Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Gott stärke Sie, Gott stehe Ihnen bey; und wenn es sein gnädiger Wille ist.
so erhalte er Sie uns noch lange; ist es sein Wille nicht, so laße er Sie iri
Ruh, und Frieden hinüber gehn, ins beßere Vaterland, wo wir Gott näher
kommen, und ihn würdiger anbethen, und preisen können, und wo wir uns
alle wiederfinden werden; ich freue mich mit inniger Wonne der seligen Zeit,
wo auch wir hinnüber gehn werden, um einer nähern, innigern Anschauung,
und Anbethung Gottes gewürdigt zu werden.

Was die irdischen Angelegenheiten betrift, so wird mein Mann es nicht
erlauben, daß der guten Großmutter, das Geringste genommen werde; sondern
Sie soll bis am Ende ihres Lebens im Besitz alles deßen bleiben, was Sie
hinterlaßen; und weil mein Mann durch den verstorbenen Bruder das Haus
gekauft hat, so kämm es ja ihm zu, und er hat ein Recht darüber zu sprechen;
auch werden wir der guten Großmutter, wie bis ize, ein bestimmtes an Geld
fehlten, so daß sie ruhig leben kann; und Sie Guter Großvater sich auch dar¬
über keine Sorge machen, der gütige Gott wird auch sie nicht verlaßen, und
wir wollen als rechtschaffne Kinder gewis immer für sie sorgen.

Uermanri und Händchen grüßen Sie auch von ganzem Herzen; sie wollen
für Sie bethen; und ist es Gottes Wille, so werden Sie sie auch noch aus
dieser Welt sehn, sie wachsen beyde, sind stark, gesund, und gute Kinder. Ich
hoffe daß Sie die 20: Id. welche im Anfange dieses Monats geschikt wurden
nun erhalten haben. Mein Mann hoff ich schreibt auch noch: drum sag ich
Ihnen von ganzem Herzen lebe wohl; wo nicht in dieser Welt, so sehn wir uns
in der andern wieder. Der gnädige Gott sey mit Ihnen: das ist der innigste
Johanna Fichte Wunsch Ihrer


tVon I. G. Fichte:s

Ich hoffe, mein theurer Vater, daß Sie Sich noch wieder erholen, und
noch bei uns bleiben werden, und ich Sie noch sehen werde. Ich kann mich
mit dem Gedanken Ihres möglichen Verlustes nicht vertraut machen.

Was meine Frau in dem vorstehenden schreibt, ist auf die Voraussetzung
gegründet, daß, im Falle des Abgangs des Vaters mit Tode, die Ge¬
schwister sollten theilen wollen. Ich hoffe, dies fällt keinem Menschen ein.
Ich denke wohl, es versteht sich von selbst, daß. da alles von der Mutter her¬
kommt, sie alles, was da ist, fortgeweht, bis an das, Gott gebe noch recht
lang entfernte, Ende ihres Lebens. Außer dem hätte wohl auch ich in diesem
Falle ein Wort mit zu sprechen.

Ich ersuche darum durch dieses die Mutter dringend, nichts von der Ver¬
lassenschaft wegbringen zu lassen; ich mache Bruder Gottlob, der mir schreibt,
er werde ohne meine Einwilligung nichts thun, ganz besonders darüber ver¬
antwortlich. Ich will überhaupt aus brüderlicher Liebe und Achtung hoffen,


Gott stärke Sie, Gott stehe Ihnen bey; und wenn es sein gnädiger Wille ist.
so erhalte er Sie uns noch lange; ist es sein Wille nicht, so laße er Sie iri
Ruh, und Frieden hinüber gehn, ins beßere Vaterland, wo wir Gott näher
kommen, und ihn würdiger anbethen, und preisen können, und wo wir uns
alle wiederfinden werden; ich freue mich mit inniger Wonne der seligen Zeit,
wo auch wir hinnüber gehn werden, um einer nähern, innigern Anschauung,
und Anbethung Gottes gewürdigt zu werden.

Was die irdischen Angelegenheiten betrift, so wird mein Mann es nicht
erlauben, daß der guten Großmutter, das Geringste genommen werde; sondern
Sie soll bis am Ende ihres Lebens im Besitz alles deßen bleiben, was Sie
hinterlaßen; und weil mein Mann durch den verstorbenen Bruder das Haus
gekauft hat, so kämm es ja ihm zu, und er hat ein Recht darüber zu sprechen;
auch werden wir der guten Großmutter, wie bis ize, ein bestimmtes an Geld
fehlten, so daß sie ruhig leben kann; und Sie Guter Großvater sich auch dar¬
über keine Sorge machen, der gütige Gott wird auch sie nicht verlaßen, und
wir wollen als rechtschaffne Kinder gewis immer für sie sorgen.

