Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.selbst gibt es kaum eine englische Stadt, die wie Manchester (wo überhaupt Symvhoniecvncerte. wie jede mittlere Stadt in Deutschland im Laufe des Ein anderer Cyklus von Concerten, der erst in den letzten drei Jahren selbst gibt es kaum eine englische Stadt, die wie Manchester (wo überhaupt Symvhoniecvncerte. wie jede mittlere Stadt in Deutschland im Laufe des Ein anderer Cyklus von Concerten, der erst in den letzten drei Jahren <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0197" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114511"/> <p xml:id="ID_870" prev="#ID_869"> selbst gibt es kaum eine englische Stadt, die wie Manchester (wo überhaupt<lb/> deutsches Element stark einwirkt) ein eigenes wohlgeübtcs und zusammenge¬<lb/> spieltes Orchester hätte.</p><lb/> <p xml:id="ID_871"> Symvhoniecvncerte. wie jede mittlere Stadt in Deutschland im Laufe des<lb/> Winters deren wenigstens einige hört, sind in England eine große Seltenheit.<lb/> Die alte philharmonische Gesellschaft war bis vor Kurzem noch das einzige gute<lb/> Orchester in England. Jetzt hat London selbst deren mehre, eine neue phil¬<lb/> harmonische Concertgesellschaft und das Orchester im Krystallpalaste. dessen<lb/> Dirigent Manns einer der wenigen Musiker in England ist, die ein Verständ¬<lb/> nis? für Schumann anzubahnen suchen. Die beiden philharmonischen Concerte,<lb/> deren Dirigenten die Herren Prof. Sterndale-Bennet und Dr. Wylde sind, las¬<lb/> sen sich am besten vergleichen mit den Leipziger Gewandhausconcerten, nur daß<lb/> sie mit noch größerer Zähigkeit an dem Alten festhalten und jeder neueren<lb/> Musik die Thür schließen. Schumann und Schubert haben für sie nicht ge¬<lb/> lebt und gewirkt. Eine Symphonie, ein paar Ouvertüren, das übliche Con¬<lb/> cert für Piano oder ein anderes Solvinstrumcnt und die unvermeidlichen beiden<lb/> italienischen Arien bilden das jedesmalige Programm dieser Concerte, die üb¬<lb/> rigens so theuer sind, daß sie anhaltend nur von den Wohlhabenderen besucht<lb/> werden können, weshalb ihr Einfluß kein sehr weitdringender ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_872" next="#ID_873"> Ein anderer Cyklus von Concerten, der erst in den letzten drei Jahren<lb/> ins Leben getreten ist, sind die acacia^ rwpnl.v cmrosrts, ein Unternehmen<lb/> der Herren Chappell und Co., — der englischen Breitkopf und Härtel. —<lb/> Wohl nie ist ein Unternehmen der Art so großartig anaelcgt urd zugleich<lb/> so glänzend und erfolgreich ausgeführt worden. Diese Concerte beschränken<lb/> sich durchaus auf classische Kammermusik und werden den größten Theil des<lb/> Jahres hindurch jeden Montag Abend in der großen Se. Jameshall, die gegen<lb/> 3000 Menschen faßt, abgehalten. Benedict leitet die Concerte, d. h. er gibt<lb/> seinen Namen, der nun einmal viel gilt in England, dazu her und begleitet die<lb/> kleinen Gesangsnummern, die als Abwechslung zwischen die Instrumentalmusik<lb/> eingelegt sind. Alles was Haydn, Mozart, Beethoven und Mendelssohn an<lb/> Kammermusik componirt haben, kommt dort in meisterhafter Weise zur Auf¬<lb/> führung. Man hört in jedem Concert außer einem Streichquartett ein Trio,<lb/> eine Violin- oder Biolvnccllo-Sonate, ein Solo auf dem Piano oder einem<lb/> der Streichinstrumente und dazwischen drei oder vier gute Lieder, bisM'im auch<lb/> einmal einen ganzen Liedercyklus, wie Beethovens schottische Gesänge und den<lb/> Liederkreis an die ferne Geliebte, und dies alles für den in London unerhör¬<lb/> ten Preis von 1 Schill. oder 10 Sgr. Daß der ganze Saal jeden Montag¬<lb/> abend bis zu den Thüren und manchmal noch weiter gedrängt voll ist, brauche<lb/> ich nicht erst zu sagen; noch mit jedem Jahre hat sich die Anzahl der Concerte<lb/> und der Besucher gesteigert. Man hat allen Grund, anzunehmen, je mehr</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0197]
selbst gibt es kaum eine englische Stadt, die wie Manchester (wo überhaupt
deutsches Element stark einwirkt) ein eigenes wohlgeübtcs und zusammenge¬
spieltes Orchester hätte.
