Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

"i-col-ii, o <Fvä c"k lrosts" mit dem Chöre "l'v einst, Iris Alor^". Madame
Dolby zerstörte die Steigerung in Takt 8 bis Tahl 6 vom Schlüsse aus ge¬
zählt, durch Vorwegnahme des von dem ersten L Moll, aus das zweite (Zoä,
dessen L sie in <ÜL verwandelte. Das Piano des die Arie begleitenden Chores
kam vortrefflich zur Geltung. Für die nächste Arie mit obligater Trompete:
Ist, dirs dri^Ire serg-Ma hatte Fräulein Titiens nicht Kraft genug; sie war ge¬
zwungen, die langen Sechszehntelpassagen durch neues Athemholen zu unterbre¬
chen, und ob die Cadenz für Trompete und Sopran, die freilich brillant aus¬
geführt wurde, der Arie ein neues Interesse verlieh, möchte ich bezweifeln; die
Arie ist ein Prachtstück ohne die Cadenz, und hätte Händel eine Cadenz ge¬
wünscht, so würde er gewiß eine geschrieben haben. Der Schlußckor aus Samson
,M tlroir eoelsstiÄl eoueörts all unde" war wieder eine gelungene Leistung
des Chores, die Pauken hätten nur nicht so ganz ohne Veranlassung in die
letzten Pausen vor dem Schluß hereinschlagen müssen. Der Anfang der Bässe
mit dem Fugenthema war gewaltig und das verhängnißvolle (ü derselben am
Schlüsse wunderbar ergreifend. Die nächste Arie, auch aus Samson, verlor sich
ganz nach einem mächtigen Chöre. Der Chor aus Judas Maccabäus war
schwach, der Sopran kam nicht zur Geltung. Gewaltig war dagegen das
nächste kriegerische Solo "Louncl an alarm", das Sims Reeves mit einer Energie
und Begeisterung sang, die alles mit sich fortriß, die Antwort des Heeres, dem
Rufe seines Führers zu folgen, machte diese beiden Stücke zu einer einzigen
lebendigen Scene. Dann folgte aus dem Oratorium "Saul" der nickt sehr
bekannte Chor: "Lnvz? classe dorn ot Keil", der ganz auf der absteigenden
Esdurtonleiter der Bässe gebaut ist. Gegenstand des Chores ist eine Ansprache
an den Neid in Bezug auf Sauls Gesinnung gegen David; der Chor flucht
dem Neide und wünscht ihn hinab in die tiefste Nacht der Hölle. Die dramatische
Lebendigkeit der Komposition ist ohne Gleichen und kam durch Chor und Orche¬
ster zur vollsten Geltung. Der Trauermarsch aus Saul, der diesem Chöre folgte,
ist der einzige Trauermarsch der Engländer, die tiefe Wehmuth in seiner ein¬
fachen monotonen Melodie und Harmonie ist aber auch erschütternd. Den an sich
sehr schönen Chor mit Sopransolo aus der Ode für den Cäcilientag hätte ich
lieber entbehrt. Fräulein Titiens fehlte es offenbar an Kraft, die Solopartie
diesem Chöre gegenüber zur gehörigen Geltung zu bringen.

