Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.deutsches Kinderbuch", waches soeben (Verlag von Georg Scherer in Stutt¬ Für die reifere Jugend empfehlen wir zu Weihnachtsgeschenken für heute zwei deutsches Kinderbuch", waches soeben (Verlag von Georg Scherer in Stutt¬ Für die reifere Jugend empfehlen wir zu Weihnachtsgeschenken für heute zwei <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0413" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115265"/> <p xml:id="ID_1322" prev="#ID_1321"> deutsches Kinderbuch", waches soeben (Verlag von Georg Scherer in Stutt¬<lb/> gart) in vierter vermehrter Auflage zu erscheinen begonnen hat. Vertritt Pietsch<lb/> aus diesem Gebiet durchgehends norddeutsche Art und Auffassung, so habe» wir<lb/> hier vorwiegend süddeutsche oder doch in süddeutscher Schule gebildete Künstler, und<lb/> zwar zum großen Theil Künstler ersten Ranges, wie Kaulbach, Cornelius und<lb/> Schwind, vor uns. Die Lieder, welchen die Bilder als Vignetten und Köpfe dienen,<lb/> gehören zum Theil der Volkspoesie, zum Theil der Kunstlyrik an, — In demselben<lb/> Verlag erschien ein „Räthselbuch für Kinder" mit drei recht sinnig ausgeführ¬<lb/> ten Holzschnitten und 300 Räthseln oder, um mit dem Titelbilde zu reden<lb/> 300 Nüssen aus Nußknackers Schürze. — Endlich gehört hierher (nur seiner Be¬<lb/> stimmung, nicht seiner Ausführung nach) ein neues Product der rührige» Firma<lb/> O. Spamer in Leipzig: „Deutsche Geschichten. In der Kinderstube erzählt<lb/> von der lieben Großmutter", mit 170 in den Text gedruckten Holzschnitten, 3 Ton-<lb/> bildcrn und einem colorirten Titelbilde. Die Bilder sind multa, von irritum,<lb/> und der Kinderstube in dieser Weise vom Mitlclalier erzählen, in ihr durch Ge¬<lb/> schichten von den Kreuzzügen und den Hussitenkriegen „echte Vaterlandsliebe erwecken",<lb/> ihr durch Vorführung der alten Kaiser „Vorbilder" zeigen zu wollen, scheint uns,<lb/> gelinde gesagt, ein Mißverständniß der Kinderstube, wie man es von einer Gro߬<lb/> mutter nicht erwarten sollte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1323" next="#ID_1324"> Für die reifere Jugend empfehlen wir zu Weihnachtsgeschenken für heute zwei<lb/> Bücher: Hellenischer Heldcnsaal, oder Geschichte der Griechen in Lebens¬<lb/> beschreibungen nach den Darstellungen der Alten von Ferdinand Bäßler (Berlin,<lb/> Verlag der K. Geh. Ooerhvsbuchdruckcrei, R. Decker) und Robinson Crusoes<lb/> des Aeltern Reisen, wunderbare Abenteuer und Erlebnisse. Neu be¬<lb/> arbeitet von Ludwig Hüttncr (Leipzig, Verlag von O. Spamer). — Das erstgenannte<lb/> Werk, bereits in zweiter Auflage vorliegend, kann als ein Muster richtiger Behand¬<lb/> lung der alten Geschichte für die Jugend gelten. Es ist mit 32 guten, leider nicht<lb/> immer recht sauber gedruckten Holzschnitten ausgestattet und enthält auf 359 Seiten<lb/> in Lcxikonformat die Lebensbeschreibungen von 26 griechischen Feldherrn und Staats¬<lb/> männern, die nach den Haupizcitaltern der hellenischen Geschichte in sechs Bücher<lb/> gruppirt sind. Das erste Buch umfaßt das Zeitalter der staatlichen Begründung<lb/> Spartas und Athens und die Biographien von Lykurg, Aristvmcncs, an den sich<lb/> eine Geschichte der messenischen Kriege knüpft, und Solon; das zweite beschäftigt sich<lb/> mit den Perserkriegen und den in diesen auftretenden bedeutenden Männern von<lb/> Histiävs und Aristagoras bis Kimvn; das dritte behandelt die Perikleische Zeit und<lb/> den peloponnesischen Krieg, das vierte die Hegemonie Thebens und den Untergang<lb/> griechischer Freiheit; das fünfte Alexander den Großen und die Diadochcn; das<lb/> sechste endlich die letzten Griechen: Aratos, Agis, Klcomencs und Philopoimcn. Zum<lb/> Schluß folgt eine Zeittafel und ein Register. Bei der Darstellung folgt der Ver¬<lb/> fasser dem Plutarch, doch webt er, wo dies nöthig ist, Stücke aus den ältern grie¬<lb/> chischen Schriftstellern, namentlich aus Herodot, Thucydides und Xenophon ein; bei<lb/> der Biographie des Sokrates dient ihm Plato vielfach als Berichterstatter, und bei<lb/> der des Demosthenes fügt er gut gewühlte Beispiele aus den Reden desselben ein.<lb/> — Die Bearbeitung des de Fosschcn Robinson hält sich strenger als die Campesche</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0413]
