Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.hat. Der Fortschritt zum Besseren wird nicht aufhören, beständig nur stoßweise General Wilhelm von Willisen. Nach Auszügen aus den Tagebüchern desselben. ,,2. ' Zu den Begebenheiten des Jahres 1847 hatte Willisen keine positiven "Ich sah." so lesen wir in der Selbstbiographie des Generals, "vielfache hat. Der Fortschritt zum Besseren wird nicht aufhören, beständig nur stoßweise General Wilhelm von Willisen. Nach Auszügen aus den Tagebüchern desselben. ,,2. ' Zu den Begebenheiten des Jahres 1847 hatte Willisen keine positiven »Ich sah." so lesen wir in der Selbstbiographie des Generals, „vielfache <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0194" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115046"/> <p xml:id="ID_594" prev="#ID_593"> hat. Der Fortschritt zum Besseren wird nicht aufhören, beständig nur stoßweise<lb/> zu rücken und immer dazwischen wieder zu erlahmen, wenn nicht auf natur¬<lb/> gemäßere Entwickelung der neuen Generation gedacht wird. Es kann nichts<lb/> helfen, an der Frucht zu Pflegen, wenn man den Wurm an der Blüthe läßt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> General Wilhelm von Willisen.<lb/> Nach Auszügen aus den Tagebüchern desselben.</head><lb/> <div n="2"> <head> ,,2. '</head><lb/> <p xml:id="ID_595"> Zu den Begebenheiten des Jahres 1847 hatte Willisen keine positiven<lb/> Beziehungen. Als aber der Vereinigte Landtag in Berlin versammelt war,<lb/> regte sich in ihm allerdings der Wunsch, „die große Erscheinung des Tages in<lb/> der Nähe zu sehen und die Männer kennen zu lernen, die sich dort einen Namen<lb/> machten", und so benutzte er eine Reise, die ihn von Breslau nach Magdeburg<lb/> führte, um so lieber zu einem Besuch in der Hauptstadt, als ihm sein Schwager<lb/> Höret, der in der Herrencurie zur Opposition gehörte, dahin eingeladen. Die<lb/> gewöhnliche Meldung bei Hofe schon zeigte, daß man dem freisinnigen General<lb/> hier so wenig wohl wollte als früher. Der König empfing ihn kurz und kalt,<lb/> sprach, was unerhört war, kein Wort von irgendwelchem Interesse mit ihm und<lb/> befahl ihn nicht einmal zur Tafel. Die Absicht, eine Verständigung herbeizu¬<lb/> führen, sich vor dem Monarchen von der Nachrede extremer Ideen zu reinigen,<lb/> mußte aufgegeben werden, da der König die ganze Zeit über in leidenschaft¬<lb/> lichster Aufregung war. Willisen versuchte dann seine politischen Ansichten vor<lb/> dem Prinzen von Preußen zu erklären und zu vertheidigen, aber er mußte sich<lb/> bald sagen, daß seine Meinung von der des Prinzen zu weit ablag, um eine<lb/> Einigung über das, was geboten, hoffen zu lassen. Es war gerade die Zeit,<lb/> wo die Frage der Periodicität des Landtags die Parteien beschäftigte, und der<lb/> Prinz war ebenso entschieden gegen diese Forderung wie Willisen dafür sprach.<lb/> Mit trüben Ahnungen kehrte Letzterer nach Breslau zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_596" next="#ID_597"> »Ich sah." so lesen wir in der Selbstbiographie des Generals, „vielfache<lb/> Verwandtschaft zwischen diesen Zuständen und denen von l?89: eine leiden¬<lb/> schaftliche und doch unentschlossene Hvfpartei. dieser gegenüber eine täglich</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0194]
hat. Der Fortschritt zum Besseren wird nicht aufhören, beständig nur stoßweise
zu rücken und immer dazwischen wieder zu erlahmen, wenn nicht auf natur¬
gemäßere Entwickelung der neuen Generation gedacht wird. Es kann nichts
helfen, an der Frucht zu Pflegen, wenn man den Wurm an der Blüthe läßt.
General Wilhelm von Willisen.
Nach Auszügen aus den Tagebüchern desselben.
,,2. '
Zu den Begebenheiten des Jahres 1847 hatte Willisen keine positiven
Beziehungen. Als aber der Vereinigte Landtag in Berlin versammelt war,
regte sich in ihm allerdings der Wunsch, „die große Erscheinung des Tages in
der Nähe zu sehen und die Männer kennen zu lernen, die sich dort einen Namen
machten", und so benutzte er eine Reise, die ihn von Breslau nach Magdeburg
führte, um so lieber zu einem Besuch in der Hauptstadt, als ihm sein Schwager
Höret, der in der Herrencurie zur Opposition gehörte, dahin eingeladen. Die
gewöhnliche Meldung bei Hofe schon zeigte, daß man dem freisinnigen General
hier so wenig wohl wollte als früher. Der König empfing ihn kurz und kalt,
sprach, was unerhört war, kein Wort von irgendwelchem Interesse mit ihm und
befahl ihn nicht einmal zur Tafel. Die Absicht, eine Verständigung herbeizu¬
führen, sich vor dem Monarchen von der Nachrede extremer Ideen zu reinigen,
mußte aufgegeben werden, da der König die ganze Zeit über in leidenschaft¬
lichster Aufregung war. Willisen versuchte dann seine politischen Ansichten vor
dem Prinzen von Preußen zu erklären und zu vertheidigen, aber er mußte sich
bald sagen, daß seine Meinung von der des Prinzen zu weit ablag, um eine
Einigung über das, was geboten, hoffen zu lassen. Es war gerade die Zeit,
wo die Frage der Periodicität des Landtags die Parteien beschäftigte, und der
Prinz war ebenso entschieden gegen diese Forderung wie Willisen dafür sprach.
Mit trüben Ahnungen kehrte Letzterer nach Breslau zurück.
»Ich sah." so lesen wir in der Selbstbiographie des Generals, „vielfache
Verwandtschaft zwischen diesen Zuständen und denen von l?89: eine leiden¬
schaftliche und doch unentschlossene Hvfpartei. dieser gegenüber eine täglich
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