Symvhoniecvncerte. wie jede mittlere Stadt in Deutschland im Laufe des
Winters deren wenigstens einige hört, sind in England eine große Seltenheit.
Die alte philharmonische Gesellschaft war bis vor Kurzem noch das einzige gute
Orchester in England. Jetzt hat London selbst deren mehre, eine neue phil¬
harmonische Concertgesellschaft und das Orchester im Krystallpalaste. dessen
Dirigent Manns einer der wenigen Musiker in England ist, die ein Verständ¬
nis? für Schumann anzubahnen suchen. Die beiden philharmonischen Concerte,
deren Dirigenten die Herren Prof. Sterndale-Bennet und Dr. Wylde sind, las¬
sen sich am besten vergleichen mit den Leipziger Gewandhausconcerten, nur daß
sie mit noch größerer Zähigkeit an dem Alten festhalten und jeder neueren
Musik die Thür schließen. Schumann und Schubert haben für sie nicht ge¬
lebt und gewirkt. Eine Symphonie, ein paar Ouvertüren, das übliche Con¬
cert für Piano oder ein anderes Solvinstrumcnt und die unvermeidlichen beiden
italienischen Arien bilden das jedesmalige Programm dieser Concerte, die üb¬
rigens so theuer sind, daß sie anhaltend nur von den Wohlhabenderen besucht
werden können, weshalb ihr Einfluß kein sehr weitdringender ist.
Ein anderer Cyklus von Concerten, der erst in den letzten drei Jahren
ins Leben getreten ist, sind die acacia^ rwpnl.v cmrosrts, ein Unternehmen
der Herren Chappell und Co., — der englischen Breitkopf und Härtel. —
Wohl nie ist ein Unternehmen der Art so großartig anaelcgt urd zugleich
so glänzend und erfolgreich ausgeführt worden. Diese Concerte beschränken
sich durchaus auf classische Kammermusik und werden den größten Theil des
Jahres hindurch jeden Montag Abend in der großen Se. Jameshall, die gegen
3000 Menschen faßt, abgehalten. Benedict leitet die Concerte, d. h. er gibt
seinen Namen, der nun einmal viel gilt in England, dazu her und begleitet die
kleinen Gesangsnummern, die als Abwechslung zwischen die Instrumentalmusik
eingelegt sind. Alles was Haydn, Mozart, Beethoven und Mendelssohn an
Kammermusik componirt haben, kommt dort in meisterhafter Weise zur Auf¬
führung. Man hört in jedem Concert außer einem Streichquartett ein Trio,
eine Violin- oder Biolvnccllo-Sonate, ein Solo auf dem Piano oder einem
der Streichinstrumente und dazwischen drei oder vier gute Lieder, bisM'im auch
einmal einen ganzen Liedercyklus, wie Beethovens schottische Gesänge und den
Liederkreis an die ferne Geliebte, und dies alles für den in London unerhör¬
ten Preis von 1 Schill. oder 10 Sgr. Daß der ganze Saal jeden Montag¬
abend bis zu den Thüren und manchmal noch weiter gedrängt voll ist, brauche
ich nicht erst zu sagen; noch mit jedem Jahre hat sich die Anzahl der Concerte
und der Besucher gesteigert. Man hat allen Grund, anzunehmen, je mehr
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