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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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fanden, die Phase endlich, in welcher die Begeisterung der Nation erdrückt, der
Glaube an die Nationalität fast vernichtet wurde.

Mit der Verlegung des Kriegsschauplatzes auf die Virginische Halbinsel
beginnt die dritte Phase, die der Niederlagen oder der strategischen Meister¬
stücke, wie Me Clellan sich lieber ausdrückt; das erste dieser Meisterstücke war
die siebentägige Schlacht vor Richmond, in welcher die Bundestruppen bis
nach Harrison-Landing am James River zurückgeworfen wurden; das letzte,
die zweite Schlacht bei Bull Nun, in welcher General Pope's jugendliche Lor¬
beer" welkten. Me Dowell, stand ihm dabei -- wahrscheinlich seiner genauen
Terrainkenntniß wegen -- zur Seite.

Wir sagten weiter oben, daß diese ersten Phasen vorbereitend auf eine
vierte sich setzt entwickelnde gewirkt haben. ant" xort-s-s heißt es jetzt;
die furchtbare Erfahrung hat den Norden gelehrt, daß er wirklich kämpfen muß
und nicht mehr schonen darf; er weiß jetzt, daß er für die Konstitution kämpft, wie
sie Washington und Jefferson, wenn sie jetzt lebten, ausgeführt haben würden,
daß er für die Union mit Abschaffung der Sklaverei kämpft. Der Verrath
im Cabinet muß sich verbergen; seine Diener im Heere werden ihrer Verant¬
wortlicher Stellungen enthoben. Kurz es wird Ernst, furchtbarer Ernst. Und
wenn das Volk des Nordens mit dem Bewußtsein kämpft, daß es Haus und
Herd, Freiheit und Zukunft gilt, dann sind noch Soldaten genug vorhanden,
und wenn auch Tausende fallen, dann werden die großartigen Hülfsmittel des
Nordens noch lange nicht versiegen und die Union der nordamerikanischen Frei¬
staaten wird glänzender und reiner aus dieser ihrer Prüfungszeit hervorgehn!*)
Die neusten Ereignisse scheinen bereits den Anfang einer vierten Phase. der
Phase der Siege zu bekunden.




Die Shermansche Expedition war seit Monaten in Port Royal gelandet,
ohne die Resultate zu erzielen, welche man erwartet hatte. Das nahe liegende
Beaufort war erst nach Verlauf von drei Wochen besetzt worden; die nördlichen
Vorposten standen zwar den Port Royal Ferry, aber immer noch acht Meilen
von der Charleston-Savannah-Eisenbahn entfernt, welche täglich stärker, befestigt
wurde. -- Fort Pulasky, am Ausfluß des Savannah River gelegen, war eben¬
falls noch nicht erobert, und obwohl das gegenüberliegende Tybce-Jsland mit
mehren Regimentern besetzt worden war, machte man doch immer noch keine



Hier weichen wir von dem Verfasser ab, indem wir die in Ur, 4, 7 und 10 dieses
Jahrgangs entwickelte Meinung festhalten, daß die Union höchst wahrscheinlich nicht wiederher¬
gestellt werden wird, und daß eine Wiederherstellung derselben nur die Erhaltung, uicht die Auf¬
hebung der Sklaverei zur Folge haben würde. Wir wünschen eine Trennung von Nord und Süd,
D, Red. weil wir nur in dieser die Möglichkeit sehen, die Sklaverei allmählig zu ersticken.

fanden, die Phase endlich, in welcher die Begeisterung der Nation erdrückt, der
Glaube an die Nationalität fast vernichtet wurde.

Mit der Verlegung des Kriegsschauplatzes auf die Virginische Halbinsel
beginnt die dritte Phase, die der Niederlagen oder der strategischen Meister¬
stücke, wie Me Clellan sich lieber ausdrückt; das erste dieser Meisterstücke war
die siebentägige Schlacht vor Richmond, in welcher die Bundestruppen bis
nach Harrison-Landing am James River zurückgeworfen wurden; das letzte,
die zweite Schlacht bei Bull Nun, in welcher General Pope's jugendliche Lor¬
beer» welkten. Me Dowell, stand ihm dabei — wahrscheinlich seiner genauen
Terrainkenntniß wegen — zur Seite.

Wir sagten weiter oben, daß diese ersten Phasen vorbereitend auf eine
vierte sich setzt entwickelnde gewirkt haben. ant« xort-s-s heißt es jetzt;
die furchtbare Erfahrung hat den Norden gelehrt, daß er wirklich kämpfen muß
und nicht mehr schonen darf; er weiß jetzt, daß er für die Konstitution kämpft, wie
sie Washington und Jefferson, wenn sie jetzt lebten, ausgeführt haben würden,
daß er für die Union mit Abschaffung der Sklaverei kämpft. Der Verrath
im Cabinet muß sich verbergen; seine Diener im Heere werden ihrer Verant¬
wortlicher Stellungen enthoben. Kurz es wird Ernst, furchtbarer Ernst. Und
wenn das Volk des Nordens mit dem Bewußtsein kämpft, daß es Haus und
Herd, Freiheit und Zukunft gilt, dann sind noch Soldaten genug vorhanden,
und wenn auch Tausende fallen, dann werden die großartigen Hülfsmittel des
Nordens noch lange nicht versiegen und die Union der nordamerikanischen Frei¬
staaten wird glänzender und reiner aus dieser ihrer Prüfungszeit hervorgehn!*)
Die neusten Ereignisse scheinen bereits den Anfang einer vierten Phase. der
Phase der Siege zu bekunden.




Die Shermansche Expedition war seit Monaten in Port Royal gelandet,
ohne die Resultate zu erzielen, welche man erwartet hatte. Das nahe liegende
Beaufort war erst nach Verlauf von drei Wochen besetzt worden; die nördlichen
Vorposten standen zwar den Port Royal Ferry, aber immer noch acht Meilen
von der Charleston-Savannah-Eisenbahn entfernt, welche täglich stärker, befestigt
wurde. — Fort Pulasky, am Ausfluß des Savannah River gelegen, war eben¬
falls noch nicht erobert, und obwohl das gegenüberliegende Tybce-Jsland mit
mehren Regimentern besetzt worden war, machte man doch immer noch keine



Hier weichen wir von dem Verfasser ab, indem wir die in Ur, 4, 7 und 10 dieses
Jahrgangs entwickelte Meinung festhalten, daß die Union höchst wahrscheinlich nicht wiederher¬
gestellt werden wird, und daß eine Wiederherstellung derselben nur die Erhaltung, uicht die Auf¬
hebung der Sklaverei zur Folge haben würde. Wir wünschen eine Trennung von Nord und Süd,
D, Red. weil wir nur in dieser die Möglichkeit sehen, die Sklaverei allmählig zu ersticken.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/98>, abgerufen am 27.09.2024.