Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.der Präsident die waffenfähige Mannschaft des Nordens aufrief, stellte er sich Wir wollen hiermit der Constitution der Vereinigten Staaten durchaus Wir müssen in Beziehung auf die staatso'konvmischt Seite dieser Frage auf das vor¬ treffliche Buch von Helper verweisen, welches die destructiven Wirkungen der Sklaverei durch statistische Belege aufs deutlichste nachweist. 11*
der Präsident die waffenfähige Mannschaft des Nordens aufrief, stellte er sich Wir wollen hiermit der Constitution der Vereinigten Staaten durchaus Wir müssen in Beziehung auf die staatso'konvmischt Seite dieser Frage auf das vor¬ treffliche Buch von Helper verweisen, welches die destructiven Wirkungen der Sklaverei durch statistische Belege aufs deutlichste nachweist. 11*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0091" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114947"/> <p xml:id="ID_279" prev="#ID_278"> der Präsident die waffenfähige Mannschaft des Nordens aufrief, stellte er sich<lb/> auf den Boden der Konstitution und beschwor sein Volk, die heiligen darin<lb/> niedergelegten Interessen,, welche der Süden ruchlos zu vernichten strebe. zu<lb/> schufen. Die demokratische, später Friedens-, Compromiß- oder Unions¬<lb/> partei, berief sich auf die Constitution, welche die Sklaverei im Süden sanc-<lb/> tionire und jeden einzelnen Staat in seinen Rechten geschützt wissen wolle;<lb/> die Abolitionisten beriefen sich auf die Constitution, welche zwar die Sklaverei<lb/> bei ihrem Entstehen als nothwendiges Uebel einstweilen geduldet habe, aber<lb/> auf allmälige Abschaffung derselben ausdrücklich berechnet sei.</p><lb/> <p xml:id="ID_280" next="#ID_281"> Wir wollen hiermit der Constitution der Vereinigten Staaten durchaus<lb/> keinen Vorwurf machen; diese verschiedenen Auslegungen bürgen im Gegentheil<lb/> für die Weisheit ihrer Verfasser, welche einem aufblühenden Volte keine lykur¬<lb/> gischen Fesseln anlegen, sondern nur die staatsökonomischen und humanistischen<lb/> Grundprincipien feststellen wollten, unter deren Beobachtung diese Blüthe<lb/> allein möglich war. Wie kann eine Constitution, welche für fünf Millionen, für<lb/> einen Ländercomplex, dessen einzelne Theile sich in ihren Interessen nahe standen,<lb/> abgefaßt ist, in allen Einzelheiten einem Volke von dreißig Millionen genügen?<lb/> für einen Staatenbund ausreichen, dessen Sondcrinteressen sich in tausend, in<lb/> Millionen Fäden durchkreuzen? Man hätte den herrlichen Grundriß ausbauen<lb/> sollen, welchen die Constitution der Vereinigten Staaten liefert, anstatt sich in<lb/> selbstmörderischen Unverstand über Formen zu streiten, die für die obwaltenden<lb/> Verhältnisse obsolet geworden sind. — Dem Süden diente die Constitution nur<lb/> zum Vorwande der Secession; er wußte von Anfang an gut genug, daß er<lb/> für seine Sklaven kämpfte, die er, allerdings sehr unmotivirter Weise, für den<lb/> einzigen Hebel seiner Prosperität hält, während sie in Wirklichkeit die einzigen<lb/> Ursachen seines Elends sind*). Im Norden wurde das Princip des Kampfes<lb/> zu einem Rechtsstreite, der sich in allen Phasen des politischen und militärischen<lb/> Lebens geltend »nichte und so eine Zerfahrenheit bedingte, welche ihm nur zu<lb/> verderblich werden sollte. Jeder Politiker räsonnirte das in die Constitution<lb/> hinein, was er herauslesen wollte. Von den Prosklavereimännern wurde so¬<lb/> wohl die Regierung im Interesse des Südens beeinflußt, als der gesunde Sinn<lb/> des Volkes unterhöhlt; denn die Begeisterung ist nie die Tochter der Intrigue,<lb/> und die Prosklavereipresse, an deren Spitze der New-Aorter Herald und die<lb/> Evening Expreß stehen, suchten jetzt dadurch Propaganda zu machen, daß sie<lb/> mit der schwankenden Regrernng Hand in Hand gingen und alle Halbheiten</p><lb/> <note xml:id="FID_11" place="foot"> Wir müssen in Beziehung auf die staatso'konvmischt Seite dieser Frage auf das vor¬<lb/> treffliche Buch von Helper verweisen, welches die destructiven Wirkungen der Sklaverei durch<lb/> statistische Belege aufs deutlichste nachweist.