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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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Rom. wo hierüber das beste Urtheil zu finden ist, für echten Rosso antico er¬
klärt wurde, zur Ausschmückung des königlichen Orangerithauses in Potsdam
zu liefern, sondern auch das Material zu einem rings um das Innere der Ba¬
silika San Paolo fuori le mure laufenden Fries. Ueberdies aber beziehen eine
große Anzahl der römischen Marmorwaarcnfabriken ihren Bedarf an buntem
Marmor aus den Siegelschen Steinbrüchen in der Maina. Außer dem Rosso
antico befindet sich in dem Bezirk der dortigen Acquisitionen Siegels auch eine
fast unerschöpfliche Bank weißen Marmors, von weichem man erwartet, daß er in
Kurzem mit dem von Earrara in Concurrenz treten wird, da er feiner als dieser,
trotzdem consistenter und bei diesen Borzügen doch nicht theurer ist als jener.
Endlich trifft man in der Nachbarschaft von Kakobule noch Lager des schönen
grünlich grau gewellten Cipollino und des Pavonazetto, einer weißen violett
und gelb' geäderten Marmorgattung. Das. Areal dieser Brüche ist jedoch so
ausgedehnt, daß es bis jetzt bei weitem noch nicht vollständig durchforscht
werden konnte. Bei genauerer Untersuchung desselben werden sehr wahrschein¬
lich noch weitere Marmorarten entdeckt werden.

Der Betrieb der Brüche auf Tinos und in der Maina hat indeß bereits
so große Dimensionen angenommen, daß die Pnvatt'raste Siegels dazu nicht
mehr hinreichen, wenigstens weitere Ausdehnung der Arbeiten nicht gestatten.
Derselbe hat sich daher entschlossen, zu dem Zweck einer Ausbeutung der ge¬
nannten Rosso- und Berdelager in großem Masestab eine Actiengesellschaft zu
gründen und ist zu diesem Ende bereits mit den bedeutendsten Firmen seiner
Vaterstadt Hamburg sowie mit englischen Häusern in Verhandlung getreten.
Wie wir vernehmen, haben die Hamburger den Beschluß gefaßt, einen Bevoll¬
mächtigten zu näherer Kenntnißnahme der Sache nach Griechenland zu schicken.
Derselbe wird kaum etwas Anderes als die Bestätigung der Angaben Siegels
über den Werth der wiedercntdcckten Brüche zurückbringen. An Absay für
einen beträchtlich gesteigerten Betrieb derselben kann es auch nicht fehlen. Eine
Störung der Arbeiten durch eine Revolution oder Krieg könnte nur kurze Zeit
dauern und wenig Schaden anrichten. Sonach ist alle Aussicht vorhanden,
daß diese von deutschem Scharfsinn und deutscher Beharrlichkeit wiedergeöffnc-
ten Schatzkammern der Natur auch von deutschem Unternehmungsgeist auf den
Weltmarkt gebracht und verwerthet werden, und daß mithin hier einmal aus^
nahmsweise' die deutsche Entdeckung nicht Fremde bereichern wird.




Mit Ur. beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal,
welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬
ziehen ist.
Leipzig, im September, 1862.
Die Verlagshandlung.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L, Herbig. -- Druck von C. E.'Elbett in Leipzig,

Rom. wo hierüber das beste Urtheil zu finden ist, für echten Rosso antico er¬
klärt wurde, zur Ausschmückung des königlichen Orangerithauses in Potsdam
zu liefern, sondern auch das Material zu einem rings um das Innere der Ba¬
silika San Paolo fuori le mure laufenden Fries. Ueberdies aber beziehen eine
große Anzahl der römischen Marmorwaarcnfabriken ihren Bedarf an buntem
Marmor aus den Siegelschen Steinbrüchen in der Maina. Außer dem Rosso
antico befindet sich in dem Bezirk der dortigen Acquisitionen Siegels auch eine
fast unerschöpfliche Bank weißen Marmors, von weichem man erwartet, daß er in
Kurzem mit dem von Earrara in Concurrenz treten wird, da er feiner als dieser,
trotzdem consistenter und bei diesen Borzügen doch nicht theurer ist als jener.
Endlich trifft man in der Nachbarschaft von Kakobule noch Lager des schönen
grünlich grau gewellten Cipollino und des Pavonazetto, einer weißen violett
und gelb' geäderten Marmorgattung. Das. Areal dieser Brüche ist jedoch so
ausgedehnt, daß es bis jetzt bei weitem noch nicht vollständig durchforscht
werden konnte. Bei genauerer Untersuchung desselben werden sehr wahrschein¬
lich noch weitere Marmorarten entdeckt werden.

