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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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lich unbeschädigt geblieben, da er ohne Dämme und Brücken und somit schwer
zu. zeHomn war. Man hatte einige Schienen ausgehoben und alle Locomotiven
nov Waggons entfernt, aber diese Mängel wurden aus dem Material, welches
die Transportschiffe herzugeführt, ohne Verzug ersetzt. Die letzteren luden
hier alle ihre Vorräthe aus, und man bildete unter dem Schutz der Kanonen¬
boote ein großes Depot, in welchem bald das Leben eines Seehafens herrschte.
Dann nahm das Heer seinen Marsch gegen Richmond wieder auf,' indem es der
Eisenbahn folgte, die seinen Operationen als Lebensader dienen sollte."

"Die Recognoscirungen der Kavallerie hatten gezeigt, daß beinahe das
gesammte feindliche Heer sich über den Chikahominv zurückgezogen, und Alles
ließ glauben, daß es erst unter den Mauern der Hauptstadt wieder zum Tref¬
fen kommen würde, Alles aber deutete zu gleicher Zeit an, daß die conföderir-
ten Streitkräfte sich hier concentrirten, um einen verzweifelten Widerstand zu
."MeUSkZ. ninj "Kinn- n!-es>it'j!-t litt! -)M,<i 91-Kul 1>ij"v .!',-?!"--

"Man erfuhr, daß, die Truppen, weiche dem föderalistischen General Burn-
side in Nordcarolina gegenübergestanden, zu der Armee der Conföderirten
bei Richmond gestoßen waren. Man vernahm bald nachher, daß auch Norfolk
vom Feinde gebäumt und von dem Bundesgeneral Wool besetzt worden. Es
lag auf der Hand, daß Davis sich zu letzterem Opfer nur entschlossen, um den
General Huger und die 18,000 Mann, die bis dahin das große virginische
Arsenal vertheidigt, nach Richmond rufen zu können. Außerdem hatte der Ober¬
befehlshaber der Insurgenten ein Aufgebot in Masse angeordnet und durch Ein¬
verleibung dieser Recruten in die alten Regimenter diese fast auf die doppelte
Stärke gebracht. Während sich der Feind auf diese Weise unablässsg concen-
trirte und verstärkte, nahm das Heer Mac Clellans fortwährend ab. Vor
Uorktown hatte es die zwei Divisionen Mac Dowells verloren, die nach
Washington zurückgezogen wurden. Dann hatte man Besatzungen in York-
town, Gloucester und Williamsburg zurücklassen müssen. Endlich waren Viele
Nachzügler auf dem Marsche zurückgeblieben, viele Kranke heimgebracht worden,
und nichts hatte die Lücken ausgefüllt. Ein Vergleich dieses Zustandes mit
den Nachrichten vom Anschwellen des Feindes mußte sehr ernste Befürchtungen
erwecken, namentlich wenn man dazu hielt, daß die föderalistische Armee sich
jetzt mehr und mehr von ihrer Operationsbasis entfernte und der materiellen
und moralischen Unterstützung entbehrte, welchen ihr bisher die Marine ge¬
währt hatte.

Allerdings war die Räumung Nvrfvlks durch die Südländer ein wichtiges
und sehr glückliches Ereigniß für die Föderalisten. Mit ihr war die Stellung
des Merrimac unhaltbar geworden, sein Befehlshaber hatte ihn in die Luft
gesprengt, und der Jamesriver stand nun der Bundesflotte offen. Aber diese
Veränderung der Konstellation kam leider zu spät. Die Panzerboote der


lich unbeschädigt geblieben, da er ohne Dämme und Brücken und somit schwer
zu. zeHomn war. Man hatte einige Schienen ausgehoben und alle Locomotiven
nov Waggons entfernt, aber diese Mängel wurden aus dem Material, welches
die Transportschiffe herzugeführt, ohne Verzug ersetzt. Die letzteren luden
hier alle ihre Vorräthe aus, und man bildete unter dem Schutz der Kanonen¬
boote ein großes Depot, in welchem bald das Leben eines Seehafens herrschte.
Dann nahm das Heer seinen Marsch gegen Richmond wieder auf,' indem es der
Eisenbahn folgte, die seinen Operationen als Lebensader dienen sollte."

„Die Recognoscirungen der Kavallerie hatten gezeigt, daß beinahe das
gesammte feindliche Heer sich über den Chikahominv zurückgezogen, und Alles
ließ glauben, daß es erst unter den Mauern der Hauptstadt wieder zum Tref¬
fen kommen würde, Alles aber deutete zu gleicher Zeit an, daß die conföderir-
ten Streitkräfte sich hier concentrirten, um einen verzweifelten Widerstand zu
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„Man erfuhr, daß, die Truppen, weiche dem föderalistischen General Burn-
side in Nordcarolina gegenübergestanden, zu der Armee der Conföderirten
bei Richmond gestoßen waren. Man vernahm bald nachher, daß auch Norfolk
vom Feinde gebäumt und von dem Bundesgeneral Wool besetzt worden. Es
lag auf der Hand, daß Davis sich zu letzterem Opfer nur entschlossen, um den
General Huger und die 18,000 Mann, die bis dahin das große virginische
Arsenal vertheidigt, nach Richmond rufen zu können. Außerdem hatte der Ober¬
befehlshaber der Insurgenten ein Aufgebot in Masse angeordnet und durch Ein¬
verleibung dieser Recruten in die alten Regimenter diese fast auf die doppelte
Stärke gebracht. Während sich der Feind auf diese Weise unablässsg concen-
trirte und verstärkte, nahm das Heer Mac Clellans fortwährend ab. Vor
Uorktown hatte es die zwei Divisionen Mac Dowells verloren, die nach
Washington zurückgezogen wurden. Dann hatte man Besatzungen in York-
town, Gloucester und Williamsburg zurücklassen müssen. Endlich waren Viele
Nachzügler auf dem Marsche zurückgeblieben, viele Kranke heimgebracht worden,
und nichts hatte die Lücken ausgefüllt. Ein Vergleich dieses Zustandes mit
den Nachrichten vom Anschwellen des Feindes mußte sehr ernste Befürchtungen
erwecken, namentlich wenn man dazu hielt, daß die föderalistische Armee sich
jetzt mehr und mehr von ihrer Operationsbasis entfernte und der materiellen
und moralischen Unterstützung entbehrte, welchen ihr bisher die Marine ge¬
währt hatte.

Allerdings war die Räumung Nvrfvlks durch die Südländer ein wichtiges
und sehr glückliches Ereigniß für die Föderalisten. Mit ihr war die Stellung
des Merrimac unhaltbar geworden, sein Befehlshaber hatte ihn in die Luft
gesprengt, und der Jamesriver stand nun der Bundesflotte offen. Aber diese
Veränderung der Konstellation kam leider zu spät. Die Panzerboote der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/438>, abgerufen am 20.10.2024.