Uermanri und Händchen grüßen Sie auch von ganzem Herzen; sie wollen
für Sie bethen; und ist es Gottes Wille, so werden Sie sie auch noch aus
dieser Welt sehn, sie wachsen beyde, sind stark, gesund, und gute Kinder. Ich
hoffe daß Sie die 20: Id. welche im Anfange dieses Monats geschikt wurden
nun erhalten haben. Mein Mann hoff ich schreibt auch noch: drum sag ich
Ihnen von ganzem Herzen lebe wohl; wo nicht in dieser Welt, so sehn wir uns
in der andern wieder. Der gnädige Gott sey mit Ihnen: das ist der innigste
Johanna Fichte Wunsch Ihrer


tVon I. G. Fichte:s

Ich hoffe, mein theurer Vater, daß Sie Sich noch wieder erholen, und
noch bei uns bleiben werden, und ich Sie noch sehen werde. Ich kann mich
mit dem Gedanken Ihres möglichen Verlustes nicht vertraut machen.

Was meine Frau in dem vorstehenden schreibt, ist auf die Voraussetzung
gegründet, daß, im Falle des Abgangs des Vaters mit Tode, die Ge¬
schwister sollten theilen wollen. Ich hoffe, dies fällt keinem Menschen ein.
Ich denke wohl, es versteht sich von selbst, daß. da alles von der Mutter her¬
kommt, sie alles, was da ist, fortgeweht, bis an das, Gott gebe noch recht
lang entfernte, Ende ihres Lebens. Außer dem hätte wohl auch ich in diesem
Falle ein Wort mit zu sprechen.

