Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.der Käufer, der eben noch 600 Sesterzien (33 Thlr.) geben wollte, zog sein Horaz läßt einen Sklavenhändler sür einen gewandten, fehlerlosen Sklaven, der der Käufer, der eben noch 600 Sesterzien (33 Thlr.) geben wollte, zog sein Horaz läßt einen Sklavenhändler sür einen gewandten, fehlerlosen Sklaven, der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0064" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113844"/> <p xml:id="ID_162" prev="#ID_161"> der Käufer, der eben noch 600 Sesterzien (33 Thlr.) geben wollte, zog sein<lb/> Gebot sofort zurück! Ueberhaupt wurden die bessern und schöneren Exemplare<lb/> nicht auf dem Markte versteigert, sondern privatim in den Buden der Sklaven¬<lb/> händler verkauft. „Diese bewahrt." sagt Martial, „das Getäfel des geheimen<lb/> Schaugerüsts, und weder das Volk, noch das Gelichter meines Schlages bekommt<lb/> sie zu sehen." Natürlich wurde für diese Sklave» auch der theuerste Preis ge¬<lb/> zahlt. Im Allgemeinen scheint übrigens die Taxe der Sklaven in Rom etwas<lb/> höher gestanden zu haben als in Athen. Wenn der ältere Cato nie einen<lb/> Sklaven taufen wollte, der mehr als 1500 Drachmen (330 Thlr.) kostete, so<lb/> übersteigt sein Maximum für einen Ackersklaven, der sonst keine Kunst perstauid,<lb/> die in Griechenland gewöhnlichen Preise.</p><lb/> <p xml:id="ID_163" next="#ID_164"> Horaz läßt einen Sklavenhändler sür einen gewandten, fehlerlosen Sklaven, der<lb/> ein wenig Griechisch verstand und keine üble Stimme hatte. 3000 Sesterzien<lb/> (440 Thlr.) verlangen. Für schöne oder gelehrte Sklaven zahlte man enorme<lb/> Summen und 100.000 Sesterzien (5500 Thlr.). ja das Doppelte kommt nicht<lb/> selten vor. Der reiche Calvisius Sabinuo, ein Zeitgenosse Seneca's, hatte ein<lb/> schwaches Gedächtniß und verwechselte immer die bekanntesten Namen der Vor¬<lb/> zeit. Da er aber den Schein der Gelehrsamkeit verbreiten wollte, so kaufte er<lb/> sich einen Sklaven, der den Homer, einen zweiten, der den Hesiod, neun an¬<lb/> dere, welche die lyrischen Dichter auswendig wußten. Da diese lebendigen Bü¬<lb/> cher nicht aufzutreiben waren, so bestellte er sich dieselben und zahlte für jeden<lb/> 100,000 Sesterzien, blos um seine Gäste durch diese Souffleure in Verlegen¬<lb/> heit zu setzen. Der habsüchtige Crassus ließ ebenfalls seine Sklaven sorgfältig<lb/> unterrichten, um sie dann mit großem Vortheile zu verlaufen. — Die Zahl<lb/> der Sklaven war schon gegen das Ende der Republik unglaublich gestiegen,<lb/> und wie in Athen erforderte der Anstand für jeden größeren Haushalt eine be¬<lb/> stimmte Anzahl. Während noch der jüngere Scipio Africanus nur fünf Skla¬<lb/> ven auf seine Feldzüge mitnahm, wird es dem Prätor Tillius von Horaz vor¬<lb/> geworfen, daß ihm auf der großen Tour Kor Rom nach Tivoli nur dieselbe<lb/> Zahl von Dienern folgte. Derselbe Dichter erzählt von dem wunderlichen und<lb/> unbeständigen Virtuosen Tigellius, daß er zuweilen 200, zuweilen nur 10 Skla¬<lb/> ven gehabt habe und scheint damit ein Minimum für seine Zeit zubezerchn en.<lb/> In der folgenden Zeit stieg aber der Luxus so, daß man von Heerden, Heeren,<lb/> Nationen und Legionen von Sklaven reden konnte. Dcmetnus, ein Freige¬<lb/> lassener des Pompejus, zählte nach Seneca täglich die Menge seiner Sklaven<lb/> wie Pompejus seine Soldaten. Ein gewisser Claudius Isidorus, der unter<lb/> Augustus starb, hinterließ 411L Sklaven, wiewohl er in den Bürgerkriegen viel<lb/> eingebüßt hatte. Der Usurpator Proculus konnte 2000 Sklaven aus seinem<lb/> Hause bewaffnen. Noch größere Zahlen kommen in Justinians Periode or.<lb/> Zu Petrons satirischen Romane wird diese Maßlosigkeit am reichen Empor-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0064]