Ein Chor: "Iz^ÄNts nov on> more" aus Hercules eröffnete den zweiten
Theil, der dem ersten ohne Unterbrechung folgte. Hier zeigte es sich wieder,
wie der Chor nur lange eingeübte Musik gut singen konnte. Hercules ist ein
wenig gekanntes Oratorium, und obgleich dieser Chor keine besonderen Schwie¬
rigkeiten bietet, fehlte es doch sehr an Reinheit und Präcision. In der Arie:
licvengo, limotlrgus eries, die, aus ihrem Zusammenhange gerissen, fast unver¬
ständlich ist, wo das Orchester sehr unpräcise und schwankend. Bei Gelegenheit


„i-col-ii, o <Fvä c»k lrosts" mit dem Chöre „l'v einst, Iris Alor^". Madame
Dolby zerstörte die Steigerung in Takt 8 bis Tahl 6 vom Schlüsse aus ge¬
zählt, durch Vorwegnahme des von dem ersten L Moll, aus das zweite (Zoä,
dessen L sie in <ÜL verwandelte. Das Piano des die Arie begleitenden Chores
kam vortrefflich zur Geltung. Für die nächste Arie mit obligater Trompete:
Ist, dirs dri^Ire serg-Ma hatte Fräulein Titiens nicht Kraft genug; sie war ge¬
zwungen, die langen Sechszehntelpassagen durch neues Athemholen zu unterbre¬
chen, und ob die Cadenz für Trompete und Sopran, die freilich brillant aus¬
geführt wurde, der Arie ein neues Interesse verlieh, möchte ich bezweifeln; die
Arie ist ein Prachtstück ohne die Cadenz, und hätte Händel eine Cadenz ge¬
wünscht, so würde er gewiß eine geschrieben haben. Der Schlußckor aus Samson
,M tlroir eoelsstiÄl eoueörts all unde" war wieder eine gelungene Leistung
des Chores, die Pauken hätten nur nicht so ganz ohne Veranlassung in die
letzten Pausen vor dem Schluß hereinschlagen müssen. Der Anfang der Bässe
mit dem Fugenthema war gewaltig und das verhängnißvolle (ü derselben am
Schlüsse wunderbar ergreifend. Die nächste Arie, auch aus Samson, verlor sich
ganz nach einem mächtigen Chöre. Der Chor aus Judas Maccabäus war
schwach, der Sopran kam nicht zur Geltung. Gewaltig war dagegen das
nächste kriegerische Solo „Louncl an alarm", das Sims Reeves mit einer Energie
und Begeisterung sang, die alles mit sich fortriß, die Antwort des Heeres, dem
Rufe seines Führers zu folgen, machte diese beiden Stücke zu einer einzigen
lebendigen Scene. Dann folgte aus dem Oratorium „Saul" der nickt sehr
bekannte Chor: „Lnvz? classe dorn ot Keil", der ganz auf der absteigenden
Esdurtonleiter der Bässe gebaut ist. Gegenstand des Chores ist eine Ansprache
an den Neid in Bezug auf Sauls Gesinnung gegen David; der Chor flucht
dem Neide und wünscht ihn hinab in die tiefste Nacht der Hölle. Die dramatische
Lebendigkeit der Komposition ist ohne Gleichen und kam durch Chor und Orche¬
ster zur vollsten Geltung. Der Trauermarsch aus Saul, der diesem Chöre folgte,
ist der einzige Trauermarsch der Engländer, die tiefe Wehmuth in seiner ein¬
fachen monotonen Melodie und Harmonie ist aber auch erschütternd. Den an sich
sehr schönen Chor mit Sopransolo aus der Ode für den Cäcilientag hätte ich
lieber entbehrt. Fräulein Titiens fehlte es offenbar an Kraft, die Solopartie
diesem Chöre gegenüber zur gehörigen Geltung zu bringen.

Ein Chor: „Iz^ÄNts nov on> more" aus Hercules eröffnete den zweiten
Theil, der dem ersten ohne Unterbrechung folgte. Hier zeigte es sich wieder,
wie der Chor nur lange eingeübte Musik gut singen konnte. Hercules ist ein
wenig gekanntes Oratorium, und obgleich dieser Chor keine besonderen Schwie¬
rigkeiten bietet, fehlte es doch sehr an Reinheit und Präcision. In der Arie:
licvengo, limotlrgus eries, die, aus ihrem Zusammenhange gerissen, fast unver¬
ständlich ist, wo das Orchester sehr unpräcise und schwankend. Bei Gelegenheit


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0298" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114612"/>
          <p xml:id="ID_1229" prev="#ID_1228"> &#x201E;i-col-ii, o &lt;Fvä c»k lrosts" mit dem Chöre &#x201E;l'v einst, Iris Alor^". Madame<lb/>
Dolby zerstörte die Steigerung in Takt 8 bis Tahl 6 vom Schlüsse aus ge¬<lb/>
zählt, durch Vorwegnahme des  von dem ersten L Moll, aus das zweite (Zoä,<lb/>
dessen L sie in &lt;ÜL verwandelte. Das Piano des die Arie begleitenden Chores<lb/>
kam vortrefflich zur Geltung.  Für die nächste Arie mit obligater Trompete:<lb/>
Ist, dirs dri^Ire serg-Ma hatte Fräulein Titiens nicht Kraft genug; sie war ge¬<lb/>
zwungen, die langen Sechszehntelpassagen durch neues Athemholen zu unterbre¬<lb/>
chen, und ob die Cadenz für Trompete und Sopran, die freilich brillant aus¬<lb/>
geführt wurde, der Arie ein neues Interesse verlieh, möchte ich bezweifeln; die<lb/>
Arie ist ein Prachtstück ohne die Cadenz, und hätte Händel eine Cadenz ge¬<lb/>
wünscht, so würde er gewiß eine geschrieben haben. Der Schlußckor aus Samson<lb/>
,M tlroir eoelsstiÄl eoueörts all unde" war wieder eine gelungene Leistung<lb/>
des Chores, die Pauken hätten nur nicht so ganz ohne Veranlassung in die<lb/>
letzten Pausen vor dem Schluß hereinschlagen müssen.  Der Anfang der Bässe<lb/>
mit dem Fugenthema war gewaltig und das verhängnißvolle (ü derselben am<lb/>
Schlüsse wunderbar ergreifend. Die nächste Arie, auch aus Samson, verlor sich<lb/>
ganz nach einem mächtigen Chöre.  Der Chor aus Judas Maccabäus war<lb/>
schwach, der Sopran kam nicht zur Geltung.  Gewaltig war dagegen das<lb/>
nächste kriegerische Solo &#x201E;Louncl an alarm", das Sims Reeves mit einer Energie<lb/>
und Begeisterung sang, die alles mit sich fortriß, die Antwort des Heeres, dem<lb/>
Rufe seines Führers zu folgen, machte diese beiden Stücke zu einer einzigen<lb/>
lebendigen Scene.  Dann folgte aus dem Oratorium &#x201E;Saul" der nickt sehr<lb/>
bekannte Chor: &#x201E;Lnvz? classe dorn ot Keil", der ganz auf der absteigenden<lb/>
Esdurtonleiter der Bässe gebaut ist.  Gegenstand des Chores ist eine Ansprache<lb/>
an den Neid in Bezug auf Sauls Gesinnung gegen David; der Chor flucht<lb/>
dem Neide und wünscht ihn hinab in die tiefste Nacht der Hölle. Die dramatische<lb/>
Lebendigkeit der Komposition ist ohne Gleichen und kam durch Chor und Orche¬<lb/>
ster zur vollsten Geltung. Der Trauermarsch aus Saul, der diesem Chöre folgte,<lb/>
ist der einzige Trauermarsch der Engländer, die tiefe Wehmuth in seiner ein¬<lb/>
fachen monotonen Melodie und Harmonie ist aber auch erschütternd. Den an sich<lb/>
sehr schönen Chor mit Sopransolo aus der Ode für den Cäcilientag hätte ich<lb/>
lieber entbehrt.  Fräulein Titiens fehlte es offenbar an Kraft, die Solopartie<lb/>
diesem Chöre gegenüber zur gehörigen Geltung zu bringen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1230" next="#ID_1231"> Ein Chor: &#x201E;Iz^ÄNts nov on&gt; more" aus Hercules eröffnete den zweiten<lb/>
Theil, der dem ersten ohne Unterbrechung folgte. Hier zeigte es sich wieder,<lb/>