</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 11*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0091]
der Präsident die waffenfähige Mannschaft des Nordens aufrief, stellte er sich
auf den Boden der Konstitution und beschwor sein Volk, die heiligen darin
niedergelegten Interessen,, welche der Süden ruchlos zu vernichten strebe. zu
schufen. Die demokratische, später Friedens-, Compromiß- oder Unions¬
partei, berief sich auf die Constitution, welche die Sklaverei im Süden sanc-
tionire und jeden einzelnen Staat in seinen Rechten geschützt wissen wolle;
die Abolitionisten beriefen sich auf die Constitution, welche zwar die Sklaverei
bei ihrem Entstehen als nothwendiges Uebel einstweilen geduldet habe, aber
auf allmälige Abschaffung derselben ausdrücklich berechnet sei.
Wir wollen hiermit der Constitution der Vereinigten Staaten durchaus
keinen Vorwurf machen; diese verschiedenen Auslegungen bürgen im Gegentheil
für die Weisheit ihrer Verfasser, welche einem aufblühenden Volte keine lykur¬
gischen Fesseln anlegen, sondern nur die staatsökonomischen und humanistischen
Grundprincipien feststellen wollten, unter deren Beobachtung diese Blüthe
allein möglich war. Wie kann eine Constitution, welche für fünf Millionen, für
einen Ländercomplex, dessen einzelne Theile sich in ihren Interessen nahe standen,
abgefaßt ist, in allen Einzelheiten einem Volke von dreißig Millionen genügen?
für einen Staatenbund ausreichen, dessen Sondcrinteressen sich in tausend, in
Millionen Fäden durchkreuzen? Man hätte den herrlichen Grundriß ausbauen
sollen, welchen die Constitution der Vereinigten Staaten liefert, anstatt sich in
selbstmörderischen Unverstand über Formen zu streiten, die für die obwaltenden
Verhältnisse obsolet geworden sind. — Dem Süden diente die Constitution nur
zum Vorwande der Secession; er wußte von Anfang an gut genug, daß er
für seine Sklaven kämpfte, die er, allerdings sehr unmotivirter Weise, für den
einzigen Hebel seiner Prosperität hält, während sie in Wirklichkeit die einzigen
Ursachen seines Elends sind*). Im Norden wurde das Princip des Kampfes
zu einem Rechtsstreite, der sich in allen Phasen des politischen und militärischen
Lebens geltend »nichte und so eine Zerfahrenheit bedingte, welche ihm nur zu
verderblich werden sollte. Jeder Politiker räsonnirte das in die Constitution
hinein, was er herauslesen wollte. Von den Prosklavereimännern wurde so¬
wohl die Regierung im Interesse des Südens beeinflußt, als der gesunde Sinn
des Volkes unterhöhlt; denn die Begeisterung ist nie die Tochter der Intrigue,
und die Prosklavereipresse, an deren Spitze der New-Aorter Herald und die
Evening Expreß stehen, suchten jetzt dadurch Propaganda zu machen, daß sie
mit der schwankenden Regrernng Hand in Hand gingen und alle Halbheiten
Wir müssen in Beziehung auf die staatso'konvmischt Seite dieser Frage auf das vor¬
treffliche Buch von Helper verweisen, welches die destructiven Wirkungen der Sklaverei durch
statistische Belege aufs deutlichste nachweist.
11*
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |