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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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zwar, wie er in den Läden heißt: Fischleim, Kr wird aus den feinsten Schaf¬
knochen gekocht, und ist theuer; kann aber sehr vermischt, und sparsam ge¬
braucht werden. Der Professor redete von Selbsttochen; welches mir aber
keineswegs einleuchtet.

Deine letztem Briefe gefallen mir. Sie sind gründlich, klar und gesezt.

Der nächste Brief ist ohne Datum. An wen der darin eingeschlossene Brief
gerichtet war. ist nicht bekannt.


31.

Meine Arbeiten haben mich absolut verhindert, eher zu schreiben, und auch
noch jezt muß ich kurz seyn.

1. ). Meiner Frauen Geld aus der Schweiz ist nicbt beizutreiben, indem der
Schuldner die Waaren, für die er schuldig ist, noch nicht verkauft haben will,
Mit Schaden verkauft baben will, und dergl.

2. ), Was wir gegenwärtig aufbringen konnten, hast Du-, ob und wenn
ich wieder etwas auftreiben werde, da es mir ziemlich schlimm geht, ich meine
meisten Schriften größtentheils an die Verleger verschenkt habe, und selbst das,
was man mir schuldig ist, nicht beitreiben kann -- da ferner unserer Universität
wohl schlimmere Zeiten bevorstehen möchten, -- weiß ich nicht. Du mußt
daher alle Erweiterungspläne ausgeben, und blos zu behaupten suchen, was
Du hast.

3. ). Es folgen die Proben, und Preistabelle der Streiberischen Bänder.
Die Preise, welche schon jetzt niedriger seyen, als die eurigen. würden nächstens
noch herunter gehen, schreibt Streiber.

4. ). Beiliegender Bindfaden ist ein Pariser Stab, der auf der Probe
und Preistabelle der Elberfelder Bänder gemeint ist. Es heißt im Originale
anne (sprich OKno) ?aris. -- und ich habe den Fehler gemacht, indem anus
sonst eine Elle heißt.

5. ). Streiber hat schon vor länger als 8. Wochen beiliegende Bestellung
gemacht: -- um einen Anfang zu machen, um zu sehen wie die Waare im
Stute ausfällt, schreibt er. -- Ich habe dies lächerlich gefunden, um eines
Duzend Willen anzuschceren - und daher die Bestellung Dir nicht eher geschikt,
und ihm nicht geantwortet. Thue jezt, was Du willst. Die Fracht (von l.
Duzend senket!) will er tragen. Ich halte Streiber" für einen Narren

Lebe wohl, und grüsse herzlich Eltern, und Geschwister.
Den beigeschloßenen Brief gieb sogleich auf die Post. Der arme Teufel,
der mich dauert, dem ich aber nicht helfen kann, erwartet Antwort.


Dein treuer Bruder I. G. Fichte.

In Folge der erwähnten Anklage ging Fichte Anfang Juli 1799 nach
Berlin und kehrte erst zu Ende des Jahres zurück, um mit seiner Familie ganz


zwar, wie er in den Läden heißt: Fischleim, Kr wird aus den feinsten Schaf¬
knochen gekocht, und ist theuer; kann aber sehr vermischt, und sparsam ge¬
braucht werden. Der Professor redete von Selbsttochen; welches mir aber
keineswegs einleuchtet.

Deine letztem Briefe gefallen mir. Sie sind gründlich, klar und gesezt.

Der nächste Brief ist ohne Datum. An wen der darin eingeschlossene Brief
gerichtet war. ist nicht bekannt.


31.

Meine Arbeiten haben mich absolut verhindert, eher zu schreiben, und auch
noch jezt muß ich kurz seyn.

1. ). Meiner Frauen Geld aus der Schweiz ist nicbt beizutreiben, indem der
Schuldner die Waaren, für die er schuldig ist, noch nicht verkauft haben will,
Mit Schaden verkauft baben will, und dergl.

2. ), Was wir gegenwärtig aufbringen konnten, hast Du-, ob und wenn
ich wieder etwas auftreiben werde, da es mir ziemlich schlimm geht, ich meine
meisten Schriften größtentheils an die Verleger verschenkt habe, und selbst das,
was man mir schuldig ist, nicht beitreiben kann — da ferner unserer Universität
wohl schlimmere Zeiten bevorstehen möchten, — weiß ich nicht. Du mußt
daher alle Erweiterungspläne ausgeben, und blos zu behaupten suchen, was
Du hast.

