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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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dergleichen Saamen zu haben, und hat mir Auftrag gegeben, ihn weichen zu
verschaffen. Ich bitte Ihn also hiermit, mir bei dem Jäger (wenn er nicht
gerne wollen sollte, so muß er ihn in seinem, und auch in meinen Namen
sehr bitten, und ihm sagen, daß mir eine große sehr große Gefälligkeit
damit geschähe, und daß ich zu allen möglichen Gegendiensten bereit sey --)
Ein Loth Lerchen Saamen zu verschaffen, gegen baare Bezahlung, die
ich Ihn vor der Hand auszulegen bitte, die ich aber gleich nach Erhaltung des
Saamens überschiken werde: sich aber zugleich bei eben dem Jäger genau
und sorgfältig zu erkundigen, wenn? (ob im Frühlinge, oder Herbst) und
wie? (ob dichte, oder dünne) der Lerchen Saamen gesäet wird, und besonders
was vor Boden, ob leimigten, oder schwarzen schweren, oder sün¬
digten erfordert: und mir so bald als möglich mit der Post den Saamen,
nebst dieser Nachricht, genau und deutlich, zu überschiken, und zu melden, was
er kostet.

Hierdurch, bester Vater, geschieht mir eine sehr große Gefälligkeit. Suche Er
also ja mir sowohl den Saamen, als die dazu gehörigen Nachrichten zu ver¬
schaffen. Sollte, wie ich befürchte, der Jäger den Saamen nicht weggeben
wollen, oder dürfen; oder sollte Er es sich nicht geirauen, es bei ihm dahin
zu bringen, so bitte Er doch den Herrn Pfarrer Wagner, nebst vielen Empfeh¬
lungen von mir, die Sache zu übernehmen, der ihn vielleicht eher erhalten wird.
Nur bitte ich mir auf jeden Fall baldige Antwort aus. Uebrigens ist meine
Lage noch ganz die vorige. Ich wünsche, beste Eltern, daß Sie recht wohl,
und glüklich leben, grüße alles mein Geschwister herzlich, und bin mit der
kindlichsten Achtung


IhrGehorsamer Sohn
dickte.

Viel Empfehlungen an den Hr. Pfarrer, Frau Mutter, und Herrn Bruder.
Ich bitte auf jeden Fall um baldige Briefe.

' Dieser zweite Brief mit der Aufschrift:

Herrn
Herrn?ielrteinRammenau.,

ist aus Wolfishein, wo Fichte Hauslehrer gewesen sein muß. Ein "Wolfs¬
hain" oder "Wolfshayn", welches wohl hier gemeint ist, liegt 2°/" Stun¬
den östlich von Leipzig; das dortige Rittergut taufte um die Mitte des
vorigen Jahrhunderts Buchdrucker Breitkopf. Außerdem gibt es ein "Wolffs-
hain" in der Niederlausitz, 5 Se. östlich von Spremberg. Ueber diese Zeit
seines Lebens berichtet sein Sohn nur (I, 27): "Von seinen äußern wechselnden


dergleichen Saamen zu haben, und hat mir Auftrag gegeben, ihn weichen zu
verschaffen. Ich bitte Ihn also hiermit, mir bei dem Jäger (wenn er nicht
gerne wollen sollte, so muß er ihn in seinem, und auch in meinen Namen
sehr bitten, und ihm sagen, daß mir eine große sehr große Gefälligkeit
damit geschähe, und daß ich zu allen möglichen Gegendiensten bereit sey —)
Ein Loth Lerchen Saamen zu verschaffen, gegen baare Bezahlung, die
ich Ihn vor der Hand auszulegen bitte, die ich aber gleich nach Erhaltung des
Saamens überschiken werde: sich aber zugleich bei eben dem Jäger genau
und sorgfältig zu erkundigen, wenn? (ob im Frühlinge, oder Herbst) und
wie? (ob dichte, oder dünne) der Lerchen Saamen gesäet wird, und besonders
was vor Boden, ob leimigten, oder schwarzen schweren, oder sün¬
digten erfordert: und mir so bald als möglich mit der Post den Saamen,
nebst dieser Nachricht, genau und deutlich, zu überschiken, und zu melden, was
er kostet.

Hierdurch, bester Vater, geschieht mir eine sehr große Gefälligkeit. Suche Er
also ja mir sowohl den Saamen, als die dazu gehörigen Nachrichten zu ver¬
schaffen. Sollte, wie ich befürchte, der Jäger den Saamen nicht weggeben
wollen, oder dürfen; oder sollte Er es sich nicht geirauen, es bei ihm dahin
zu bringen, so bitte Er doch den Herrn Pfarrer Wagner, nebst vielen Empfeh¬
lungen von mir, die Sache zu übernehmen, der ihn vielleicht eher erhalten wird.
Nur bitte ich mir auf jeden Fall baldige Antwort aus. Uebrigens ist meine
Lage noch ganz die vorige. Ich wünsche, beste Eltern, daß Sie recht wohl,
und glüklich leben, grüße alles mein Geschwister herzlich, und bin mit der
kindlichsten Achtung


IhrGehorsamer Sohn
dickte.

Viel Empfehlungen an den Hr. Pfarrer, Frau Mutter, und Herrn Bruder.
Ich bitte auf jeden Fall um baldige Briefe.

' Dieser zweite Brief mit der Aufschrift:

Herrn
Herrn?ielrteinRammenau.,

ist aus Wolfishein, wo Fichte Hauslehrer gewesen sein muß. Ein „Wolfs¬
hain" oder „Wolfshayn", welches wohl hier gemeint ist, liegt 2°/» Stun¬
den östlich von Leipzig; das dortige Rittergut taufte um die Mitte des
vorigen Jahrhunderts Buchdrucker Breitkopf. Außerdem gibt es ein „Wolffs-
hain" in der Niederlausitz, 5 Se. östlich von Spremberg. Ueber diese Zeit
seines Lebens berichtet sein Sohn nur (I, 27): „Von seinen äußern wechselnden


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/92>, abgerufen am 05.02.2025.