der Käufer, der eben noch 600 Sesterzien (33 Thlr.) geben wollte, zog sein
Gebot sofort zurück! Ueberhaupt wurden die bessern und schöneren Exemplare
nicht auf dem Markte versteigert, sondern privatim in den Buden der Sklaven¬
händler verkauft. „Diese bewahrt." sagt Martial, „das Getäfel des geheimen
Schaugerüsts, und weder das Volk, noch das Gelichter meines Schlages bekommt
sie zu sehen." Natürlich wurde für diese Sklave» auch der theuerste Preis ge¬
zahlt. Im Allgemeinen scheint übrigens die Taxe der Sklaven in Rom etwas
höher gestanden zu haben als in Athen. Wenn der ältere Cato nie einen
Sklaven taufen wollte, der mehr als 1500 Drachmen (330 Thlr.) kostete, so
übersteigt sein Maximum für einen Ackersklaven, der sonst keine Kunst perstauid,
die in Griechenland gewöhnlichen Preise.
Horaz läßt einen Sklavenhändler sür einen gewandten, fehlerlosen Sklaven, der
ein wenig Griechisch verstand und keine üble Stimme hatte. 3000 Sesterzien
(440 Thlr.) verlangen. Für schöne oder gelehrte Sklaven zahlte man enorme
Summen und 100.000 Sesterzien (5500 Thlr.). ja das Doppelte kommt nicht
selten vor. Der reiche Calvisius Sabinuo, ein Zeitgenosse Seneca's, hatte ein
schwaches Gedächtniß und verwechselte immer die bekanntesten Namen der Vor¬
zeit. Da er aber den Schein der Gelehrsamkeit verbreiten wollte, so kaufte er
sich einen Sklaven, der den Homer, einen zweiten, der den Hesiod, neun an¬
dere, welche die lyrischen Dichter auswendig wußten. Da diese lebendigen Bü¬
cher nicht aufzutreiben waren, so bestellte er sich dieselben und zahlte für jeden
100,000 Sesterzien, blos um seine Gäste durch diese Souffleure in Verlegen¬
heit zu setzen. Der habsüchtige Crassus ließ ebenfalls seine Sklaven sorgfältig
unterrichten, um sie dann mit großem Vortheile zu verlaufen. — Die Zahl
der Sklaven war schon gegen das Ende der Republik unglaublich gestiegen,
und wie in Athen erforderte der Anstand für jeden größeren Haushalt eine be¬
stimmte Anzahl. Während noch der jüngere Scipio Africanus nur fünf Skla¬
ven auf seine Feldzüge mitnahm, wird es dem Prätor Tillius von Horaz vor¬
geworfen, daß ihm auf der großen Tour Kor Rom nach Tivoli nur dieselbe
Zahl von Dienern folgte. Derselbe Dichter erzählt von dem wunderlichen und
unbeständigen Virtuosen Tigellius, daß er zuweilen 200, zuweilen nur 10 Skla¬
ven gehabt habe und scheint damit ein Minimum für seine Zeit zubezerchn en.
In der folgenden Zeit stieg aber der Luxus so, daß man von Heerden, Heeren,
Nationen und Legionen von Sklaven reden konnte. Dcmetnus, ein Freige¬
lassener des Pompejus, zählte nach Seneca täglich die Menge seiner Sklaven
wie Pompejus seine Soldaten. Ein gewisser Claudius Isidorus, der unter
Augustus starb, hinterließ 411L Sklaven, wiewohl er in den Bürgerkriegen viel
eingebüßt hatte. Der Usurpator Proculus konnte 2000 Sklaven aus seinem
Hause bewaffnen. Noch größere Zahlen kommen in Justinians Periode or.
Zu Petrons satirischen Romane wird diese Maßlosigkeit am reichen Empor-
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