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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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öffentlicher Gebäude verloren hatte, sondern auch genöthigt war, aus seiner
Brandassecuranz die für ein so kleines Land*) sehr beträchtliche Entschädigungs¬
summe von 2,660,000 Fr. zu zahlen) ein Darlehen von 1 Million Fr., für
die ersten zehn Jahre zinsfrei, für die Folgezeit verzinslich zu zwei Procent, zu
machen/'

Und wie innerhalb der Heimath so zeigten sich auch in der Fremde die
Schweizer eifrig in patriotischer Mildthätigkeit, und zwar bis weit in den fer¬
nen Westen hinein. Zu Neu-Glarus in Nordamerika, 1200 Meilen von Alt-
Glarus entfernt, wohin die Kunde des Unglücks erst nach vier Wochen gelangte,
wurden trotz der gegenwärtigen üblen Lage der Amerikaner in einer einzigen
Stunde 1000 Fr. für die Brandbeschädigten collectirt, und zwei Tage später
war ein Beitrag von 6000 Fr. beisammen. In Pittsburg und Philadelphia,
in Neuyork und Cincinnati und andern Orten der Union, wo Schweizer in
größerer Zahl sich niedergelassen baben, fanden gleichfalls Sammlungen statt.
Aus Buenos Ayres, Lima, Pernambuco, Valparaiso, Mexiko und Rio Janeiro
trafen beträchtliche Hülfsgelder ein, aus letzterem zugleich 2400 Pfund Kaffee,
eine Spende des dortigen Schweizercvnsuls. Deutschland und Frankreich gaben
als Nachbarn der Eidgenossenschaft sehr reichlich, Italien, der dritte Nachbar,
steuerte im Verhältniß zu seiner Größe nicht weniger. Von Holland, von Eng¬
land gingen beträchtliche Summen ein, selbst Spanien und Portugal, Rußland und
die Türkei blieben nicht zurück, ja aus Persien und sogar aus China und
Japan kamen Beiträge an.

Von deutschen Fürsten betheiligten sich, so weit dies aus unserer Liste zu
ersehen, nur der König und die Königin von Sachsen mit je 375, der Gro߬
herzog von Baden mit 1200, der Herzog von Altenburg mit 93. und der Fürst
von Reuß mit 46. Kaiser Napoleon der Dritte gab 5000, der Papst 2000 Fr.
In Beirut steuerten unter andern elf Muselmänner zusammen 317 Fr. bei.

Die Gaben an Baarschaft vertheilen sich über die einzelnen Schweizer-
cantone wie folgt!

Zürich sandte im Ganzen die sehr bedeutende Summe von 392,114 Fr.
ein, wozu die Stadt Zürich über 130,000, Winterthur über 50,000, After
mehr als 16.000, Wädenschweil über 10.000 beitrug. Bern steuerte 181,516 Fr.,
unter denen sich 30.000 Fr. Regicrungsbeitrag. 71,000 Fr. Kirchensteuer
im Canton und nahe an 4000 Fr. Gaben von Thun befinden. Aus dem
Canton Luzern trafen im Ganzen 43,050, aus Uri 10,449, aus Schwvz 21.772,
aus Unterwalden (mit Einschluß des Ertrags der Scheibe "Glarus" beim eit-



-) Glarus, der Kanton, hat nur 12V2 Quadratmeilen Bodenfläche und etwa 32.000
Einwohner. Seine Einnahmen betrugen vor dem Brande circa 25ö,000 Fr., seine Schulden
D. R. gegen 700,000 Fr., sein Aktivvermögen ziemlich ebenso viel.

öffentlicher Gebäude verloren hatte, sondern auch genöthigt war, aus seiner
Brandassecuranz die für ein so kleines Land*) sehr beträchtliche Entschädigungs¬
summe von 2,660,000 Fr. zu zahlen) ein Darlehen von 1 Million Fr., für
die ersten zehn Jahre zinsfrei, für die Folgezeit verzinslich zu zwei Procent, zu
machen/'

Und wie innerhalb der Heimath so zeigten sich auch in der Fremde die
Schweizer eifrig in patriotischer Mildthätigkeit, und zwar bis weit in den fer¬
nen Westen hinein. Zu Neu-Glarus in Nordamerika, 1200 Meilen von Alt-
Glarus entfernt, wohin die Kunde des Unglücks erst nach vier Wochen gelangte,
wurden trotz der gegenwärtigen üblen Lage der Amerikaner in einer einzigen
Stunde 1000 Fr. für die Brandbeschädigten collectirt, und zwei Tage später
war ein Beitrag von 6000 Fr. beisammen. In Pittsburg und Philadelphia,
in Neuyork und Cincinnati und andern Orten der Union, wo Schweizer in
größerer Zahl sich niedergelassen baben, fanden gleichfalls Sammlungen statt.
Aus Buenos Ayres, Lima, Pernambuco, Valparaiso, Mexiko und Rio Janeiro
trafen beträchtliche Hülfsgelder ein, aus letzterem zugleich 2400 Pfund Kaffee,
eine Spende des dortigen Schweizercvnsuls. Deutschland und Frankreich gaben
als Nachbarn der Eidgenossenschaft sehr reichlich, Italien, der dritte Nachbar,
steuerte im Verhältniß zu seiner Größe nicht weniger. Von Holland, von Eng¬
land gingen beträchtliche Summen ein, selbst Spanien und Portugal, Rußland und
die Türkei blieben nicht zurück, ja aus Persien und sogar aus China und
Japan kamen Beiträge an.

