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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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borgene Nothstände der Evangelischen von Jahr zu Jahr mehr an das Licht kom¬
men, sondern mit der Entstehung vieler neuen Gemeinden bisher noch gar nicht
vorhandene Bedürfnisse mit entstehen; wenn wir,, um in Beziehung aus das
Erstere nur ein Beispiel zu nennen, die Consirmandenanstalten, diese so wich¬
tige Institution zur Erhaltung der bis jetzt noch in der Zerstreuung lebenden
Evangelischen seit wenigen Jahren haben auf 14 steigen sehen, und wenn wir,
was die neu entstehenden Gemeinden betrifft, uns leicht überzeugen kön¬
nen, daß diese, weil meist aus verhältnismäßig wenigen und dazu größten¬
teils armen Gliedern bestehend, verhältnißmäßig größere Mittel in Anspruch
nehmen, wenn sie Bestand gewinnen sollt'n, als ältere mit allen ihren Be¬
dürfnissen und Schulden."

In der That, im Hinblick auf das von Jahr zu Jahr sich weiter aus¬
dehnende Arbeitsfeld des Gustav-Adolf-Vereins könnte den hochverdienten Män¬
nern, deren Eiser und Umsicht die oberste Leitung des Ganzen mir so schönem
Erfolg besorgt hat, bange werden vor der Zukunft, wenn ihre Erfahrung ihnen
nicht davon zeugte, daß auch bei diesem Werke, are bei jedem von großen Di-,
mcnsioncn, mit der Vergrößerung der Aufgabe die zur Bollendung nöthigen
Kräfte gewachsen sind, und wenn sie nicht den Trost hätten, wie, durch die
Wirksamkeit der Gustav-Adolf-Stiftung angeregt, wenigstens mit hervorgerufen, -
auch außerhalb des Vereins eine Menge von Kräften sich regen, gleiche Ziele
mit demselben verfolgen und so dessen Mühe und Sorge wesentlich vermindern.

Schon >in Obigen ist verschiedenes Hierhergehörige angeführt worden. Im
Folgenden theilen wir noch Einiges davon mit. In Holstein fließen außer den
Sammlungen des Gustav-Adolf-Vereins jährlich noch große Summen (1860
über 2000 Thaler) für die Gemeinden der Diaspora zusammen. Aehnliches
geschieht, so weit der Berein von sich reden macht, an einzelnen Punkten durch
Schenkungen an Geld und Grundstücken, wie denn vor Kurzem erst dem frank¬
furter Hauptverein zu sofortiger Bcrwcndung 10,500 Gulden zukamen, eine
Summe, welcher noch viele andere, wenn auch nicht so große, an die Seite zu
setzen wären. Ferner wurden auch im letzten Verwaltungsjahr aus bis dahin
unterstützten Gegenden nicht unbeträchtliche Beiträge an den Centralvorstanb
eingeschickt, z. B. aus Oestreich mit Ungarn 624 Thaler. Ebenso sind auch
diesmal wiederholt Fälle vorgekommen, in welchen Einzelne auf eigne Kosten
Kirchen und Schulen bauten, und zwar mit ausdrücklicher Beziehung auf die
Wirksamkeit des Vereins. In Preußen wird schon seit mehrern Jahren alljähr¬
lich eine besondere Collecte für die Bedürfnisse der evangelischen Kirche veran¬
staltet, und die 80,000 Thaler, welche dieselbe 1861 einbrachte, wirkten gleich
den früher erzielten Summen in derselben Richtung wie die Sammlungen des
Vereins. Die Cvllectcn andrer deutscher Länder flössen meist den Kassen der
Gustav-Adolf-Stiftung selbst zu. Auf Anregung der Wittwe de Wette's


borgene Nothstände der Evangelischen von Jahr zu Jahr mehr an das Licht kom¬
men, sondern mit der Entstehung vieler neuen Gemeinden bisher noch gar nicht
vorhandene Bedürfnisse mit entstehen; wenn wir,, um in Beziehung aus das
Erstere nur ein Beispiel zu nennen, die Consirmandenanstalten, diese so wich¬
tige Institution zur Erhaltung der bis jetzt noch in der Zerstreuung lebenden
Evangelischen seit wenigen Jahren haben auf 14 steigen sehen, und wenn wir,
was die neu entstehenden Gemeinden betrifft, uns leicht überzeugen kön¬
nen, daß diese, weil meist aus verhältnismäßig wenigen und dazu größten¬
teils armen Gliedern bestehend, verhältnißmäßig größere Mittel in Anspruch
nehmen, wenn sie Bestand gewinnen sollt'n, als ältere mit allen ihren Be¬
dürfnissen und Schulden."

In der That, im Hinblick auf das von Jahr zu Jahr sich weiter aus¬
dehnende Arbeitsfeld des Gustav-Adolf-Vereins könnte den hochverdienten Män¬
nern, deren Eiser und Umsicht die oberste Leitung des Ganzen mir so schönem
Erfolg besorgt hat, bange werden vor der Zukunft, wenn ihre Erfahrung ihnen
nicht davon zeugte, daß auch bei diesem Werke, are bei jedem von großen Di-,
mcnsioncn, mit der Vergrößerung der Aufgabe die zur Bollendung nöthigen
Kräfte gewachsen sind, und wenn sie nicht den Trost hätten, wie, durch die
Wirksamkeit der Gustav-Adolf-Stiftung angeregt, wenigstens mit hervorgerufen, -
auch außerhalb des Vereins eine Menge von Kräften sich regen, gleiche Ziele
mit demselben verfolgen und so dessen Mühe und Sorge wesentlich vermindern.

