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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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der zu verwerfen sei. Man sieht hierbei die Feuerlinie als die Fundamental¬
aufstellung an und hat unter dieser Voraussetzung ohnstreitig recht, die Auf¬
stellung auf zwei Glieder hervorzuheben. In der neueren Fechtart sind aber
Colonnen und Tirailleurketten zur Hauptsache geworden, geschlossene Fcuer-
linien nur eine selten anzuwendende Aufstellung.

Jedes gut organisirte Schützensystem erheischt, daß jegliches Glied in der,
Kette ein selbständiges Ganze bilde, befähigt, ein wohlunterhaltenes Feuer,
möglichst gedeckt, abzugeben, einen selbständigen, widerstandsfähigen Körper zu
bilden, mithin nach allen Seiten hin Front machen zu können. Es gehören
mithin vier Mann zu jedem Kettengliede. Rotten und Kettenglieder sind die
einfachsten taktischen Elemente, müssen identisch sein, mithin die Rotte eine Tiefe
von vier Mann haben.

Wenn es gilt, eine längere Feuerlinie zu bilden, die geschlossen bleiben
soll, würde in der vorgeschlagenen Aufstellung die Feuerlinie zu kurz sein, die
beiden hintersten Glieder gar nicht oder doch nur ein unsicheres Feuer abgeben
können. Man lasse successiv beim Aufdeployiren die halbe gerade Hintere Rotte
rechts von der ungeraden vorderen einrücken und stelle solchergestalt in derselben
Zeit die längere Feuerlinie her.

Soll aus der Feuerlinie Colonne formirt werden, so treten die geraden
halben Rotten zurück, und auf das Commando "Marsch" tritt das Ganze an.
und die Rotten schließen auf.

Im Rottenmarsch hat die Fronte eine Breite von vier Mann; sollte diese
Fronte zu breit sein, so treten die geraden halben Rotten hinter die ungerade
halbe Rotte.

Da bei allen Formationen und Evolutionen die Aufstellung vier Mann
tief ist, so führen sich alle Flankenbewegungen in der halben Zeit aus, als wo
die Aufstellung zu zwei Mann angenommen ist.

Wird die Schützenkette durch zum Schwärmen aufgelöste Neiterabtheilungen
augegriffen, so formirt jedes einzelne Kettenglied einen Klumpen, der nach allen
vier Seiten Front macht und in dessen Mitte die hierzu eingetheilten Offiziere,
Unteroffiziere oder Spielleute eintreten.

Jede Rotte wird beim Tirailliren durch einen Rottenführer befehligt, der.
gleichviel in welchem Gliede steht, von der Mannschaft selbst ausgewählt und
vom Hauptmann bestätigt worden ist.

Beim Tirailliren ist es sicherlich ein Vortheil, wenn jedes einzelne Glied
von einem intelligenten Führer geleitet wird und kann beim Rangiren der
Compagnie der Hauptmann leicht hierauf Rücksicht nehmen. Man gebe dem
Rottenführer irgend welches Abzeichen, ernenne ihn zum Gefreiten, zum Führer
kleiner Patrouillen und bilde ihn zum dereinstigen Unteroffizier aus.

Vor Jahren hat eine wohlgeübte Grenadiercompagnie nach einigen wem-


der zu verwerfen sei. Man sieht hierbei die Feuerlinie als die Fundamental¬
aufstellung an und hat unter dieser Voraussetzung ohnstreitig recht, die Auf¬
stellung auf zwei Glieder hervorzuheben. In der neueren Fechtart sind aber
Colonnen und Tirailleurketten zur Hauptsache geworden, geschlossene Fcuer-
linien nur eine selten anzuwendende Aufstellung.

Jedes gut organisirte Schützensystem erheischt, daß jegliches Glied in der,
Kette ein selbständiges Ganze bilde, befähigt, ein wohlunterhaltenes Feuer,
möglichst gedeckt, abzugeben, einen selbständigen, widerstandsfähigen Körper zu
bilden, mithin nach allen Seiten hin Front machen zu können. Es gehören
mithin vier Mann zu jedem Kettengliede. Rotten und Kettenglieder sind die
einfachsten taktischen Elemente, müssen identisch sein, mithin die Rotte eine Tiefe
von vier Mann haben.

Wenn es gilt, eine längere Feuerlinie zu bilden, die geschlossen bleiben
soll, würde in der vorgeschlagenen Aufstellung die Feuerlinie zu kurz sein, die
beiden hintersten Glieder gar nicht oder doch nur ein unsicheres Feuer abgeben
können. Man lasse successiv beim Aufdeployiren die halbe gerade Hintere Rotte
rechts von der ungeraden vorderen einrücken und stelle solchergestalt in derselben
Zeit die längere Feuerlinie her.