Von deutschen Fürsten betheiligten sich, so weit dies aus unserer Liste zu
ersehen, nur der König und die Königin von Sachsen mit je 375, der Gro߬
herzog von Baden mit 1200, der Herzog von Altenburg mit 93. und der Fürst
von Reuß mit 46. Kaiser Napoleon der Dritte gab 5000, der Papst 2000 Fr.
In Beirut steuerten unter andern elf Muselmänner zusammen 317 Fr. bei.

Die Gaben an Baarschaft vertheilen sich über die einzelnen Schweizer-
cantone wie folgt!

Zürich sandte im Ganzen die sehr bedeutende Summe von 392,114 Fr.
ein, wozu die Stadt Zürich über 130,000, Winterthur über 50,000, After
mehr als 16.000, Wädenschweil über 10.000 beitrug. Bern steuerte 181,516 Fr.,
unter denen sich 30.000 Fr. Regicrungsbeitrag. 71,000 Fr. Kirchensteuer
im Canton und nahe an 4000 Fr. Gaben von Thun befinden. Aus dem
Canton Luzern trafen im Ganzen 43,050, aus Uri 10,449, aus Schwvz 21.772,
aus Unterwalden (mit Einschluß des Ertrags der Scheibe „Glarus" beim eit-



-) Glarus, der Kanton, hat nur 12V2 Quadratmeilen Bodenfläche und etwa 32.000
Einwohner. Seine Einnahmen betrugen vor dem Brande circa 25ö,000 Fr., seine Schulden
D. R. gegen 700,000 Fr., sein Aktivvermögen ziemlich ebenso viel.
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[0387] öffentlicher Gebäude verloren hatte, sondern auch genöthigt war, aus seiner Brandassecuranz die für ein so kleines Land*) sehr beträchtliche Entschädigungs¬ summe von 2,660,000 Fr. zu zahlen) ein Darlehen von 1 Million Fr., für die ersten zehn Jahre zinsfrei, für die Folgezeit verzinslich zu zwei Procent, zu machen/' Und wie innerhalb der Heimath so zeigten sich auch in der Fremde die Schweizer eifrig in patriotischer Mildthätigkeit, und zwar bis weit in den fer¬ nen Westen hinein. Zu Neu-Glarus in Nordamerika, 1200 Meilen von Alt- Glarus entfernt, wohin die Kunde des Unglücks erst nach vier Wochen gelangte, wurden trotz der gegenwärtigen üblen Lage der Amerikaner in einer einzigen Stunde 1000 Fr. für die Brandbeschädigten collectirt, und zwei Tage später war ein Beitrag von 6000 Fr. beisammen. In Pittsburg und Philadelphia, in Neuyork und Cincinnati und andern Orten der Union, wo Schweizer in größerer Zahl sich niedergelassen baben, fanden gleichfalls Sammlungen statt. Aus Buenos Ayres, Lima, Pernambuco, Valparaiso, Mexiko und Rio Janeiro trafen beträchtliche Hülfsgelder ein, aus letzterem zugleich 2400 Pfund Kaffee, eine Spende des dortigen Schweizercvnsuls. Deutschland und Frankreich gaben als Nachbarn der Eidgenossenschaft sehr reichlich, Italien, der dritte Nachbar, steuerte im Verhältniß zu seiner Größe nicht weniger. Von Holland, von Eng¬ land gingen beträchtliche Summen ein, selbst Spanien und Portugal, Rußland und die Türkei blieben nicht zurück, ja aus Persien und sogar aus China und Japan kamen Beiträge an. Von deutschen Fürsten betheiligten sich, so weit dies aus unserer Liste zu ersehen, nur der König und die Königin von Sachsen mit je 375, der Gro߬ herzog von Baden mit 1200, der Herzog von Altenburg mit 93. und der Fürst von Reuß mit 46. Kaiser Napoleon der Dritte gab 5000, der Papst 2000 Fr. In Beirut steuerten unter andern elf Muselmänner zusammen 317 Fr. bei. Die Gaben an Baarschaft vertheilen sich über die einzelnen Schweizer- cantone wie folgt! Zürich sandte im Ganzen die sehr bedeutende Summe von 392,114 Fr. ein, wozu die Stadt Zürich über 130,000, Winterthur über 50,000, After mehr als 16.000, Wädenschweil über 10.000 beitrug. Bern steuerte 181,516 Fr., unter denen sich 30.000 Fr. Regicrungsbeitrag. 71,000 Fr. Kirchensteuer im Canton und nahe an 4000 Fr. Gaben von Thun befinden. Aus dem Canton Luzern trafen im Ganzen 43,050, aus Uri 10,449, aus Schwvz 21.772, aus Unterwalden (mit Einschluß des Ertrags der Scheibe „Glarus" beim eit- -) Glarus, der Kanton, hat nur 12V2 Quadratmeilen Bodenfläche und etwa 32.000 Einwohner. Seine Einnahmen betrugen vor dem Brande circa 25ö,000 Fr., seine Schulden D. R. gegen 700,000 Fr., sein Aktivvermögen ziemlich ebenso viel.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/387>, abgerufen am 27.09.2024.