Schon >in Obigen ist verschiedenes Hierhergehörige angeführt worden. Im
Folgenden theilen wir noch Einiges davon mit. In Holstein fließen außer den
Sammlungen des Gustav-Adolf-Vereins jährlich noch große Summen (1860
über 2000 Thaler) für die Gemeinden der Diaspora zusammen. Aehnliches
geschieht, so weit der Berein von sich reden macht, an einzelnen Punkten durch
Schenkungen an Geld und Grundstücken, wie denn vor Kurzem erst dem frank¬
furter Hauptverein zu sofortiger Bcrwcndung 10,500 Gulden zukamen, eine
Summe, welcher noch viele andere, wenn auch nicht so große, an die Seite zu
setzen wären. Ferner wurden auch im letzten Verwaltungsjahr aus bis dahin
unterstützten Gegenden nicht unbeträchtliche Beiträge an den Centralvorstanb
eingeschickt, z. B. aus Oestreich mit Ungarn 624 Thaler. Ebenso sind auch
diesmal wiederholt Fälle vorgekommen, in welchen Einzelne auf eigne Kosten
Kirchen und Schulen bauten, und zwar mit ausdrücklicher Beziehung auf die
Wirksamkeit des Vereins. In Preußen wird schon seit mehrern Jahren alljähr¬
lich eine besondere Collecte für die Bedürfnisse der evangelischen Kirche veran¬
staltet, und die 80,000 Thaler, welche dieselbe 1861 einbrachte, wirkten gleich
den früher erzielten Summen in derselben Richtung wie die Sammlungen des
Vereins. Die Cvllectcn andrer deutscher Länder flössen meist den Kassen der
Gustav-Adolf-Stiftung selbst zu. Auf Anregung der Wittwe de Wette's


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[0519] borgene Nothstände der Evangelischen von Jahr zu Jahr mehr an das Licht kom¬ men, sondern mit der Entstehung vieler neuen Gemeinden bisher noch gar nicht vorhandene Bedürfnisse mit entstehen; wenn wir,, um in Beziehung aus das Erstere nur ein Beispiel zu nennen, die Consirmandenanstalten, diese so wich¬ tige Institution zur Erhaltung der bis jetzt noch in der Zerstreuung lebenden Evangelischen seit wenigen Jahren haben auf 14 steigen sehen, und wenn wir, was die neu entstehenden Gemeinden betrifft, uns leicht überzeugen kön¬ nen, daß diese, weil meist aus verhältnismäßig wenigen und dazu größten¬ teils armen Gliedern bestehend, verhältnißmäßig größere Mittel in Anspruch nehmen, wenn sie Bestand gewinnen sollt'n, als ältere mit allen ihren Be¬ dürfnissen und Schulden." In der That, im Hinblick auf das von Jahr zu Jahr sich weiter aus¬ dehnende Arbeitsfeld des Gustav-Adolf-Vereins könnte den hochverdienten Män¬ nern, deren Eiser und Umsicht die oberste Leitung des Ganzen mir so schönem Erfolg besorgt hat, bange werden vor der Zukunft, wenn ihre Erfahrung ihnen nicht davon zeugte, daß auch bei diesem Werke, are bei jedem von großen Di-, mcnsioncn, mit der Vergrößerung der Aufgabe die zur Bollendung nöthigen Kräfte gewachsen sind, und wenn sie nicht den Trost hätten, wie, durch die Wirksamkeit der Gustav-Adolf-Stiftung angeregt, wenigstens mit hervorgerufen, - auch außerhalb des Vereins eine Menge von Kräften sich regen, gleiche Ziele mit demselben verfolgen und so dessen Mühe und Sorge wesentlich vermindern. Schon >in Obigen ist verschiedenes Hierhergehörige angeführt worden. Im Folgenden theilen wir noch Einiges davon mit. In Holstein fließen außer den Sammlungen des Gustav-Adolf-Vereins jährlich noch große Summen (1860 über 2000 Thaler) für die Gemeinden der Diaspora zusammen. Aehnliches geschieht, so weit der Berein von sich reden macht, an einzelnen Punkten durch Schenkungen an Geld und Grundstücken, wie denn vor Kurzem erst dem frank¬ furter Hauptverein zu sofortiger Bcrwcndung 10,500 Gulden zukamen, eine Summe, welcher noch viele andere, wenn auch nicht so große, an die Seite zu setzen wären. Ferner wurden auch im letzten Verwaltungsjahr aus bis dahin unterstützten Gegenden nicht unbeträchtliche Beiträge an den Centralvorstanb eingeschickt, z. B. aus Oestreich mit Ungarn 624 Thaler. Ebenso sind auch diesmal wiederholt Fälle vorgekommen, in welchen Einzelne auf eigne Kosten Kirchen und Schulen bauten, und zwar mit ausdrücklicher Beziehung auf die Wirksamkeit des Vereins. In Preußen wird schon seit mehrern Jahren alljähr¬ lich eine besondere Collecte für die Bedürfnisse der evangelischen Kirche veran¬ staltet, und die 80,000 Thaler, welche dieselbe 1861 einbrachte, wirkten gleich den früher erzielten Summen in derselben Richtung wie die Sammlungen des Vereins. Die Cvllectcn andrer deutscher Länder flössen meist den Kassen der Gustav-Adolf-Stiftung selbst zu. Auf Anregung der Wittwe de Wette's

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/519>, abgerufen am 08.01.2025.