149]
Sieger der Vorzeit Habe niederreißen lassen, so mildert Dio Cassius dies
dahin, daß er den berühmten, aber schon hochbetagten Athleten Pammcnes
zwang, mit ihm zu kämpfen, und nach Besiegung desselben auch seine Bild¬
säulen umstürzen ließ.
Noch größere Ehre und Verherrlichung als am Schauplätze ihrer Thaten
erwartete die Sieger auf der Rückkehr in befreundeten Städten und besonders
bei der Ankunft in ihrer Vaterstadt. Cicero sagt in einer Rede, daß ein Olym¬
pionike in Hellas beinahe höher geehrt worden sei als ein Triumphator in
Rom, und dies ist beinahe keine Uebertreibung. Von Freunden und Verwandten
zu Roß und zu Wagen begleitet und von der Volksmenge umjubelt, in präch¬
tigem Gewände auf einem hohen, von vier weißen Rossen gezogenen Wagen
sitzend, hielt er seinen Einzug und zwar gewöhnlich durch eine besonders dazu
bereitete Bresche in der Stadtmauer, weil, wie Plutarch sagt, einer Stadt,
die solche Männer besäße, keine Mauern nöthig wären. Den Wettläufer
Epänetvs holten die Agrigentiner nach Diodor mit dreihundert weißen Zwei¬
gespannen ein! Nero copirte die griechische Sitte genau; denn über seinen
Einzug in Rom liest man bei Dio Cassius: „Bei seinem Einzug wurde ein
Stück der Stadtmauer niedergerissen und ein Theil der Thore abgebrochen, weil
beides zu Ehren der Sieger in den Wettkämpfen so zu geschehen pflegt. Voran
zogen Männer mit Siegcskränzen, die er gewonnen hatte; ihnen folgten An¬
dere mit Täfelchen an Stangen, auf welchen der Name und der Ort des Wett-
kampfs geschrieben stand, auch daß Kaiser Nero der erste aller Römer war, der
seit ewigen Zeiten die Siegespalme errungen. Hierauf kam er selbst auf
einem Triumphalwagen in einem goldgestickten Purpurgewand, das Haupt mit
einem Olivenkranze geziert, den pythische» Lorbeerkranz in der Hand haltend.
So zog er, von Soldaten, Rittern und Senatoren begleitet, nach dem Capitol,
während die ganze Stadt mit Guirlanden behängt und von Wohlgerüchen
durchduftet war und das ganze Volk schrie: „Heil dir, olympischer, pythischer
Sieger!" Auch in der Heimath erforderte es der gute Ton, daß der Sieger
seinen Bekannten einen Festschmaus gab, der freilich wohl gewöhnlich, wie
ein von Demosthenes erwähnter, den Chabrias in der kleinen attischen Ort¬
schaft Kolias veranstaltete, mit allgemeiner Trunkenheit endigte. Bei den bloßen
Ehrenbezeigungen, zu welchen noch das Recht des Vorsitzes bei allen öffentlichen
Festspielen und in Sparta die Ehre hinzu kam, in unmittelbarer Nähe des Königs
in der Schlacht fechten zu dürfen, hatte es aber nicht sein Bewenden. Bereits zu
Solons Zeit wurden den Olympioniken 600 Drachmen (122 Thlr.) aus dem
Staatsschatze als Prämie gereicht. Hierzu kamen auch noch lebenslängliche Pen¬
sionen. Plutarch erzählt, daß die Athener einer Enkelin des Aristides zu ihrem
Unterhalte so viel gegeben hätten, als den olympischen Siegern. Außerdem wird
vielfach von öffentlicher Speisung derselben im Prytaneion gesprochen. Der
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