Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.Scheidung schien immer näher zu rücken, und der römischen Curie sank der "Rom den 17. Febr. Eröffner Sie die Unterhandlungen; man geht auf Zu gleicher Zeit schrieb Isaia an Bozino einen langen Brief, der das "Rom den 17. Febr. Ich kann Ihnen offen sagen, daß die Verhandlungen Der Papst behält die oberste Souverainetät über das Patrimonium Petri Scheidung schien immer näher zu rücken, und der römischen Curie sank der „Rom den 17. Febr. Eröffner Sie die Unterhandlungen; man geht auf Zu gleicher Zeit schrieb Isaia an Bozino einen langen Brief, der das „Rom den 17. Febr. Ich kann Ihnen offen sagen, daß die Verhandlungen Der Papst behält die oberste Souverainetät über das Patrimonium Petri <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0054" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113834"/> <p xml:id="ID_129" prev="#ID_128"> Scheidung schien immer näher zu rücken, und der römischen Curie sank der<lb/> Muth zusehends. Cardinal Antonelli, der jetzt Gefahr im Verzug sah, bat<lb/> Aguglia dem Grafen Cavour seine vollständige Einwilligung in die gemachten<lb/> Vorschläge und seinen Wunsch, die Verhandlungen zu beschleunigen, mitzu¬<lb/> theilen. Aguglia benachrichtigte schnell den Don Isaia, und dieser richtete an<lb/> Bozino folgendes Telegramm:</p><lb/> <quote> „Rom den 17. Febr. Eröffner Sie die Unterhandlungen; man geht auf<lb/> die Vorschläge ein, indem man Bürgschaften für die Ausführung derselben<lb/> verlangt."</quote><lb/> <p xml:id="ID_130"> Zu gleicher Zeit schrieb Isaia an Bozino einen langen Brief, der das<lb/> interessanteste Stück dieser Sammlung ist, und in welchem er umständlich über<lb/> ,die Unterredung berichtet, welche Aguglia mit dem Cardinal hatte. Dieser<lb/> Brief lautet:</p><lb/> <p xml:id="ID_131"> „Rom den 17. Febr. Ich kann Ihnen offen sagen, daß die Verhandlungen<lb/> in der bewußten Angelegenheit alle Wahrscheinlichkeit eines schnellen und ehren¬<lb/> vollen Erfolgs haben. Ohne mich bei den einleitenden Reden aufzuhalten und<lb/> ohne Ihnen von allen Gründen umständlich zu berichten, welche unser aus¬<lb/> gezeichneter und vortrefflicher Anwalt bei Cardinal Antonelli vorbrachte, wie<lb/> ich auch von dem tiefen Eindruck schweige, den dieselben auf das Gemüth des<lb/> Letzteren hervorgebracht, beschränke ich mich auf das positive Uebereinkommen,<lb/> das in dieser Conferenz erzielt wurde. Es besteht in Folgendem:</p><lb/> <p xml:id="ID_132" next="#ID_133"> Der Papst behält die oberste Souverainetät über das Patrimonium Petri<lb/> und überträgt dagegen für ewige Zeiten dem König und seinen Nachfolgern<lb/> die Statthalterschaft und die weltliche Regierung des Staats, unter der Be¬<lb/> dingung, daß der Papst aus den Einkünften dieser Besitzungen eine ausreichende<lb/> Civilliste erhält. Die Nuntien an den auswärtigen Höfen für die geistlichen<lb/> Beziehungen und die Angelegenheiten der geistlichen Gerichtsbarkeit bleiben<lb/> beibehalten. Die italienischen Cardinäle erhalten jeder einen Jahrgehalt von<lb/> 10,000 Scudi. Die geistlichen Congregationcn und Tribunale für rein geist¬<lb/> liche Angelegenheiten bleiben bestehen, so wie sie ausgestattet und bis auf diesen<lb/> Tag unterhalten worden sind. Die Prälaten, welche hier oder in den Pro¬<lb/> vinzen auf Civilposten angestellt waren, erhalten lebenslängliche Pensionen.