deutsches Kinderbuch", waches soeben (Verlag von Georg Scherer in Stutt¬
gart) in vierter vermehrter Auflage zu erscheinen begonnen hat. Vertritt Pietsch
aus diesem Gebiet durchgehends norddeutsche Art und Auffassung, so habe» wir
hier vorwiegend süddeutsche oder doch in süddeutscher Schule gebildete Künstler, und
zwar zum großen Theil Künstler ersten Ranges, wie Kaulbach, Cornelius und
Schwind, vor uns. Die Lieder, welchen die Bilder als Vignetten und Köpfe dienen,
gehören zum Theil der Volkspoesie, zum Theil der Kunstlyrik an, — In demselben
Verlag erschien ein „Räthselbuch für Kinder" mit drei recht sinnig ausgeführ¬
ten Holzschnitten und 300 Räthseln oder, um mit dem Titelbilde zu reden
300 Nüssen aus Nußknackers Schürze. — Endlich gehört hierher (nur seiner Be¬
stimmung, nicht seiner Ausführung nach) ein neues Product der rührige» Firma
O. Spamer in Leipzig: „Deutsche Geschichten. In der Kinderstube erzählt
von der lieben Großmutter", mit 170 in den Text gedruckten Holzschnitten, 3 Ton-
bildcrn und einem colorirten Titelbilde. Die Bilder sind multa, von irritum,
und der Kinderstube in dieser Weise vom Mitlclalier erzählen, in ihr durch Ge¬
schichten von den Kreuzzügen und den Hussitenkriegen „echte Vaterlandsliebe erwecken",
ihr durch Vorführung der alten Kaiser „Vorbilder" zeigen zu wollen, scheint uns,
gelinde gesagt, ein Mißverständniß der Kinderstube, wie man es von einer Gro߬
mutter nicht erwarten sollte.
Für die reifere Jugend empfehlen wir zu Weihnachtsgeschenken für heute zwei
Bücher: Hellenischer Heldcnsaal, oder Geschichte der Griechen in Lebens¬
beschreibungen nach den Darstellungen der Alten von Ferdinand Bäßler (Berlin,
Verlag der K. Geh. Ooerhvsbuchdruckcrei, R. Decker) und Robinson Crusoes
des Aeltern Reisen, wunderbare Abenteuer und Erlebnisse. Neu be¬
arbeitet von Ludwig Hüttncr (Leipzig, Verlag von O. Spamer). — Das erstgenannte
Werk, bereits in zweiter Auflage vorliegend, kann als ein Muster richtiger Behand¬
lung der alten Geschichte für die Jugend gelten. Es ist mit 32 guten, leider nicht
immer recht sauber gedruckten Holzschnitten ausgestattet und enthält auf 359 Seiten
in Lcxikonformat die Lebensbeschreibungen von 26 griechischen Feldherrn und Staats¬
männern, die nach den Haupizcitaltern der hellenischen Geschichte in sechs Bücher
gruppirt sind. Das erste Buch umfaßt das Zeitalter der staatlichen Begründung
Spartas und Athens und die Biographien von Lykurg, Aristvmcncs, an den sich
eine Geschichte der messenischen Kriege knüpft, und Solon; das zweite beschäftigt sich
mit den Perserkriegen und den in diesen auftretenden bedeutenden Männern von
Histiävs und Aristagoras bis Kimvn; das dritte behandelt die Perikleische Zeit und
den peloponnesischen Krieg, das vierte die Hegemonie Thebens und den Untergang
griechischer Freiheit; das fünfte Alexander den Großen und die Diadochcn; das
sechste endlich die letzten Griechen: Aratos, Agis, Klcomencs und Philopoimcn. Zum
Schluß folgt eine Zeittafel und ein Register. Bei der Darstellung folgt der Ver¬
fasser dem Plutarch, doch webt er, wo dies nöthig ist, Stücke aus den ältern grie¬
chischen Schriftstellern, namentlich aus Herodot, Thucydides und Xenophon ein; bei
der Biographie des Sokrates dient ihm Plato vielfach als Berichterstatter, und bei
der des Demosthenes fügt er gut gewühlte Beispiele aus den Reden desselben ein.
— Die Bearbeitung des de Fosschcn Robinson hält sich strenger als die Campesche
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