Soll aus der Feuerlinie Colonne formirt werden, so treten die geraden
halben Rotten zurück, und auf das Commando „Marsch" tritt das Ganze an.
und die Rotten schließen auf.

Im Rottenmarsch hat die Fronte eine Breite von vier Mann; sollte diese
Fronte zu breit sein, so treten die geraden halben Rotten hinter die ungerade
halbe Rotte.

Da bei allen Formationen und Evolutionen die Aufstellung vier Mann
tief ist, so führen sich alle Flankenbewegungen in der halben Zeit aus, als wo
die Aufstellung zu zwei Mann angenommen ist.

Wird die Schützenkette durch zum Schwärmen aufgelöste Neiterabtheilungen
augegriffen, so formirt jedes einzelne Kettenglied einen Klumpen, der nach allen
vier Seiten Front macht und in dessen Mitte die hierzu eingetheilten Offiziere,
Unteroffiziere oder Spielleute eintreten.

Jede Rotte wird beim Tirailliren durch einen Rottenführer befehligt, der.
gleichviel in welchem Gliede steht, von der Mannschaft selbst ausgewählt und
vom Hauptmann bestätigt worden ist.

Beim Tirailliren ist es sicherlich ein Vortheil, wenn jedes einzelne Glied
von einem intelligenten Führer geleitet wird und kann beim Rangiren der
Compagnie der Hauptmann leicht hierauf Rücksicht nehmen. Man gebe dem
Rottenführer irgend welches Abzeichen, ernenne ihn zum Gefreiten, zum Führer
kleiner Patrouillen und bilde ihn zum dereinstigen Unteroffizier aus.

Vor Jahren hat eine wohlgeübte Grenadiercompagnie nach einigen wem-


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[0468] der zu verwerfen sei. Man sieht hierbei die Feuerlinie als die Fundamental¬ aufstellung an und hat unter dieser Voraussetzung ohnstreitig recht, die Auf¬ stellung auf zwei Glieder hervorzuheben. In der neueren Fechtart sind aber Colonnen und Tirailleurketten zur Hauptsache geworden, geschlossene Fcuer- linien nur eine selten anzuwendende Aufstellung. Jedes gut organisirte Schützensystem erheischt, daß jegliches Glied in der, Kette ein selbständiges Ganze bilde, befähigt, ein wohlunterhaltenes Feuer, möglichst gedeckt, abzugeben, einen selbständigen, widerstandsfähigen Körper zu bilden, mithin nach allen Seiten hin Front machen zu können. Es gehören mithin vier Mann zu jedem Kettengliede. Rotten und Kettenglieder sind die einfachsten taktischen Elemente, müssen identisch sein, mithin die Rotte eine Tiefe von vier Mann haben. Wenn es gilt, eine längere Feuerlinie zu bilden, die geschlossen bleiben soll, würde in der vorgeschlagenen Aufstellung die Feuerlinie zu kurz sein, die beiden hintersten Glieder gar nicht oder doch nur ein unsicheres Feuer abgeben können. Man lasse successiv beim Aufdeployiren die halbe gerade Hintere Rotte rechts von der ungeraden vorderen einrücken und stelle solchergestalt in derselben Zeit die längere Feuerlinie her. Soll aus der Feuerlinie Colonne formirt werden, so treten die geraden halben Rotten zurück, und auf das Commando „Marsch" tritt das Ganze an. und die Rotten schließen auf. Im Rottenmarsch hat die Fronte eine Breite von vier Mann; sollte diese Fronte zu breit sein, so treten die geraden halben Rotten hinter die ungerade halbe Rotte. Da bei allen Formationen und Evolutionen die Aufstellung vier Mann tief ist, so führen sich alle Flankenbewegungen in der halben Zeit aus, als wo die Aufstellung zu zwei Mann angenommen ist. Wird die Schützenkette durch zum Schwärmen aufgelöste Neiterabtheilungen augegriffen, so formirt jedes einzelne Kettenglied einen Klumpen, der nach allen vier Seiten Front macht und in dessen Mitte die hierzu eingetheilten Offiziere, Unteroffiziere oder Spielleute eintreten. Jede Rotte wird beim Tirailliren durch einen Rottenführer befehligt, der. gleichviel in welchem Gliede steht, von der Mannschaft selbst ausgewählt und vom Hauptmann bestätigt worden ist. Beim Tirailliren ist es sicherlich ein Vortheil, wenn jedes einzelne Glied von einem intelligenten Führer geleitet wird und kann beim Rangiren der Compagnie der Hauptmann leicht hierauf Rücksicht nehmen. Man gebe dem Rottenführer irgend welches Abzeichen, ernenne ihn zum Gefreiten, zum Führer kleiner Patrouillen und bilde ihn zum dereinstigen Unteroffizier aus. Vor Jahren hat eine wohlgeübte Grenadiercompagnie nach einigen wem-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/468>, abgerufen am 28.08.2024.