Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.einem Lied und einem Quintett, ein anderes Duett aus Rossini's solides musi- Wir wenden uns nun dem andern und erfreulicheren Zweige musikalischen 24
einem Lied und einem Quintett, ein anderes Duett aus Rossini's solides musi- Wir wenden uns nun dem andern und erfreulicheren Zweige musikalischen 24
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0195" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114509"/> <p xml:id="ID_866" prev="#ID_865"> einem Lied und einem Quintett, ein anderes Duett aus Rossini's solides musi-<lb/> ekles, noch eine Auswahl aus Benedicts „die Bräute Venedigs". Anders Aus¬<lb/> stellungsmarsch, eine französische Arie von Maillard, ein Duett von Donizetti,<lb/> Mendelssohns Abschied vom Walde und endlich, die Ouvertüre zu Figaro's<lb/> Hochzeit. Dieses Allerlei von Musik nimmt eine Zeit von ungefähr vier<lb/> Stunden in Anspruch. Daß ich mich früher'davon machte, wird mir hoffent¬<lb/> lich Niemand verdenken; nur ein gewisses Pflichtgefühl gab mir Muth, an einem<lb/> warmen Julinachmittagc in dem dichtgedrängten Saale gegen drei Stunden<lb/> auszuhalten. Nach derselben Schablone sind alle Concerte dieser Art arrangirt.<lb/> Das Publicum ist das dankbarste, das man sich nur wünschen kann, jedes<lb/> Stückchen hat seinen donnernden Applaus und würde gern zweimal gehört<lb/> werden, wenn die meisten Künstler nicht Takt genug hätten, jede Wieder¬<lb/> holung abzulehnen. Daß nur Musiker ersten Ranges, die sogenannten Speiks<lb/> mitwirkten, versteht sich von selbst; die Namen der Damen Lcmaire, Pa¬<lb/> lepa. Louisa Pyne, Geschwister Marchisio, Liebhardt, Titiens, Trebelli, Gnerra-<lb/> della, Georgi, Gilließ und der Herren: Santley, Aptommas, Bellini, Reichardt,<lb/> Weiß, Formes, Joachim, Wellow, Vivier, Piatti, Zucchini und Sims Reeves<lb/> sind dafür Bürge. Aus die einzelnen Musikstücke näher einzugehen, würde<lb/> zu weit führen. ClM und Orchester ließen es oft an Reinheit und Präcision<lb/> fehlen, und sollen wi> hiermit dieser Classe von Morgencvncerten wünschen,<lb/> daß, wie sie in den letzten Jahren schon weniger geworden sind, sie<lb/> nach und nach ein immer kleineres Publicum finden und allmählich ganz auf¬<lb/> hören Mögen.</p><lb/> <p xml:id="ID_867" next="#ID_868"> Wir wenden uns nun dem andern und erfreulicheren Zweige musikalischen<lb/> Lebens in England zu, jenen Concerten, von denen wir mit Freuden berichten,<lb/> daß sie auf die musikalische Bildung des Volks den nachhaltigsten und besten<lb/> Einfluß üben. Hier ist es namentlich ein Mann, der für die musikalische Er¬<lb/> ziehung der britischen Nation unendlich viel gelbem bat. Wir meinen den<lb/> Klavierspieler Charles Halle. Wohl kein Instrument ist so zur Verbreitung<lb/> der Musik geeignet, als das Pianoforte, einmal weil die Kunstformen aller<lb/> Zeiten in Ciavierstücken einen Ausdruck gefunden baben und weil auf dem<lb/> Pianoforte, seiner allgemeinen Natur wegen, sast jede Musik, wenn auch nicbt<lb/> immer in 'vollkommner Weise, zur Ausführung gebracht werden kann. Daber<lb/> denn auch die Popularität dieses Instruments in England, die so groß ist, daß<lb/> London allein jährlich 23,000 neue Pianos liefert. Charles Halle lebt ab¬<lb/> wechselnd in Manchester und London und ist ein Klavierspieler von außerordent¬<lb/> liche Vielseitigkeit. Das ganze Gebiet der Klaviermusik, von den ersten An--<lb/> sängen der Scarlatti bis herab zu Chopin und Schumann ist ihm gelänftg;<lb/> er ist eine lebendige Geschichte der Claviermnsik, und dasselbe gilt von seinen<lb/> Concerten, denen er durch historisch geordnete Programme ein besonderes Inder-<lb/> ^</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 24</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0195]
