Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.stimmten, daß erst nach dreimaliger Wiederholung dieser Barbarei der Sohn stimmten, daß erst nach dreimaliger Wiederholung dieser Barbarei der Sohn <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0061" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113841"/> <p xml:id="ID_158" prev="#ID_157" next="#ID_159"> stimmten, daß erst nach dreimaliger Wiederholung dieser Barbarei der Sohn<lb/> von der väterlichen Herrschaft frei sein sollte! Aber auch der Schuldner gerieth<lb/> nach fruchtlosem Verlaufe aller ihm gestellten Fristen in die Knechtschaft des<lb/> Gläubigers, und diese Sitte dauerte der Hochhaltung des einmal gegebenen<lb/> Wortes gemäß und bei der vorherrschenden Richtung der Römer auf Erwerb<lb/> bis in die spätesten Zeiten fort. Auch die Religion konnte eine Ursache zum<lb/> Verluste der Freiheit abgeben, sowie z. B. unter Diocletian die Christen nied¬<lb/> rigen Standes den Genuß ihrer Freiheit verloren. Natürlich hatten auch Alle,<lb/> die von einer Sklavin geboren waren, das Schicksal ihrer Mutter, und es war<lb/> in Rom einerlei, ob das Kind aus einer Sklavcnche herrührte, die überhaupt<lb/> als ein rechtloses Verhältniß galt, oder wer sonst der Vater war. Die im<lb/> Hause geborenen Sklaven kannten alle Verhältnisse desselben und eigneten sich<lb/> deshalb am besten zur nächsten Bedienung der Herrschaft; sie genossen aber<lb/> auch eine größere Freiheit, nahmen sich viel heraus, und man sah ihnen ihre<lb/> sprichwörtlich gewordene Dreistigkeit und ihre muthwilligen Späße nach, da<lb/> man mit ihnen aufgewachsen war. In der älteren Zeit reichten in Rom die<lb/> im Kriege mit benachbarten Völkern gemachten Gefangenen wohl vollkommen<lb/> aus. Zur nächsten Bedienung wurde vielleicht ein einziger Sklave gebraucht;<lb/> wenigstens scheint darauf die alte Benennung der Sklaven nach dem Namen<lb/> des Herrn, z. B. Bursche des Marcus, des Lucius u. s. w. hinzudeuten.<lb/> M. Curius, der Besieger des Pyrrhus. hatte nur zwei Reitknechte im Lager;<lb/> M. Porcius Cato, der Wächter altrömischer Sitte, nahm als Consul nicht<lb/> mehr als drei Sklaven mit nach Spanien. Juvenal sagt in der Be¬<lb/> schreibung eines Mittagsmahls nach altem Stile: „Geringe Becher, für<lb/> wenige Dreier gekauft, wird dir ein ungeschniegelter, aber vor der Kälte<lb/> gesicherter Bursche darreichen. Es sind keine Sklaven aus Phrygien da,<lb/> keine aus Lycien, Niemand vom Sklavenhändler um hohem Preis gefeilscht.<lb/> Hast Du etwas zu fordern, so fordere es lateinisch. Alle Sklaven sind<lb/> gleich gekleidet, die Haare geschoren und schlicht und nur heute des Gast¬<lb/> mahls wegen gekämmt." Obgleich ferner die Herren dieselbe rechtliche Macht,<lb/> wie die späteren Generationen in den Händen hatten, scheint doch in alter<lb/> Zeit eine größere Milde in der Behandlung und ein vertraulicheres Verhält¬<lb/> niß zwischen Knechten und Gebietern bestanden zu haben. Die Sklaven aßen<lb/> ur Gesellschaft der Herren, jedoch auf besondern Bänkchen zu den Füßen der<lb/> Speiscsvphas. mit welchem Platze sich überhaupt Leute niedrigen Standes<lb/> und die Kinder begnügen mußten. Der Censor strafte sogar den Bürger, der<lb/> seine Sklaven schlecht behandelte, mit einem Verweise. Vom älteren Cato er¬<lb/> zählt Plutarch. daß er zu Hause mit seinen Knechten das Feld bearbeitet,<lb/> nach der Arbeit mit ihnen zusammen gespeist und mit ihnen einerlei Wein und<lb/> Brot genossen habe, im Felde aber nie auf seinen Sklaven, der ihm die Nah-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0061]
