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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

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des Herrn I. S. Meyer an, in welcher dieser als gewerbmäßiger Faiseur von
Festen unter dem Namen "Feier-Meyer" dem Gelächter überliefert und alles
Mögliche über ihn ausgesagt ward, was geeignet war, von der Betheiligung
an seinem Plane abzuschrecken. Bald darauf brachte dasselbe Blatt die Mit¬
theilung, dem Hamburger Centralausschuß sei von Ludwigslust aus die Anzeige
zugegangen, daß ihm eine Theilnahme an der Leitung der von dem ludwigs-
luster Ausschusse anzuordnenden Feier des 26. August in Wöbbelin nicht ein¬
geräumt werden könne.

Indessen überzeugten sich die reactionären Kreise in Mecklenburg doch all-
mälig, daß nach den von dem Großherzog ertheilten Zusicherungen von den
Hamburgern und dem "nationalen" Charakter der Kölnerfeier nicht leicht wie¬
der loszukommen sei. und zugleich brach sich die beruhigende Ansicht Bahn,
daß es mit dieser Feier weit weniger Gefahr habe, als man in dem ersten
Schreck vermuthet hatte. Es ward nun, wie es später im "Nordd. Corr." auch
ganz offen ausgesprochen ward, "gute Miene zum bösen Spiel" gemacht, und
man richtete jetzt auf Seiten der Machthaber in Mecklenburg alle Aufmerksam¬
keit nur darauf, die weitere Leitung möglichst in eigner Hand zu behalten.

Der bisherige ludwigsluster Festausschuß löste sich auf, und es bildete sich
ein vereinigter Centralausschuß sür die National-Körnerseier zu Ludwigslust
und Hamburg, welcher aus einem neugebildeten Centralausschuß zu Ludwigs¬
lust und dem Hamburger Centralausschuß zusammengesetzt war. Das Fest¬
programm ward jetzt einer Revision unterzogen und, nachdem es vom Gro߬
herzog genehmigt war, der Oeffentlichkeit übergeben. Als Zweck der Feier wird
in diesem rerndirten Programm aufgestellt: "Verherrlichung des Dichterhelden
Theodor Körner". Der Preis der Festkarten wird auf einen halben Thaler
Kerabgesctzt. Als Sammelplatz bleibt "unter Zustimmung Sr. K. H. des Gro߬
herzogs von Mecklenburg-Schwerin" Ludwigslust bestimmt. Die Leitung der
Feier selbst und Führung des Zuges ist dem mecklenburgischen Festausschuß
ausschließlich vorbehalten. Das Programm der Feier ist wesentlich das
frühere, nur daß für eine Festrede jetzt Raum gelassen ist. Vor dem Portale
des Friedhofs zu Wöbbelin wird "unter Genehmigung des Großherzogs von
Mecklenburg-Schwerin" eine Wohlthätigkeitsurne aufgestellt, zur Aufnahme von
Liebesgaben, deren Ertrag dem mecklenburgischen Festausschusse überwiesen wird
und den bedürftigen Kämpfern der lützower Schaar und den ludwigsluster und
wöbbeliner Armen zufällt. Das Album wird jetzt mit dem Vorbehalt in Aus-
sicht gestellt: "sofern sich ein Verleger und genügende Theilnahme findet".

Der Veröffentlichung dieses Programms folgte bald ein neuer, jetzt von
dem vereinigten Centralausschusse unterzeichneter Aufruf zur Betheiligung, der
eine nur von einzelnen Ueberschwenglichkeiten gesäuberte Reproduction des ur¬
sprünglichen Hamburger Ausrufs ist.


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des Herrn I. S. Meyer an, in welcher dieser als gewerbmäßiger Faiseur von
Festen unter dem Namen „Feier-Meyer" dem Gelächter überliefert und alles
Mögliche über ihn ausgesagt ward, was geeignet war, von der Betheiligung
an seinem Plane abzuschrecken. Bald darauf brachte dasselbe Blatt die Mit¬
theilung, dem Hamburger Centralausschuß sei von Ludwigslust aus die Anzeige
zugegangen, daß ihm eine Theilnahme an der Leitung der von dem ludwigs-
luster Ausschusse anzuordnenden Feier des 26. August in Wöbbelin nicht ein¬
geräumt werden könne.

Indessen überzeugten sich die reactionären Kreise in Mecklenburg doch all-
mälig, daß nach den von dem Großherzog ertheilten Zusicherungen von den
Hamburgern und dem „nationalen" Charakter der Kölnerfeier nicht leicht wie¬
der loszukommen sei. und zugleich brach sich die beruhigende Ansicht Bahn,
daß es mit dieser Feier weit weniger Gefahr habe, als man in dem ersten
Schreck vermuthet hatte. Es ward nun, wie es später im „Nordd. Corr." auch
ganz offen ausgesprochen ward, „gute Miene zum bösen Spiel" gemacht, und
man richtete jetzt auf Seiten der Machthaber in Mecklenburg alle Aufmerksam¬
keit nur darauf, die weitere Leitung möglichst in eigner Hand zu behalten.

Der bisherige ludwigsluster Festausschuß löste sich auf, und es bildete sich
ein vereinigter Centralausschuß sür die National-Körnerseier zu Ludwigslust
und Hamburg, welcher aus einem neugebildeten Centralausschuß zu Ludwigs¬
lust und dem Hamburger Centralausschuß zusammengesetzt war. Das Fest¬
programm ward jetzt einer Revision unterzogen und, nachdem es vom Gro߬
herzog genehmigt war, der Oeffentlichkeit übergeben. Als Zweck der Feier wird
in diesem rerndirten Programm aufgestellt: „Verherrlichung des Dichterhelden
Theodor Körner". Der Preis der Festkarten wird auf einen halben Thaler
Kerabgesctzt. Als Sammelplatz bleibt „unter Zustimmung Sr. K. H. des Gro߬
herzogs von Mecklenburg-Schwerin" Ludwigslust bestimmt. Die Leitung der
Feier selbst und Führung des Zuges ist dem mecklenburgischen Festausschuß
ausschließlich vorbehalten. Das Programm der Feier ist wesentlich das
frühere, nur daß für eine Festrede jetzt Raum gelassen ist. Vor dem Portale
des Friedhofs zu Wöbbelin wird „unter Genehmigung des Großherzogs von
Mecklenburg-Schwerin" eine Wohlthätigkeitsurne aufgestellt, zur Aufnahme von
Liebesgaben, deren Ertrag dem mecklenburgischen Festausschusse überwiesen wird
und den bedürftigen Kämpfern der lützower Schaar und den ludwigsluster und
wöbbeliner Armen zufällt. Das Album wird jetzt mit dem Vorbehalt in Aus-
sicht gestellt: „sofern sich ein Verleger und genügende Theilnahme findet".

Der Veröffentlichung dieses Programms folgte bald ein neuer, jetzt von
dem vereinigten Centralausschusse unterzeichneter Aufruf zur Betheiligung, der
eine nur von einzelnen Ueberschwenglichkeiten gesäuberte Reproduction des ur¬
sprünglichen Hamburger Ausrufs ist.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/107>, abgerufen am 28.07.2024.