3. ). Es folgen die Proben, und Preistabelle der Streiberischen Bänder.
Die Preise, welche schon jetzt niedriger seyen, als die eurigen. würden nächstens
noch herunter gehen, schreibt Streiber.

4. ). Beiliegender Bindfaden ist ein Pariser Stab, der auf der Probe
und Preistabelle der Elberfelder Bänder gemeint ist. Es heißt im Originale
anne (sprich OKno) ?aris. — und ich habe den Fehler gemacht, indem anus
sonst eine Elle heißt.

5. ). Streiber hat schon vor länger als 8. Wochen beiliegende Bestellung
gemacht: — um einen Anfang zu machen, um zu sehen wie die Waare im
Stute ausfällt, schreibt er. — Ich habe dies lächerlich gefunden, um eines
Duzend Willen anzuschceren - und daher die Bestellung Dir nicht eher geschikt,
und ihm nicht geantwortet. Thue jezt, was Du willst. Die Fracht (von l.
Duzend senket!) will er tragen. Ich halte Streiber» für einen Narren

Lebe wohl, und grüsse herzlich Eltern, und Geschwister.
Den beigeschloßenen Brief gieb sogleich auf die Post. Der arme Teufel,
der mich dauert, dem ich aber nicht helfen kann, erwartet Antwort.


Dein treuer Bruder I. G. Fichte.

In Folge der erwähnten Anklage ging Fichte Anfang Juli 1799 nach
Berlin und kehrte erst zu Ende des Jahres zurück, um mit seiner Familie ganz


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[0183] zwar, wie er in den Läden heißt: Fischleim, Kr wird aus den feinsten Schaf¬ knochen gekocht, und ist theuer; kann aber sehr vermischt, und sparsam ge¬ braucht werden. Der Professor redete von Selbsttochen; welches mir aber keineswegs einleuchtet. Deine letztem Briefe gefallen mir. Sie sind gründlich, klar und gesezt. Der nächste Brief ist ohne Datum. An wen der darin eingeschlossene Brief gerichtet war. ist nicht bekannt. 31. Meine Arbeiten haben mich absolut verhindert, eher zu schreiben, und auch noch jezt muß ich kurz seyn. 1. ). Meiner Frauen Geld aus der Schweiz ist nicbt beizutreiben, indem der Schuldner die Waaren, für die er schuldig ist, noch nicht verkauft haben will, Mit Schaden verkauft baben will, und dergl. 2. ), Was wir gegenwärtig aufbringen konnten, hast Du-, ob und wenn ich wieder etwas auftreiben werde, da es mir ziemlich schlimm geht, ich meine meisten Schriften größtentheils an die Verleger verschenkt habe, und selbst das, was man mir schuldig ist, nicht beitreiben kann — da ferner unserer Universität wohl schlimmere Zeiten bevorstehen möchten, — weiß ich nicht. Du mußt daher alle Erweiterungspläne ausgeben, und blos zu behaupten suchen, was Du hast. 3. ). Es folgen die Proben, und Preistabelle der Streiberischen Bänder. Die Preise, welche schon jetzt niedriger seyen, als die eurigen. würden nächstens noch herunter gehen, schreibt Streiber. 4. ). Beiliegender Bindfaden ist ein Pariser Stab, der auf der Probe und Preistabelle der Elberfelder Bänder gemeint ist. Es heißt im Originale anne (sprich OKno) ?aris. — und ich habe den Fehler gemacht, indem anus sonst eine Elle heißt. 5. ). Streiber hat schon vor länger als 8. Wochen beiliegende Bestellung gemacht: — um einen Anfang zu machen, um zu sehen wie die Waare im Stute ausfällt, schreibt er. — Ich habe dies lächerlich gefunden, um eines Duzend Willen anzuschceren - und daher die Bestellung Dir nicht eher geschikt, und ihm nicht geantwortet. Thue jezt, was Du willst. Die Fracht (von l. Duzend senket!) will er tragen. Ich halte Streiber» für einen Narren Lebe wohl, und grüsse herzlich Eltern, und Geschwister. Den beigeschloßenen Brief gieb sogleich auf die Post. Der arme Teufel, der mich dauert, dem ich aber nicht helfen kann, erwartet Antwort. Dein treuer Bruder I. G. Fichte. In Folge der erwähnten Anklage ging Fichte Anfang Juli 1799 nach Berlin und kehrte erst zu Ende des Jahres zurück, um mit seiner Familie ganz

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/183>, abgerufen am 25.08.2024.