wie der Chor nur lange eingeübte Musik gut singen konnte. Hercules ist ein<lb/>
wenig gekanntes Oratorium, und obgleich dieser Chor keine besonderen Schwie¬<lb/>
rigkeiten bietet, fehlte es doch sehr an Reinheit und Präcision. In der Arie:<lb/>
licvengo, limotlrgus eries, die, aus ihrem Zusammenhange gerissen, fast unver¬<lb/>
ständlich ist, wo das Orchester sehr unpräcise und schwankend.  Bei Gelegenheit</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0298] „i-col-ii, o <Fvä c»k lrosts" mit dem Chöre „l'v einst, Iris Alor^". Madame Dolby zerstörte die Steigerung in Takt 8 bis Tahl 6 vom Schlüsse aus ge¬ zählt, durch Vorwegnahme des von dem ersten L Moll, aus das zweite (Zoä, dessen L sie in <ÜL verwandelte. Das Piano des die Arie begleitenden Chores kam vortrefflich zur Geltung. Für die nächste Arie mit obligater Trompete: Ist, dirs dri^Ire serg-Ma hatte Fräulein Titiens nicht Kraft genug; sie war ge¬ zwungen, die langen Sechszehntelpassagen durch neues Athemholen zu unterbre¬ chen, und ob die Cadenz für Trompete und Sopran, die freilich brillant aus¬ geführt wurde, der Arie ein neues Interesse verlieh, möchte ich bezweifeln; die Arie ist ein Prachtstück ohne die Cadenz, und hätte Händel eine Cadenz ge¬ wünscht, so würde er gewiß eine geschrieben haben. Der Schlußckor aus Samson ,M tlroir eoelsstiÄl eoueörts all unde" war wieder eine gelungene Leistung des Chores, die Pauken hätten nur nicht so ganz ohne Veranlassung in die letzten Pausen vor dem Schluß hereinschlagen müssen. Der Anfang der Bässe mit dem Fugenthema war gewaltig und das verhängnißvolle (ü derselben am Schlüsse wunderbar ergreifend. Die nächste Arie, auch aus Samson, verlor sich ganz nach einem mächtigen Chöre. Der Chor aus Judas Maccabäus war schwach, der Sopran kam nicht zur Geltung. Gewaltig war dagegen das nächste kriegerische Solo „Louncl an alarm", das Sims Reeves mit einer Energie und Begeisterung sang, die alles mit sich fortriß, die Antwort des Heeres, dem Rufe seines Führers zu folgen, machte diese beiden Stücke zu einer einzigen lebendigen Scene. Dann folgte aus dem Oratorium „Saul" der nickt sehr bekannte Chor: „Lnvz? classe dorn ot Keil", der ganz auf der absteigenden Esdurtonleiter der Bässe gebaut ist. Gegenstand des Chores ist eine Ansprache an den Neid in Bezug auf Sauls Gesinnung gegen David; der Chor flucht dem Neide und wünscht ihn hinab in die tiefste Nacht der Hölle. Die dramatische Lebendigkeit der Komposition ist ohne Gleichen und kam durch Chor und Orche¬ ster zur vollsten Geltung. Der Trauermarsch aus Saul, der diesem Chöre folgte, ist der einzige Trauermarsch der Engländer, die tiefe Wehmuth in seiner ein¬ fachen monotonen Melodie und Harmonie ist aber auch erschütternd. Den an sich sehr schönen Chor mit Sopransolo aus der Ode für den Cäcilientag hätte ich lieber entbehrt. Fräulein Titiens fehlte es offenbar an Kraft, die Solopartie diesem Chöre gegenüber zur gehörigen Geltung zu bringen. Ein Chor: „Iz^ÄNts nov on> more" aus Hercules eröffnete den zweiten Theil, der dem ersten ohne Unterbrechung folgte. Hier zeigte es sich wieder, wie der Chor nur lange eingeübte Musik gut singen konnte. Hercules ist ein wenig gekanntes Oratorium, und obgleich dieser Chor keine besonderen Schwie¬ rigkeiten bietet, fehlte es doch sehr an Reinheit und Präcision. In der Arie: licvengo, limotlrgus eries, die, aus ihrem Zusammenhange gerissen, fast unver¬ ständlich ist, wo das Orchester sehr unpräcise und schwankend. Bei Gelegenheit

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/298
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/298>, abgerufen am 06.02.2025.