einem Lied und einem Quintett, ein anderes Duett aus Rossini's solides musi-
ekles, noch eine Auswahl aus Benedicts „die Bräute Venedigs". Anders Aus¬
stellungsmarsch, eine französische Arie von Maillard, ein Duett von Donizetti,
Mendelssohns Abschied vom Walde und endlich, die Ouvertüre zu Figaro's
Hochzeit. Dieses Allerlei von Musik nimmt eine Zeit von ungefähr vier
Stunden in Anspruch. Daß ich mich früher'davon machte, wird mir hoffent¬
lich Niemand verdenken; nur ein gewisses Pflichtgefühl gab mir Muth, an einem
warmen Julinachmittagc in dem dichtgedrängten Saale gegen drei Stunden
auszuhalten. Nach derselben Schablone sind alle Concerte dieser Art arrangirt.
Das Publicum ist das dankbarste, das man sich nur wünschen kann, jedes
Stückchen hat seinen donnernden Applaus und würde gern zweimal gehört
werden, wenn die meisten Künstler nicht Takt genug hätten, jede Wieder¬
holung abzulehnen. Daß nur Musiker ersten Ranges, die sogenannten Speiks
mitwirkten, versteht sich von selbst; die Namen der Damen Lcmaire, Pa¬
lepa. Louisa Pyne, Geschwister Marchisio, Liebhardt, Titiens, Trebelli, Gnerra-
della, Georgi, Gilließ und der Herren: Santley, Aptommas, Bellini, Reichardt,
Weiß, Formes, Joachim, Wellow, Vivier, Piatti, Zucchini und Sims Reeves
sind dafür Bürge. Aus die einzelnen Musikstücke näher einzugehen, würde
zu weit führen. ClM und Orchester ließen es oft an Reinheit und Präcision
fehlen, und sollen wi> hiermit dieser Classe von Morgencvncerten wünschen,
daß, wie sie in den letzten Jahren schon weniger geworden sind, sie
nach und nach ein immer kleineres Publicum finden und allmählich ganz auf¬
hören Mögen.
Wir wenden uns nun dem andern und erfreulicheren Zweige musikalischen
Lebens in England zu, jenen Concerten, von denen wir mit Freuden berichten,
daß sie auf die musikalische Bildung des Volks den nachhaltigsten und besten
Einfluß üben. Hier ist es namentlich ein Mann, der für die musikalische Er¬
ziehung der britischen Nation unendlich viel gelbem bat. Wir meinen den
Klavierspieler Charles Halle. Wohl kein Instrument ist so zur Verbreitung
der Musik geeignet, als das Pianoforte, einmal weil die Kunstformen aller
Zeiten in Ciavierstücken einen Ausdruck gefunden baben und weil auf dem
Pianoforte, seiner allgemeinen Natur wegen, sast jede Musik, wenn auch nicbt
immer in 'vollkommner Weise, zur Ausführung gebracht werden kann. Daber
denn auch die Popularität dieses Instruments in England, die so groß ist, daß
London allein jährlich 23,000 neue Pianos liefert. Charles Halle lebt ab¬
wechselnd in Manchester und London und ist ein Klavierspieler von außerordent¬
liche Vielseitigkeit. Das ganze Gebiet der Klaviermusik, von den ersten An--
sängen der Scarlatti bis herab zu Chopin und Schumann ist ihm gelänftg;
er ist eine lebendige Geschichte der Claviermnsik, und dasselbe gilt von seinen
Concerten, denen er durch historisch geordnete Programme ein besonderes Inder-
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