Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.während heftige Angriffe erfährt. Ebenso in Berncastel, wo die Umtriebe des Aehnliches wird von den 43 in dem uns vorliegenden Bericht aufgeführten Die Provinzen Brandenburg und Pommern kommen in unserem Zu¬ während heftige Angriffe erfährt. Ebenso in Berncastel, wo die Umtriebe des Aehnliches wird von den 43 in dem uns vorliegenden Bericht aufgeführten Die Provinzen Brandenburg und Pommern kommen in unserem Zu¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0058" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114372"/> <p xml:id="ID_190" prev="#ID_189"> während heftige Angriffe erfährt. Ebenso in Berncastel, wo die Umtriebe des<lb/> katholischen Klerus verhindert haben, daß der Besitzer des Saales, in welchem<lb/> die Protestanten ihren Gottesdienst abhalten, den Miethcontract verlängerte.<lb/> Ebenfalls in großer Bedrängnis; befand sich in letzter Zeit die Gemeinde Born-<lb/> Heim bei Brühl, indem derselben durch den Verkauf eines in evangelischen<lb/> Händen befindlichen großen Gutes, aus welchem ihr eine alte Kapelle sowie<lb/> ein Schullokal nebst Lehrerwohnung eingeräumt war, beträchtlicher Verlust er¬<lb/> wuchs. Der neue Besitzer des Gutes, ein Katholik, entzog ihr den Genuß so¬<lb/> fort, und wenn ihr nicht für Gottesdienst und Schule auf dem Grundstück eines<lb/> edeldenkender jüdischen Nachbars Zuflucht gewährt worden wäre, so würde nach<lb/> ' beiden Richtungen völliger Stillstand eingetreten sein. Viele andere Gemeinden,<lb/> zum Theil neu entstanden, kämpfen mit Schulden, die durch den Bau von Bet¬<lb/> häusern oder Schulen entstanden sind, in den meisten sind Pfarrer und Lehrer<lb/> nur kärglich besoldet, viele bedürfen dringend der Erweiterung ihrer Schul-<lb/> gebäude und Betsäle.</p><lb/> <p xml:id="ID_191"> Aehnliches wird von den 43 in dem uns vorliegenden Bericht aufgeführten<lb/> und der Unterstützung empfohlnen Gemeinden der protestantischen Diaspora in<lb/> WestpHaien gemeldet. In der Mehrzahl dieser Gemeinden übersteigen die<lb/> Bedürfnisse für Kirche und Schule die Leistungsfähigkeit der Gemeindeglieder.<lb/> In mehren fehlt rond die Kirche, in andern die Schule, wieder in andern sind<lb/> die betreffenden Gebäude der Reparatur bedürftig, ohne daß die Gemeinde die<lb/> Mittel dazu besäße. In der Gemeinde Fürstenberg-Westheim, welche einen<lb/> Flächenraum von vier Quadratmeilen und eine evangelische Bevölkerung von<lb/> 13 verschiedenen Ortschaften umfaßt, bezieht der Pfarrer, der zugleich als Lehrer,<lb/> Organist und Vorsänger fungiren muß, einen Gehalt von nur 300 Thalern,<lb/> von welchem er die Kosten für die vielen Amtsreisen in seinem Bezirk zu be¬<lb/> streiten und überdies die Schreibmaterialien in der Schule zu besorgen hat.<lb/> In Höxter schickte man die evangelischen Kinder bis vor Kurzem in die katholische<lb/> Ortsschule. In Meggen-Grevenbrück mußten bi5 zum Jahr 1860 die Todten<lb/> nach den 4 bis 5 Stunden entfernten evangelischen Friedhöfen in Hilchenbach<lb/> und Attendorn gebracht werden, und der seitdem angekaufte Begräbnißplatz ist<lb/> bis jetzt nur zum kleinsten Theil bezahlt. Die meisten Gemeinden haben beträcht¬<lb/> liche Schulden zu verzinsen und zu amortisiren, und sie können dies fast ohne<lb/> Ausnahme nur mit fremder Beihilfe.</p><lb/> <p xml:id="ID_192" next="#ID_193"> Die Provinzen Brandenburg und Pommern kommen in unserem Zu¬<lb/> sammenhang nicht in Betracht. In der Provinz Sachsen ist nur die Gemeinde<lb/> Großtöpfer im Eichsfeld zu erwähnen, die, meist aus armen Tagelöhnern bestehend,<lb/> vor acht Jahren dem Untergang nahe war. Rechtzeitige Hilfe vom Gustav-<lb/> Adolf-Verein half die Gefahr abwenden. Aber die Gemeinde leidet schwer<lb/> unter der Last von Schulden, die sie sich durch den Bau eines Pfarrhauses und</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0058]
während heftige Angriffe erfährt. Ebenso in Berncastel, wo die Umtriebe des
katholischen Klerus verhindert haben, daß der Besitzer des Saales, in welchem
die Protestanten ihren Gottesdienst abhalten, den Miethcontract verlängerte.
