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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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zu Cbemniz einen Dienst zu erweisen, den er mir hoch anrechnet. Ich werde
ihm dafür austragen, uns Kunden sür Bänder zu verschaffen. Halt daher eine
Mustercharte in Bereitschaft.

3.). Kann ich durch Streibern genau erfahren, wie unsre Preise sich zu
den Preisen andrer Bandmacher, z. B, der Westphälischen, Erfurter, u, s, f.
Verhalten, und wo etwa ein Vortheil zu machen ist. Er hat nach Proben,
Preisen. Garnprcisen geschrieben. Er glaubt, daß die Braunschweiger Garne
wohlfeiler seyen, als die, deren Du Dich bedienst, Wäre dies beträchtlich, so
konnten wir ja dergl. kommen lassen, indem der Transport doch so gar viel
nicht ausmachen kann. Berechne daher, wie hoch Dir, in der Regel 1 0 0 Ellen
Dreht. (so müssen wir rechnen, denn Weife, Geblüt, u. dergl. ist verschieden,
und giebt keinen gemeingültigen Maasstab) weises Garn, und rohes Garn
kommen; ferner, wie viel ein Geselle die Woche, wenn er fleisig ist, verdienen
kann, laues dies müssen mir so berechnen) und melde mir dies; damit ich einen
Ueberschlag machen, und sehen kann, wo etwas zu ersparen ist.

Soviel für jetzo,


Grüsse Eltern, und Geschwister, und lebe wohl. Dein treuer Bruder
F.

Mit dieser sorgfältigsten Pünktlichkeit behandelte er die Geschäftsdetails
selbst noch zu einer Zeit, wo ganz andere Angelegenheiten seine Thätigkeit in
Anspruch nahmen -- nämlich der bekannte Atheismus-Streit, den er im fol¬
genden Briefe mit prächtigem Humor bespricht.


!<Ap.

,.....
Jena d. 9. Xbr,. 98.

In diesem Augniblike nur das höchstnöthige. Ich werde sehen, ob ich zu
diesem Briefe zurük kommen kann.




2.). Meine Einnahmen, die ich der Compagnie bestimme, sind ziemlich
unsicher. Sie hängen davon ab, ob ich künftigen Sommer ein oder mehrere
Bücher schreibe; ob ich durch Reisen viel verthue, und dergl,: Doch -- ein
halbes oder ganzes Hundert kann ich im Fall der Noth immer herbeischaffen.




Darnach nimm nur Deine Maasregeln. Denn in diesen Detail hineinzu¬
gehen, vermag ich nicht, weil ich dies nicht genug verstehe.

3.). Wegen des Standes einer Bude, (keine Bude selbst, diese müßte
besonders angeschaft werden) ist mir etwas über die Topographie von Leipzig
entfallen, darüber ich aber warscheinlich allhier selbst Auskunft erhalten kann.

d. 5. Jänner. 99.

So lange ist dieser Brief liegen geblieben, weil mir unsre guten Lands-


zu Cbemniz einen Dienst zu erweisen, den er mir hoch anrechnet. Ich werde
ihm dafür austragen, uns Kunden sür Bänder zu verschaffen. Halt daher eine
Mustercharte in Bereitschaft.

3.). Kann ich durch Streibern genau erfahren, wie unsre Preise sich zu
den Preisen andrer Bandmacher, z. B, der Westphälischen, Erfurter, u, s, f.
Verhalten, und wo etwa ein Vortheil zu machen ist. Er hat nach Proben,
Preisen. Garnprcisen geschrieben. Er glaubt, daß die Braunschweiger Garne
wohlfeiler seyen, als die, deren Du Dich bedienst, Wäre dies beträchtlich, so
konnten wir ja dergl. kommen lassen, indem der Transport doch so gar viel
nicht ausmachen kann. Berechne daher, wie hoch Dir, in der Regel 1 0 0 Ellen
Dreht. (so müssen wir rechnen, denn Weife, Geblüt, u. dergl. ist verschieden,
und giebt keinen gemeingültigen Maasstab) weises Garn, und rohes Garn
kommen; ferner, wie viel ein Geselle die Woche, wenn er fleisig ist, verdienen
kann, laues dies müssen mir so berechnen) und melde mir dies; damit ich einen
Ueberschlag machen, und sehen kann, wo etwas zu ersparen ist.

Soviel für jetzo,


Grüsse Eltern, und Geschwister, und lebe wohl. Dein treuer Bruder
F.

Mit dieser sorgfältigsten Pünktlichkeit behandelte er die Geschäftsdetails
selbst noch zu einer Zeit, wo ganz andere Angelegenheiten seine Thätigkeit in
Anspruch nahmen — nämlich der bekannte Atheismus-Streit, den er im fol¬
genden Briefe mit prächtigem Humor bespricht.


!<Ap.

,.....
Jena d. 9. Xbr,. 98.

In diesem Augniblike nur das höchstnöthige. Ich werde sehen, ob ich zu
diesem Briefe zurük kommen kann.




2.). Meine Einnahmen, die ich der Compagnie bestimme, sind ziemlich
unsicher. Sie hängen davon ab, ob ich künftigen Sommer ein oder mehrere
Bücher schreibe; ob ich durch Reisen viel verthue, und dergl,: Doch — ein
halbes oder ganzes Hundert kann ich im Fall der Noth immer herbeischaffen.




Darnach nimm nur Deine Maasregeln. Denn in diesen Detail hineinzu¬
gehen, vermag ich nicht, weil ich dies nicht genug verstehe.

3.). Wegen des Standes einer Bude, (keine Bude selbst, diese müßte
besonders angeschaft werden) ist mir etwas über die Topographie von Leipzig
entfallen, darüber ich aber warscheinlich allhier selbst Auskunft erhalten kann.

d. 5. Jänner. 99.

So lange ist dieser Brief liegen geblieben, weil mir unsre guten Lands-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/181>, abgerufen am 24.08.2024.