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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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lux peopl" pakiKover, o I^ora" ist unbeschreiblich; wie dichtgeschlossene Schaa-
ren, eine der anderen unaufhaltsam folgend. steigt das Motiv in den pracht¬
vollsten harmonischen Veränderungen auf und gipfelt sich in vier kolossalen
Steigerungen zu dem vkick tkou Kast puret^Keck". Wenn das ganze Orato¬
rium auch keine streng dramatische Form hat, so hat jedes einzelne Musikstück
darin einen durchaus dramatischen Charakter, die erzählten Thatsachen werden
in der Musik zu lebendigem Handeln. Man sieht Israel leiden, sich befreien,
siebt, wie die Aegypter überfluthet werden in ihrer Verfolgung, und endlich den
Sieg und Jubel des Volkes mit den tanzenden Jungfrauen. Mirjam an ihrer
Spitze. Diese letzte Situation schließt das ganze Oratorium, und Händel bringt
durch Widerholung des ersten Chores im zweiten Theile diesen gewissermaßen
in einen Nahmen. Bei den enormen Schwierigkeiten, die dies Oratorium bie¬
tet, mußte man mit der Aufführung sehr zufrieden sein. Kleine Versehen fielen
natürlich vor, doch waren sie nicht der Art, daß sie den Gang der Musik oder
den Genuß des Ganzen gestört hätten. (Z-ob s^ve etre qiiksv schloß darnach
das große Fest, welches einen so schlagenden Beweis für die Entwicklung musi¬
kalischen Sinnes in England gibt.

Freilich ist es eine gewisse Einseitigkeit, alle seine Kraft nur einem Com-
ponisten und seinen Werken zu opfern, aber auf der andern Seite ist es auch
etwas Großes, sich ganz einer Sache hinzugeben und diese eine nun auch wirk¬
lich ganz und gar zu erfassen ^und in sich aufzunehmen. Das thut England
in diesem Fall, und so steht es in der Ausführung Händelscher Musik unüber¬
8. troffen da.




Piemont in den Jahren 184ki und 1847.
4.

Karl Albert, welcher schon die Bestrebungen der Toscaner mit Mitteln unter¬
stützt hatte, über die sie als Privatleute nicht gebieten konnten, gab auch der land¬
wirtschaftlichen Gesellschaft in seinem eigenen Lande gern seine Genehmigung. In
kurzer Zeit war sie organisirt; große und kleine Gutsbesitzer. Schriftsteller, Leute
jeden Standes, auch der Klerus betheiligten sich, und in dem Marchese Alfieri
ti Sostegno besaß sie einen Präsidenten, der das Vertrauen der Liberalen wie
des Königs genoß. Allein die Vereinigung so vieler an Bildung, Stand und


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ren, eine der anderen unaufhaltsam folgend. steigt das Motiv in den pracht¬
vollsten harmonischen Veränderungen auf und gipfelt sich in vier kolossalen
Steigerungen zu dem vkick tkou Kast puret^Keck". Wenn das ganze Orato¬
rium auch keine streng dramatische Form hat, so hat jedes einzelne Musikstück
darin einen durchaus dramatischen Charakter, die erzählten Thatsachen werden
in der Musik zu lebendigem Handeln. Man sieht Israel leiden, sich befreien,
siebt, wie die Aegypter überfluthet werden in ihrer Verfolgung, und endlich den
Sieg und Jubel des Volkes mit den tanzenden Jungfrauen. Mirjam an ihrer
Spitze. Diese letzte Situation schließt das ganze Oratorium, und Händel bringt
durch Widerholung des ersten Chores im zweiten Theile diesen gewissermaßen
in einen Nahmen. Bei den enormen Schwierigkeiten, die dies Oratorium bie¬
tet, mußte man mit der Aufführung sehr zufrieden sein. Kleine Versehen fielen
natürlich vor, doch waren sie nicht der Art, daß sie den Gang der Musik oder
den Genuß des Ganzen gestört hätten. (Z-ob s^ve etre qiiksv schloß darnach
das große Fest, welches einen so schlagenden Beweis für die Entwicklung musi¬
kalischen Sinnes in England gibt.

Freilich ist es eine gewisse Einseitigkeit, alle seine Kraft nur einem Com-
ponisten und seinen Werken zu opfern, aber auf der andern Seite ist es auch
etwas Großes, sich ganz einer Sache hinzugeben und diese eine nun auch wirk¬
lich ganz und gar zu erfassen ^und in sich aufzunehmen. Das thut England
in diesem Fall, und so steht es in der Ausführung Händelscher Musik unüber¬
8. troffen da.




Piemont in den Jahren 184ki und 1847.
4.

Karl Albert, welcher schon die Bestrebungen der Toscaner mit Mitteln unter¬
stützt hatte, über die sie als Privatleute nicht gebieten konnten, gab auch der land¬
wirtschaftlichen Gesellschaft in seinem eigenen Lande gern seine Genehmigung. In
kurzer Zeit war sie organisirt; große und kleine Gutsbesitzer. Schriftsteller, Leute
jeden Standes, auch der Klerus betheiligten sich, und in dem Marchese Alfieri
ti Sostegno besaß sie einen Präsidenten, der das Vertrauen der Liberalen wie
des Königs genoß. Allein die Vereinigung so vieler an Bildung, Stand und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/304>, abgerufen am 05.02.2025.