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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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zu schmücken, welche ihnen vorausging, die Freude der Empfangenden über
endlich erfüllte sehnliche Hoffnungen, die Empfindungen des Dankes und der
Erhebung, welche bei jenen Feierlichkeiten der Grundsteinlegung oder Ein¬
weihung sich aussprachen, die mächtige Neubelebung der evangelischen Gemein¬
den durch das Alles muß man sich vorstellen oder in den speciellen Nachrich¬
ten der Vereinsblätter suchen.

"Doch von dem', was'ausgerichtet worden ist," so fährt der Berichterstatter
der Hauptversammlung vom August 1861 fort, "haben wir nun auch noch
einen Blick zu werfen auf das, was noch ausgerichtet werden soll, d, h. so¬
weit uns dies bis jetzt schon deutlich vor Augen siebt. Denn das wissen wir
außerdem, daß unsre Aufgabe noch immer im Wachsen ist, wie schon aus der
gegen das vorige Jahr wieder um 72 Nummern gestiegenen Zahl der Auszüge
aus den vorliegenden Unterstützungsgesuchen, sowie daraus hervorgeht, daß
seit dem Schluß der diesjährigen Zusammenstellung dieser Gesuche im April
wieder litt theils neue, theils erneuerte eingegangen sind.

Aus dieser Kei Nummern enthaltenden Zusammenstellung der Bedürfnisse
der Hilfe suchenden Gemeinden ergibt sich, daß vorerst noch 123 Kirchen. 97
Schulen und 61 Pfarrhäuser zu bauen sind. Und wenn die ZM der zu er¬
bauenden Schulen und Pfarren mit der Zahl der zu erbauenden Kirchen in
keinem Verhältniß zu sieben scheint, so ist einfach zu bedenken, daß an vielen
Orten mit dem Bau der Kirche angefangen werden und das Bedürfniß von
Pfarren und Schulen erst später, aber unausbleiblich, zur Sprache kommen
muß.

Hierzu kommt, daß 137 Gemeinden zusammen eine Schuldenlast von un-
gefähr 200,000 Thälern haben, und daß dann, wenn diese getilgt sein werden,
noch viele nothwendige Dotationen von Pfarrer- und Lehrerstellen zu gründen sind.

Gerade aus diesen nackten Z"hier aber leuchtet das Wachsen unsrer Aufgabe
am klarsten ein. Denn obwohl seit einigen Jahren an 40 Kirchen und eine ent¬
sprechende Anzahl von Schulen erbaut worden sind, so sind doch die Zahlen
der noch zu erbauenden, wie wir sie vor einigen Jahren angegeben haben, un¬
gefähr dieselben geblieben. Und dabei haben wir unser Augenmerk größten-
theils erst auf evangelische Gemeinden richten können, welche unsre Sprache
reden. Denn zwar ist für magyarische und slavische Gemeinden schon Nam¬
haftes geschehen, mit französischen Gemeinden ein Anfang gemacht, an einige
Punkte Amerika's und des Orients Hilfeleistung gelangt. Allein was will das
sagen, wenn wir bedenken, wie viel dazu gehören wird, um hier erst das
Nöthige zu thun, wenn wir bedenken, daß wir auf lange hin des Gedankens
auf durchgreifende Unterstützung unsrer ferner wohnenden Glaubensgenossen
uns noch werden entschlagen müssen. Und das werden wir müssen, wenn wir
sehen, wie in dem bisherigen Bereich unsrer Wirksamkeit nicht nur bisher ver-


zu schmücken, welche ihnen vorausging, die Freude der Empfangenden über
endlich erfüllte sehnliche Hoffnungen, die Empfindungen des Dankes und der
Erhebung, welche bei jenen Feierlichkeiten der Grundsteinlegung oder Ein¬
weihung sich aussprachen, die mächtige Neubelebung der evangelischen Gemein¬
den durch das Alles muß man sich vorstellen oder in den speciellen Nachrich¬
ten der Vereinsblätter suchen.

„Doch von dem', was'ausgerichtet worden ist," so fährt der Berichterstatter
der Hauptversammlung vom August 1861 fort, „haben wir nun auch noch
einen Blick zu werfen auf das, was noch ausgerichtet werden soll, d, h. so¬
weit uns dies bis jetzt schon deutlich vor Augen siebt. Denn das wissen wir
außerdem, daß unsre Aufgabe noch immer im Wachsen ist, wie schon aus der
gegen das vorige Jahr wieder um 72 Nummern gestiegenen Zahl der Auszüge
aus den vorliegenden Unterstützungsgesuchen, sowie daraus hervorgeht, daß
seit dem Schluß der diesjährigen Zusammenstellung dieser Gesuche im April
wieder litt theils neue, theils erneuerte eingegangen sind.

Aus dieser Kei Nummern enthaltenden Zusammenstellung der Bedürfnisse
der Hilfe suchenden Gemeinden ergibt sich, daß vorerst noch 123 Kirchen. 97
Schulen und 61 Pfarrhäuser zu bauen sind. Und wenn die ZM der zu er¬
bauenden Schulen und Pfarren mit der Zahl der zu erbauenden Kirchen in
keinem Verhältniß zu sieben scheint, so ist einfach zu bedenken, daß an vielen
Orten mit dem Bau der Kirche angefangen werden und das Bedürfniß von
Pfarren und Schulen erst später, aber unausbleiblich, zur Sprache kommen
muß.

Hierzu kommt, daß 137 Gemeinden zusammen eine Schuldenlast von un-
gefähr 200,000 Thälern haben, und daß dann, wenn diese getilgt sein werden,
noch viele nothwendige Dotationen von Pfarrer- und Lehrerstellen zu gründen sind.

Gerade aus diesen nackten Z«hier aber leuchtet das Wachsen unsrer Aufgabe
am klarsten ein. Denn obwohl seit einigen Jahren an 40 Kirchen und eine ent¬
sprechende Anzahl von Schulen erbaut worden sind, so sind doch die Zahlen
der noch zu erbauenden, wie wir sie vor einigen Jahren angegeben haben, un¬
gefähr dieselben geblieben. Und dabei haben wir unser Augenmerk größten-
theils erst auf evangelische Gemeinden richten können, welche unsre Sprache
reden. Denn zwar ist für magyarische und slavische Gemeinden schon Nam¬
haftes geschehen, mit französischen Gemeinden ein Anfang gemacht, an einige
Punkte Amerika's und des Orients Hilfeleistung gelangt. Allein was will das
sagen, wenn wir bedenken, wie viel dazu gehören wird, um hier erst das
Nöthige zu thun, wenn wir bedenken, daß wir auf lange hin des Gedankens
auf durchgreifende Unterstützung unsrer ferner wohnenden Glaubensgenossen
uns noch werden entschlagen müssen. Und das werden wir müssen, wenn wir
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/518>, abgerufen am 08.01.2025.