Ich ersuche darum durch dieses die Mutter dringend, nichts von der Ver¬
lassenschaft wegbringen zu lassen; ich mache Bruder Gottlob, der mir schreibt,
er werde ohne meine Einwilligung nichts thun, ganz besonders darüber ver¬
antwortlich. Ich will überhaupt aus brüderlicher Liebe und Achtung hoffen,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0228" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114542"/>
            <p xml:id="ID_964" prev="#ID_963"> Gott stärke Sie, Gott stehe Ihnen bey; und wenn es sein gnädiger Wille ist.<lb/>
so erhalte er Sie uns noch lange; ist es sein Wille nicht, so laße er Sie iri<lb/>
Ruh, und Frieden hinüber gehn, ins beßere Vaterland, wo wir Gott näher<lb/>
kommen, und ihn würdiger anbethen, und preisen können, und wo wir uns<lb/>
alle wiederfinden werden; ich freue mich mit inniger Wonne der seligen Zeit,<lb/>
wo auch wir hinnüber gehn werden, um einer nähern, innigern Anschauung,<lb/>
und Anbethung Gottes gewürdigt zu werden.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_965"> Was die irdischen Angelegenheiten betrift, so wird mein Mann es nicht<lb/>
erlauben, daß der guten Großmutter, das Geringste genommen werde; sondern<lb/>
Sie soll bis am Ende ihres Lebens im Besitz alles deßen bleiben, was Sie<lb/>
hinterlaßen; und weil mein Mann durch den verstorbenen Bruder das Haus<lb/>
gekauft hat, so kämm es ja ihm zu, und er hat ein Recht darüber zu sprechen;<lb/>
auch werden wir der guten Großmutter, wie bis ize, ein bestimmtes an Geld<lb/>
fehlten, so daß sie ruhig leben kann; und Sie Guter Großvater sich auch dar¬<lb/>
über keine Sorge machen, der gütige Gott wird auch sie nicht verlaßen, und<lb/>
wir wollen als rechtschaffne Kinder gewis immer für sie sorgen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_966"> Uermanri und Händchen grüßen Sie auch von ganzem Herzen; sie wollen<lb/>
für Sie bethen; und ist es Gottes Wille, so werden Sie sie auch noch aus<lb/>
dieser Welt sehn, sie wachsen beyde, sind stark, gesund, und gute Kinder. Ich<lb/>
hoffe daß Sie die 20: Id. welche im Anfange dieses Monats geschikt wurden<lb/>
nun erhalten haben. Mein Mann hoff ich schreibt auch noch: drum sag ich<lb/>
Ihnen von ganzem Herzen lebe wohl; wo nicht in dieser Welt, so sehn wir uns<lb/>
in der andern wieder. Der gnädige Gott sey mit Ihnen: das ist der innigste<lb/><note type="bibl"> Johanna Fichte</note> Wunsch Ihrer</p><lb/>
            <note type="bibl"> tVon I. G. Fichte:s</note><lb/>
            <p xml:id="ID_967"> Ich hoffe, mein theurer Vater, daß Sie Sich noch wieder erholen, und<lb/>
noch bei uns bleiben werden, und ich Sie noch sehen werde. Ich kann mich<lb/>
mit dem Gedanken Ihres möglichen Verlustes nicht vertraut machen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_968"> Was meine Frau in dem vorstehenden schreibt, ist auf die Voraussetzung<lb/>
gegründet, daß, im Falle des Abgangs des Vaters mit Tode, die Ge¬<lb/>
schwister sollten theilen wollen. Ich hoffe, dies fällt keinem Menschen ein.<lb/>
Ich denke wohl, es versteht sich von selbst, daß. da alles von der Mutter her¬<lb/>
kommt, sie alles, was da ist, fortgeweht, bis an das, Gott gebe noch recht<lb/>
lang entfernte, Ende ihres Lebens. Außer dem hätte wohl auch ich in diesem<lb/>
Falle ein Wort mit zu sprechen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_969" next="#ID_970"> Ich ersuche darum durch dieses die Mutter dringend, nichts von der Ver¬<lb/>
lassenschaft wegbringen zu lassen; ich mache Bruder Gottlob, der mir schreibt,<lb/>
er werde ohne meine Einwilligung nichts thun, ganz besonders darüber ver¬<lb/>
antwortlich. Ich will überhaupt aus brüderlicher Liebe und Achtung hoffen,</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0228] Gott stärke Sie, Gott stehe Ihnen bey; und wenn es sein gnädiger Wille ist. so erhalte er Sie uns noch lange; ist es sein Wille nicht, so laße er Sie iri Ruh, und Frieden hinüber gehn, ins beßere Vaterland, wo wir Gott näher kommen, und ihn würdiger anbethen, und preisen können, und wo wir uns alle wiederfinden werden; ich freue mich mit inniger Wonne der seligen Zeit, wo auch wir hinnüber gehn werden, um einer nähern, innigern Anschauung, und Anbethung Gottes gewürdigt zu werden. Was die irdischen Angelegenheiten betrift, so wird mein Mann es nicht erlauben, daß der guten Großmutter, das Geringste genommen werde; sondern Sie soll bis am Ende ihres Lebens im Besitz alles deßen bleiben, was Sie hinterlaßen; und weil mein Mann durch den verstorbenen Bruder das Haus gekauft hat, so kämm es ja ihm zu, und er hat ein Recht darüber zu sprechen; auch werden wir der guten Großmutter, wie bis ize, ein bestimmtes an Geld fehlten, so daß sie ruhig leben kann; und Sie Guter Großvater sich auch dar¬ über keine Sorge machen, der gütige Gott wird auch sie nicht verlaßen, und wir wollen als rechtschaffne Kinder gewis immer für sie sorgen. Uermanri und Händchen grüßen Sie auch von ganzem Herzen; sie wollen für Sie bethen; und ist es Gottes Wille, so werden Sie sie auch noch aus dieser Welt sehn, sie wachsen beyde, sind stark, gesund, und gute Kinder. Ich hoffe daß Sie die 20: Id. welche im Anfange dieses Monats geschikt wurden nun erhalten haben. Mein Mann hoff ich schreibt auch noch: drum sag ich Ihnen von ganzem Herzen lebe wohl; wo nicht in dieser Welt, so sehn wir uns in der andern wieder. Der gnädige Gott sey mit Ihnen: das ist der innigste Johanna Fichte Wunsch Ihrer tVon I. G. Fichte:s Ich hoffe, mein theurer Vater, daß Sie Sich noch wieder erholen, und noch bei uns bleiben werden, und ich Sie noch sehen werde. Ich kann mich mit dem Gedanken Ihres möglichen Verlustes nicht vertraut machen. Was meine Frau in dem vorstehenden schreibt, ist auf die Voraussetzung gegründet, daß, im Falle des Abgangs des Vaters mit Tode, die Ge¬ schwister sollten theilen wollen. Ich hoffe, dies fällt keinem Menschen ein. Ich denke wohl, es versteht sich von selbst, daß. da alles von der Mutter her¬ kommt, sie alles, was da ist, fortgeweht, bis an das, Gott gebe noch recht lang entfernte, Ende ihres Lebens. Außer dem hätte wohl auch ich in diesem Falle ein Wort mit zu sprechen. Ich ersuche darum durch dieses die Mutter dringend, nichts von der Ver¬ lassenschaft wegbringen zu lassen; ich mache Bruder Gottlob, der mir schreibt, er werde ohne meine Einwilligung nichts thun, ganz besonders darüber ver¬ antwortlich. Ich will überhaupt aus brüderlicher Liebe und Achtung hoffen,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/228
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/228>, abgerufen am 25.08.2024.