Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.Centunus Reichsgraf von Hoffmannsegg verkaufte das Gut an seinen Schwager Die Drangsale des nun ausbrechenden großen Krieges spiegeln sich auch 46. Elstra. d. 30. Octbr 1813. Mein lieber Bruder. Unsere liebe Mutter wollte schon längst Dir und den Deinigen ihr Be¬ Unsere gute Mutter hat durch den Krieg diesen Sommer durch wieder viel Den 14 Lepr,, befürchteten die Rammenauer ihren Untergang durch Kanö- Centunus Reichsgraf von Hoffmannsegg verkaufte das Gut an seinen Schwager Die Drangsale des nun ausbrechenden großen Krieges spiegeln sich auch 46. Elstra. d. 30. Octbr 1813. Mein lieber Bruder. Unsere liebe Mutter wollte schon längst Dir und den Deinigen ihr Be¬ Unsere gute Mutter hat durch den Krieg diesen Sommer durch wieder viel Den 14 Lepr,, befürchteten die Rammenauer ihren Untergang durch Kanö- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0234" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114548"/> <p xml:id="ID_1008" prev="#ID_1007"> Centunus Reichsgraf von Hoffmannsegg verkaufte das Gut an seinen Schwager<lb/> Friedrich von Kleist, königl. Sachs. Kreisdirector in Querfurth und Dahme,<lb/> so wie königl. preuß. Rittmeister und Ritter des Malteser- oder Se. Johaw<lb/> nisorden, welcher es von 1795 an bis zu seinem am 9. Febr. erfolgten Tode<lb/> besaß. Sodann fiel es wieder an den frühern Besitzer Johann Centunus v. H.<lb/> zurück, dessen Sohn Conradin Centurius Graf von Hoffmannsegg der jetzige<lb/> Besitzer ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1009"> Die Drangsale des nun ausbrechenden großen Krieges spiegeln sich auch<lb/> in dem engen Rahmen der Leiden, die er Fichte's Mutter brachte.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> 46.</head><lb/> <p xml:id="ID_1010"> Elstra. d. 30. Octbr 1813.</p><lb/> <note type="salute"> Mein lieber Bruder.</note><lb/> <p xml:id="ID_1011"> Unsere liebe Mutter wollte schon längst Dir und den Deinigen ihr Be¬<lb/> finden zu wißen thun leider aber gehen die Posten noch nicht dahin; ich bediene<lb/> mich der Gelegenheit diesen Brief mit einen Bekanten welcher nach Frankfurts<lb/> zur Meße reiset zu geben. Ich hoffe daß unser Bruder in Finsterwalde doch<lb/> endlich wird Gelegenheit gefunden haben meinen Brief, vom 19, July, (worin-<lb/> nen Dir unsere Mutter den Empfang von 20 Nthr. von den Studenten Nitschel<lb/> bescheinigte) zu übersenden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1012"> Unsere gute Mutter hat durch den Krieg diesen Sommer durch wieder viel<lb/> gelitten so wohl an ihrer Gesundheit als an ihren Vermögen, sie hatt viel<lb/> Einquartirung gehabt und durch Plünderung ist ihr vieles entwendet worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1013" next="#ID_1014"> Den 14 Lepr,, befürchteten die Rammenauer ihren Untergang durch Kanö-<lb/> ncnfeucr, die Mutter wurde mit im Busch zu gehen veranlaßte, wo sie bey<lb/> kalter und naßer Witterung bis zum 17. aushalten muste, doch wurde ihr noch<lb/> nicht gerathen ihr Hauß zu bewohnen, sondern sie muste sich in einem Hauße<lb/> nicht weit vom Walde aufhalten. Diese Zeit über war alle Communication<lb/> unterbrochen, den 21., da die Franzosen Rammenau räumten, und unsere gantze<lb/> Gegend von Rußen überschwemmet war, nahm ich mir vor sie aufzusuchen, und<lb/> fand sie in diesen Hause; da ich urtheilen konnte daß sie von Marodörs in<lb/> Rammenau weit mehr beunruhigt