<lb/> Ueberdies soll dem heiligen Vater Alles zukommen, was ihm als Oberhaupt<lb/> der katholischen Kirche gebührt. Auch sind dem Papst um seiner obersten<lb/> Souverainetät willen die höchsten Ehren und die höchsten ihm zustehenden Prä¬<lb/> rogative vom König zu gewähren. Alle Gebräuche (cmrveiüönöö) desselben<lb/> sind unverletzt zu erhalten, und in solcher Weise die Dinge versöhnlich zu ord¬<lb/> nen, daß in Rom, wo das höchste geistliche Oberhaupt der Kirche an der Seite<lb/> der bürgerlichen Gewalt seinen Sitz hat, dasselbe niemals weder untergeben,<lb/> noch in zweiter Stelle, sondern stets- in erster Stelle und unabhängig in seiner</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0054]
Scheidung schien immer näher zu rücken, und der römischen Curie sank der
Muth zusehends. Cardinal Antonelli, der jetzt Gefahr im Verzug sah, bat
Aguglia dem Grafen Cavour seine vollständige Einwilligung in die gemachten
Vorschläge und seinen Wunsch, die Verhandlungen zu beschleunigen, mitzu¬
theilen. Aguglia benachrichtigte schnell den Don Isaia, und dieser richtete an
Bozino folgendes Telegramm:
„Rom den 17. Febr. Eröffner Sie die Unterhandlungen; man geht auf
die Vorschläge ein, indem man Bürgschaften für die Ausführung derselben
verlangt."
Zu gleicher Zeit schrieb Isaia an Bozino einen langen Brief, der das
interessanteste Stück dieser Sammlung ist, und in welchem er umständlich über
,die Unterredung berichtet, welche Aguglia mit dem Cardinal hatte. Dieser
Brief lautet:
„Rom den 17. Febr. Ich kann Ihnen offen sagen, daß die Verhandlungen
in der bewußten Angelegenheit alle Wahrscheinlichkeit eines schnellen und ehren¬
vollen Erfolgs haben. Ohne mich bei den einleitenden Reden aufzuhalten und
ohne Ihnen von allen Gründen umständlich zu berichten, welche unser aus¬
gezeichneter und vortrefflicher Anwalt bei Cardinal Antonelli vorbrachte, wie
ich auch von dem tiefen Eindruck schweige, den dieselben auf das Gemüth des
Letzteren hervorgebracht, beschränke ich mich auf das positive Uebereinkommen,
das in dieser Conferenz erzielt wurde. Es besteht in Folgendem:
Der Papst behält die oberste Souverainetät über das Patrimonium Petri
und überträgt dagegen für ewige Zeiten dem König und seinen Nachfolgern
die Statthalterschaft und die weltliche Regierung des Staats, unter der Be¬
dingung, daß der Papst aus den Einkünften dieser Besitzungen eine ausreichende
Civilliste erhält. Die Nuntien an den auswärtigen Höfen für die geistlichen
Beziehungen und die Angelegenheiten der geistlichen Gerichtsbarkeit bleiben
beibehalten. Die italienischen Cardinäle erhalten jeder einen Jahrgehalt von
10,000 Scudi. Die geistlichen Congregationcn und Tribunale für rein geist¬
liche Angelegenheiten bleiben bestehen, so wie sie ausgestattet und bis auf diesen
Tag unterhalten worden sind. Die Prälaten, welche hier oder in den Pro¬
vinzen auf Civilposten angestellt waren, erhalten lebenslängliche Pensionen.
Ueberdies soll dem heiligen Vater Alles zukommen, was ihm als Oberhaupt
der katholischen Kirche gebührt. Auch sind dem Papst um seiner obersten
Souverainetät willen die höchsten Ehren und die höchsten ihm zustehenden Prä¬
rogative vom König zu gewähren. Alle Gebräuche (cmrveiüönöö) desselben
sind unverletzt zu erhalten, und in solcher Weise die Dinge versöhnlich zu ord¬
nen, daß in Rom, wo das höchste geistliche Oberhaupt der Kirche an der Seite
der bürgerlichen Gewalt seinen Sitz hat, dasselbe niemals weder untergeben,
noch in zweiter Stelle, sondern stets- in erster Stelle und unabhängig in seiner
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