Ebenfalls in großer Bedrängnis; befand sich in letzter Zeit die Gemeinde Born-
Heim bei Brühl, indem derselben durch den Verkauf eines in evangelischen
Händen befindlichen großen Gutes, aus welchem ihr eine alte Kapelle sowie
ein Schullokal nebst Lehrerwohnung eingeräumt war, beträchtlicher Verlust er¬
wuchs. Der neue Besitzer des Gutes, ein Katholik, entzog ihr den Genuß so¬
fort, und wenn ihr nicht für Gottesdienst und Schule auf dem Grundstück eines
edeldenkender jüdischen Nachbars Zuflucht gewährt worden wäre, so würde nach
' beiden Richtungen völliger Stillstand eingetreten sein. Viele andere Gemeinden,
zum Theil neu entstanden, kämpfen mit Schulden, die durch den Bau von Bet¬
häusern oder Schulen entstanden sind, in den meisten sind Pfarrer und Lehrer
nur kärglich besoldet, viele bedürfen dringend der Erweiterung ihrer Schul-
gebäude und Betsäle.
Aehnliches wird von den 43 in dem uns vorliegenden Bericht aufgeführten
und der Unterstützung empfohlnen Gemeinden der protestantischen Diaspora in
WestpHaien gemeldet. In der Mehrzahl dieser Gemeinden übersteigen die
Bedürfnisse für Kirche und Schule die Leistungsfähigkeit der Gemeindeglieder.
In mehren fehlt rond die Kirche, in andern die Schule, wieder in andern sind
die betreffenden Gebäude der Reparatur bedürftig, ohne daß die Gemeinde die
Mittel dazu besäße. In der Gemeinde Fürstenberg-Westheim, welche einen
Flächenraum von vier Quadratmeilen und eine evangelische Bevölkerung von
13 verschiedenen Ortschaften umfaßt, bezieht der Pfarrer, der zugleich als Lehrer,
Organist und Vorsänger fungiren muß, einen Gehalt von nur 300 Thalern,
von welchem er die Kosten für die vielen Amtsreisen in seinem Bezirk zu be¬
streiten und überdies die Schreibmaterialien in der Schule zu besorgen hat.
In Höxter schickte man die evangelischen Kinder bis vor Kurzem in die katholische
Ortsschule. In Meggen-Grevenbrück mußten bi5 zum Jahr 1860 die Todten
nach den 4 bis 5 Stunden entfernten evangelischen Friedhöfen in Hilchenbach
und Attendorn gebracht werden, und der seitdem angekaufte Begräbnißplatz ist
bis jetzt nur zum kleinsten Theil bezahlt. Die meisten Gemeinden haben beträcht¬
liche Schulden zu verzinsen und zu amortisiren, und sie können dies fast ohne
Ausnahme nur mit fremder Beihilfe.
Die Provinzen Brandenburg und Pommern kommen in unserem Zu¬
sammenhang nicht in Betracht. In der Provinz Sachsen ist nur die Gemeinde
Großtöpfer im Eichsfeld zu erwähnen, die, meist aus armen Tagelöhnern bestehend,
vor acht Jahren dem Untergang nahe war. Rechtzeitige Hilfe vom Gustav-
Adolf-Verein half die Gefahr abwenden. Aber die Gemeinde leidet schwer
unter der Last von Schulden, die sie sich durch den Bau eines Pfarrhauses und
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