würde als in Elstra, (den sie hatte sogar im<lb/> Busche und auch in diesem Hauße keine Lebensmittel vorm Plündern erhalten<lb/> können) so that ich ihr den Vorschlag sie zu mir zu nehmen, allein zum Trans¬<lb/> port waren weder Menschen noch Vieh zu haben, ich bediente mich also des<lb/> Schubkarrens. Ihre Gesundheit war durch Furcht, Unordnung, entbehrung<lb/> ihrer gewohnten Lebensmittel zerrüttet, ich glaubte gewiß daß sie sich beßern<lb/> würde, doch hatt sich ihre Gesundheit bis jezt noch nicht wieder eingefunden, sie ist<lb/> schwach und matt, und was der Hauptfehler ist, sie kan fast gar nichts gerii-<lb/> ßen, der Magen nimmt nichts an keine Poteille Wein ist in unsrer gantzen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0234]
Centunus Reichsgraf von Hoffmannsegg verkaufte das Gut an seinen Schwager
Friedrich von Kleist, königl. Sachs. Kreisdirector in Querfurth und Dahme,
so wie königl. preuß. Rittmeister und Ritter des Malteser- oder Se. Johaw
nisorden, welcher es von 1795 an bis zu seinem am 9. Febr. erfolgten Tode
besaß. Sodann fiel es wieder an den frühern Besitzer Johann Centunus v. H.
zurück, dessen Sohn Conradin Centurius Graf von Hoffmannsegg der jetzige
Besitzer ist.
Die Drangsale des nun ausbrechenden großen Krieges spiegeln sich auch
in dem engen Rahmen der Leiden, die er Fichte's Mutter brachte.
46.
Elstra. d. 30. Octbr 1813.
Mein lieber Bruder.
Unsere liebe Mutter wollte schon längst Dir und den Deinigen ihr Be¬
finden zu wißen thun leider aber gehen die Posten noch nicht dahin; ich bediene
mich der Gelegenheit diesen Brief mit einen Bekanten welcher nach Frankfurts
zur Meße reiset zu geben. Ich hoffe daß unser Bruder in Finsterwalde doch
endlich wird Gelegenheit gefunden haben meinen Brief, vom 19, July, (worin-
nen Dir unsere Mutter den Empfang von 20 Nthr. von den Studenten Nitschel
bescheinigte) zu übersenden.
Unsere gute Mutter hat durch den Krieg diesen Sommer durch wieder viel
gelitten so wohl an ihrer Gesundheit als an ihren Vermögen, sie hatt viel
Einquartirung gehabt und durch Plünderung ist ihr vieles entwendet worden.
Den 14 Lepr,, befürchteten die Rammenauer ihren Untergang durch Kanö-
ncnfeucr, die Mutter wurde mit im Busch zu gehen veranlaßte, wo sie bey
kalter und naßer Witterung bis zum 17. aushalten muste, doch wurde ihr noch
nicht gerathen ihr Hauß zu bewohnen, sondern sie muste sich in einem Hauße
nicht weit vom Walde aufhalten. Diese Zeit über war alle Communication
unterbrochen, den 21., da die Franzosen Rammenau räumten, und unsere gantze
Gegend von Rußen überschwemmet war, nahm ich mir vor sie aufzusuchen, und
fand sie in diesen Hause; da ich urtheilen konnte daß sie von Marodörs in
Rammenau weit mehr beunruhigt würde als in Elstra, (den sie hatte sogar im
Busche und auch in diesem Hauße keine Lebensmittel vorm Plündern erhalten
können) so that ich ihr den Vorschlag sie zu mir zu nehmen, allein zum Trans¬
port waren weder Menschen noch Vieh zu haben, ich bediente mich also des
Schubkarrens. Ihre Gesundheit war durch Furcht, Unordnung, entbehrung
ihrer gewohnten Lebensmittel zerrüttet, ich glaubte gewiß daß sie sich beßern
würde, doch hatt sich ihre Gesundheit bis jezt noch nicht wieder eingefunden, sie ist
schwach und matt, und was der Hauptfehler ist, sie kan fast gar nichts gerii-
ßen, der Magen nimmt nichts an keine Poteille Wein ist in unsrer gantzen
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