stimmten, daß erst nach dreimaliger Wiederholung dieser Barbarei der Sohn
von der väterlichen Herrschaft frei sein sollte! Aber auch der Schuldner gerieth
nach fruchtlosem Verlaufe aller ihm gestellten Fristen in die Knechtschaft des
Gläubigers, und diese Sitte dauerte der Hochhaltung des einmal gegebenen
Wortes gemäß und bei der vorherrschenden Richtung der Römer auf Erwerb
bis in die spätesten Zeiten fort. Auch die Religion konnte eine Ursache zum
Verluste der Freiheit abgeben, sowie z. B. unter Diocletian die Christen nied¬
rigen Standes den Genuß ihrer Freiheit verloren. Natürlich hatten auch Alle,
die von einer Sklavin geboren waren, das Schicksal ihrer Mutter, und es war
in Rom einerlei, ob das Kind aus einer Sklavcnche herrührte, die überhaupt
als ein rechtloses Verhältniß galt, oder wer sonst der Vater war. Die im
Hause geborenen Sklaven kannten alle Verhältnisse desselben und eigneten sich
deshalb am besten zur nächsten Bedienung der Herrschaft; sie genossen aber
auch eine größere Freiheit, nahmen sich viel heraus, und man sah ihnen ihre
sprichwörtlich gewordene Dreistigkeit und ihre muthwilligen Späße nach, da
man mit ihnen aufgewachsen war. In der älteren Zeit reichten in Rom die
im Kriege mit benachbarten Völkern gemachten Gefangenen wohl vollkommen
aus. Zur nächsten Bedienung wurde vielleicht ein einziger Sklave gebraucht;
wenigstens scheint darauf die alte Benennung der Sklaven nach dem Namen
des Herrn, z. B. Bursche des Marcus, des Lucius u. s. w. hinzudeuten.
M. Curius, der Besieger des Pyrrhus. hatte nur zwei Reitknechte im Lager;
M. Porcius Cato, der Wächter altrömischer Sitte, nahm als Consul nicht
mehr als drei Sklaven mit nach Spanien. Juvenal sagt in der Be¬
schreibung eines Mittagsmahls nach altem Stile: „Geringe Becher, für
wenige Dreier gekauft, wird dir ein ungeschniegelter, aber vor der Kälte
gesicherter Bursche darreichen. Es sind keine Sklaven aus Phrygien da,
keine aus Lycien, Niemand vom Sklavenhändler um hohem Preis gefeilscht.
Hast Du etwas zu fordern, so fordere es lateinisch. Alle Sklaven sind
gleich gekleidet, die Haare geschoren und schlicht und nur heute des Gast¬
mahls wegen gekämmt." Obgleich ferner die Herren dieselbe rechtliche Macht,
wie die späteren Generationen in den Händen hatten, scheint doch in alter
Zeit eine größere Milde in der Behandlung und ein vertraulicheres Verhält¬
niß zwischen Knechten und Gebietern bestanden zu haben. Die Sklaven aßen
ur Gesellschaft der Herren, jedoch auf besondern Bänkchen zu den Füßen der
Speiscsvphas. mit welchem Platze sich überhaupt Leute niedrigen Standes
und die Kinder begnügen mußten. Der Censor strafte sogar den Bürger, der
seine Sklaven schlecht behandelte, mit einem Verweise. Vom älteren Cato er¬
zählt Plutarch. daß er zu Hause mit seinen Knechten das Feld bearbeitet,
nach der Arbeit mit ihnen zusammen gespeist und mit ihnen einerlei Wein und
Brot genossen habe, im Felde aber nie auf seinen Sklaven, der ihm die Nah-
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