Der Betrieb der Brüche auf Tinos und in der Maina hat indeß bereits
so große Dimensionen angenommen, daß die Pnvatt'raste Siegels dazu nicht
mehr hinreichen, wenigstens weitere Ausdehnung der Arbeiten nicht gestatten.
Derselbe hat sich daher entschlossen, zu dem Zweck einer Ausbeutung der ge¬
nannten Rosso- und Berdelager in großem Masestab eine Actiengesellschaft zu
gründen und ist zu diesem Ende bereits mit den bedeutendsten Firmen seiner
Vaterstadt Hamburg sowie mit englischen Häusern in Verhandlung getreten.
Wie wir vernehmen, haben die Hamburger den Beschluß gefaßt, einen Bevoll¬
mächtigten zu näherer Kenntnißnahme der Sache nach Griechenland zu schicken.
Derselbe wird kaum etwas Anderes als die Bestätigung der Angaben Siegels
über den Werth der wiedercntdcckten Brüche zurückbringen. An Absay für
einen beträchtlich gesteigerten Betrieb derselben kann es auch nicht fehlen. Eine
Störung der Arbeiten durch eine Revolution oder Krieg könnte nur kurze Zeit
dauern und wenig Schaden anrichten. Sonach ist alle Aussicht vorhanden,
daß diese von deutschem Scharfsinn und deutscher Beharrlichkeit wiedergeöffnc-
ten Schatzkammern der Natur auch von deutschem Unternehmungsgeist auf den
Weltmarkt gebracht und verwerthet werden, und daß mithin hier einmal aus^
nahmsweise' die deutsche Entdeckung nicht Fremde bereichern wird.




Mit Ur. beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal,
welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬
ziehen ist.
Leipzig, im September, 1862.
Die Verlagshandlung.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L, Herbig. — Druck von C. E.'Elbett in Leipzig,
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[0456] Rom. wo hierüber das beste Urtheil zu finden ist, für echten Rosso antico er¬ klärt wurde, zur Ausschmückung des königlichen Orangerithauses in Potsdam zu liefern, sondern auch das Material zu einem rings um das Innere der Ba¬ silika San Paolo fuori le mure laufenden Fries. Ueberdies aber beziehen eine große Anzahl der römischen Marmorwaarcnfabriken ihren Bedarf an buntem Marmor aus den Siegelschen Steinbrüchen in der Maina. Außer dem Rosso antico befindet sich in dem Bezirk der dortigen Acquisitionen Siegels auch eine fast unerschöpfliche Bank weißen Marmors, von weichem man erwartet, daß er in Kurzem mit dem von Earrara in Concurrenz treten wird, da er feiner als dieser, trotzdem consistenter und bei diesen Borzügen doch nicht theurer ist als jener. Endlich trifft man in der Nachbarschaft von Kakobule noch Lager des schönen grünlich grau gewellten Cipollino und des Pavonazetto, einer weißen violett und gelb' geäderten Marmorgattung. Das. Areal dieser Brüche ist jedoch so ausgedehnt, daß es bis jetzt bei weitem noch nicht vollständig durchforscht werden konnte. Bei genauerer Untersuchung desselben werden sehr wahrschein¬ lich noch weitere Marmorarten entdeckt werden. Der Betrieb der Brüche auf Tinos und in der Maina hat indeß bereits so große Dimensionen angenommen, daß die Pnvatt'raste Siegels dazu nicht mehr hinreichen, wenigstens weitere Ausdehnung der Arbeiten nicht gestatten. Derselbe hat sich daher entschlossen, zu dem Zweck einer Ausbeutung der ge¬ nannten Rosso- und Berdelager in großem Masestab eine Actiengesellschaft zu gründen und ist zu diesem Ende bereits mit den bedeutendsten Firmen seiner Vaterstadt Hamburg sowie mit englischen Häusern in Verhandlung getreten. Wie wir vernehmen, haben die Hamburger den Beschluß gefaßt, einen Bevoll¬ mächtigten zu näherer Kenntnißnahme der Sache nach Griechenland zu schicken. Derselbe wird kaum etwas Anderes als die Bestätigung der Angaben Siegels über den Werth der wiedercntdcckten Brüche zurückbringen. An Absay für einen beträchtlich gesteigerten Betrieb derselben kann es auch nicht fehlen. Eine Störung der Arbeiten durch eine Revolution oder Krieg könnte nur kurze Zeit dauern und wenig Schaden anrichten. Sonach ist alle Aussicht vorhanden, daß diese von deutschem Scharfsinn und deutscher Beharrlichkeit wiedergeöffnc- ten Schatzkammern der Natur auch von deutschem Unternehmungsgeist auf den Weltmarkt gebracht und verwerthet werden, und daß mithin hier einmal aus^ nahmsweise' die deutsche Entdeckung nicht Fremde bereichern wird. Mit Ur. beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal, welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬ ziehen ist. Leipzig, im September, 1862. Die Verlagshandlung. Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch. Verlag von F. L, Herbig. — Druck von C. E.'Elbett in Leipzig,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/456>, abgerufen am 27.08.2024.