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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

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Die Vorbereitungen des Festes in Mecklenburg wurden seitdem von dem
ludwigsluster Ausschuß allein weitergeführt, während es dem Hamburger Aus¬
schuß anheimgegeben blieb, die Agitation in Deutschland fortzusetzen. Eine
Deputation des ludwigsluster Ausschusses wurde am v. Juli vom Großherzog
empfangen, um über die projectirte Einrichtung der Feier Bericht zu erstatten.
Der Großherzog billigte im Allgemeinen das aufgestellte Programm und ver¬
hieß die Gewährung mehrer Bitten, "wodurch," wie ein Bericht sagt, "der
Feier auch äußerer Glanz in Aussicht gestellt ist." Zu mehrer Sicherheit wurde
um eben diese Zeit dem Gerichtsverwalter Steffen zu Ludwigslust die Ober¬
leitung der ganzen Feier übertragen, "so daß." wie der "Nordd., Corr." mit
Recht bemerkt, "fast sichere Bürgschaft vorhanden ist, daß Ausschreitungen ver¬
mieden und der Feier ein würdiger Charakter bewahrt werde." Wenn die
"nationale" Feier unter dem Commando eines großherzoglichen Patrimonial-
richters und Polizeibeamten, der speciell für die Aufrechthaltung eines loyalen
Verlaufs derselben verantwortlich ist, zur Ausführung gelangt, so wird es wohl
eines weiteren Beruhigungsmittels nicht bedürfen, um jede Besorgniß vor fort¬
schrittlichen Extravaganzen zu verscheuchen. Auch der Geheime Hofrath Stiebel
aus Frankfurt a. M., ein ehemaliger Lützower, welchem, wie man sagt, die
Festrede übertragen ist, soll seiner politischen Richtung nach genügende Garan¬
tien gegen allzu freisinnige Aeußerungen bieten. Von dem erwähnten Gerichts¬
verwalter Steffen möge noch bemerkt sein, daß er derselbe Mann ist, welcher
als Auditor beim Criminalcollegium zu Bützow das Unglück hatte, sich durch
seinen Amtseifer bei Visitation der Zelle einer Jnculpatin zur Aufspürung von
Briefen hinreißen zu lassen, durch welche, wie sich bei der gerichtlichen Inspection
derselben erwies, Niemand stärker compromittirt ward als er selbst. Diese
spaßhafte Geschichte findet sich in den "44 Monate Untersuchungshaft" von
Julius Wiggers genauer erzählt.

Am 3. Juli hat nun auch in einer Versammlung zu Hamburg der dortige
Centralausschuß über den bisherigen Fortgang des Unternehmens berichtet.
Der Bericht nennt eine Anzahl hervorragender Personen, deren Besuch am
Körnergrabe mit Bestimmtheit erwartet wird, wenigstens vom Hamburger Cen¬
tralausschuß. Darunter befinden sich König Ludwig von Bayern, der Herzog
von Coburg, die Tochter Schillers u. f. w. Nach dem Bericht haben bis jetzt
110 Vereine angezeigt, daß sie durch Deputationen am Grabe vertreten sein
würden. Aus Berlin und Frankfurt, wo sich Festausschüsse gebildet hätten,
würden sich über 300 Veteranen und fast alle noch lebenden Lützower in Lud--
wigslust einfinden, um den Festzug zu eröffnen, in welchem auch die Studenten
fast aller deutschen Universitäten so wie die Bergakademiker und Bergleute stark
vertreten sein würden. Zugleich mit diesen Notizen, deren Zuverlässigkeit viel¬
leicht hier und da noch einigem Zweifel begegnen möchte, ward die bestimmte


Die Vorbereitungen des Festes in Mecklenburg wurden seitdem von dem
ludwigsluster Ausschuß allein weitergeführt, während es dem Hamburger Aus¬
schuß anheimgegeben blieb, die Agitation in Deutschland fortzusetzen. Eine
Deputation des ludwigsluster Ausschusses wurde am v. Juli vom Großherzog
empfangen, um über die projectirte Einrichtung der Feier Bericht zu erstatten.
Der Großherzog billigte im Allgemeinen das aufgestellte Programm und ver¬
hieß die Gewährung mehrer Bitten, „wodurch," wie ein Bericht sagt, „der
Feier auch äußerer Glanz in Aussicht gestellt ist." Zu mehrer Sicherheit wurde
um eben diese Zeit dem Gerichtsverwalter Steffen zu Ludwigslust die Ober¬
leitung der ganzen Feier übertragen, „so daß." wie der „Nordd., Corr." mit
Recht bemerkt, „fast sichere Bürgschaft vorhanden ist, daß Ausschreitungen ver¬
mieden und der Feier ein würdiger Charakter bewahrt werde." Wenn die
„nationale" Feier unter dem Commando eines großherzoglichen Patrimonial-
richters und Polizeibeamten, der speciell für die Aufrechthaltung eines loyalen
Verlaufs derselben verantwortlich ist, zur Ausführung gelangt, so wird es wohl
eines weiteren Beruhigungsmittels nicht bedürfen, um jede Besorgniß vor fort¬
schrittlichen Extravaganzen zu verscheuchen. Auch der Geheime Hofrath Stiebel
aus Frankfurt a. M., ein ehemaliger Lützower, welchem, wie man sagt, die
Festrede übertragen ist, soll seiner politischen Richtung nach genügende Garan¬
tien gegen allzu freisinnige Aeußerungen bieten. Von dem erwähnten Gerichts¬
verwalter Steffen möge noch bemerkt sein, daß er derselbe Mann ist, welcher
als Auditor beim Criminalcollegium zu Bützow das Unglück hatte, sich durch
seinen Amtseifer bei Visitation der Zelle einer Jnculpatin zur Aufspürung von
Briefen hinreißen zu lassen, durch welche, wie sich bei der gerichtlichen Inspection
derselben erwies, Niemand stärker compromittirt ward als er selbst. Diese
spaßhafte Geschichte findet sich in den „44 Monate Untersuchungshaft" von
Julius Wiggers genauer erzählt.

Am 3. Juli hat nun auch in einer Versammlung zu Hamburg der dortige
Centralausschuß über den bisherigen Fortgang des Unternehmens berichtet.
Der Bericht nennt eine Anzahl hervorragender Personen, deren Besuch am
Körnergrabe mit Bestimmtheit erwartet wird, wenigstens vom Hamburger Cen¬
tralausschuß. Darunter befinden sich König Ludwig von Bayern, der Herzog
von Coburg, die Tochter Schillers u. f. w. Nach dem Bericht haben bis jetzt
110 Vereine angezeigt, daß sie durch Deputationen am Grabe vertreten sein
würden. Aus Berlin und Frankfurt, wo sich Festausschüsse gebildet hätten,
würden sich über 300 Veteranen und fast alle noch lebenden Lützower in Lud--
wigslust einfinden, um den Festzug zu eröffnen, in welchem auch die Studenten
fast aller deutschen Universitäten so wie die Bergakademiker und Bergleute stark
vertreten sein würden. Zugleich mit diesen Notizen, deren Zuverlässigkeit viel¬
leicht hier und da noch einigem Zweifel begegnen möchte, ward die bestimmte


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/108>, abgerufen am 22.12.2024.