Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.Leben des heiligen Ignatius vorstellten. Von dem Gewölbe herab, welches mit Am Neujahrstag kam der Papst zur Nachmittagsfeier und stimmte das Das höchste Fest der gesammten studirenden Jugend war das ihres Schuh- Mit einer Kritik der pädagogischen Grundsätze, nach denen wir hier die "Pater Rillo, ein Pole von Geburt, war von den letzten aus Rußland Leben des heiligen Ignatius vorstellten. Von dem Gewölbe herab, welches mit Am Neujahrstag kam der Papst zur Nachmittagsfeier und stimmte das Das höchste Fest der gesammten studirenden Jugend war das ihres Schuh- Mit einer Kritik der pädagogischen Grundsätze, nach denen wir hier die „Pater Rillo, ein Pole von Geburt, war von den letzten aus Rußland <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0508" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114288"/> <p xml:id="ID_1632" prev="#ID_1631"> Leben des heiligen Ignatius vorstellten. Von dem Gewölbe herab, welches mit<lb/> Abbildungen des Himmels, des Fegfeuers und der Hölle bemalt war, bis auf<lb/> die Stufen der Altäre waren Kerzen in Figuren von Sonnen, Sternen, Namens¬<lb/> zügen und Guirlanden angebracht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1633"> Am Neujahrstag kam der Papst zur Nachmittagsfeier und stimmte das<lb/> Tedeum an, dann wurden die Zöglinge mit ihren Lehrern in der Sakristei zum<lb/> Fußkuh gelassen. Am Dreikönigsfest feierten die Schüler der Propaganda unter<lb/> Vorsitz ihres Protectors, des sprachenkundigen Mezzofanti, die Heiligen des<lb/> Tages in einem großen Actus durch Vortrage in allen möglichen Zungen, ein¬<lb/> mal in nicht weniger als 52 verschiedenen Idiomen, unter denen sogar das<lb/> Chinesische nicht fehlte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1634"> Das höchste Fest der gesammten studirenden Jugend war das ihres Schuh-<lb/> heiligen Aloysius von Gonzaga, welches in der Kirche des Collegium Romanum<lb/> gefeiert wurde, wo unter einem der Altäre der Leichnam jenes Kirchenliedes<lb/> ruht. Mit den Gymnasiasten hielten die Jesuiten vor dem Feste eine vorbe¬<lb/> reitende Andacht, die acht volle Tage in Anspruch nahm und bei welcher die<lb/> jungen Leute schließlich ihre Anliegen an den Patron ihrer Studien, etwa die<lb/> Bitte, ihnen eine Leidenschaft überwinden oder eine Tugend erlangen zu helfen,<lb/> schriftlich aufsetzten. Diese Briefe wurden einzeln in gestickte seidene Beutel ein¬<lb/> genäht und auf das Grab des heiligen Aloysius gelegt, wo sie bis zum Mor¬<lb/> gen des demselben geweihten Tages verblieben. Bis dahin mußte dieser Kennt¬<lb/> niß von dem Inhalt genommen hoben, und die Jesuiten entfernten dann die<lb/> Beutel, nahmen die Briefe heraus, warfen letztere, wie sie sagten ungelesen,<lb/> ins Feuer und gaben die Beutel denen, die sie abforderten, zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_1635"> Mit einer Kritik der pädagogischen Grundsätze, nach denen wir hier die<lb/> Jesuiten Verfahren sehen, brauchen wir uns wohl ebenso wenig zu echauffiren<lb/> wie mit einer Prüfung des Werthes dessen, was sie Wissenschaft nennen. Da¬<lb/> gegen sei es erlaubt, unserm Berichterstatter noch eine lustige Geschichte nachzu¬<lb/> erzählen, die sich unter dem vorigen Papst auf der im ersten Artikel erwähn¬<lb/> ten Jesuiten-Villa Macao mit dem General des Ordens und einem andern<lb/> Mitglied desselben begab.</p><lb/> <p xml:id="ID_1636" next="#ID_1637"> „Pater Rillo, ein Pole von Geburt, war von den letzten aus Rußland<lb/> vertriebenen Jesuiten als Jüngling mit nach Italien genommen und später<lb/> selbst Jesuit geworden. Sein Eifer für die Interessen des Ordens und der<lb/> römischen Kirche, seine Rednergabe und seine Sprachkenntnisse bestimmten die<lb/> Obern, ihn zum Missionär für den Orient auszubilden. In Malta, am Liba¬<lb/> non, in Bulgarien u. s. w. war sein Wirkungskreis, in welchem er Außeror¬<lb/> dentliches leistete. Neben einem sehr abgehärteten Körper besaß er einen festen<lb/> Charakter. Ost reiste er wichtiger Berathung halber von seinen Missionsstellen<lb/> aus nach Rom zurück; denn er besaß die Gunst Gregors des sechszehnten in</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0508]
Leben des heiligen Ignatius vorstellten. Von dem Gewölbe herab, welches mit
Abbildungen des Himmels, des Fegfeuers und der Hölle bemalt war, bis auf
die Stufen der Altäre waren Kerzen in Figuren von Sonnen, Sternen, Namens¬
zügen und Guirlanden angebracht.
Am Neujahrstag kam der Papst zur Nachmittagsfeier und stimmte das
Tedeum an, dann wurden die Zöglinge mit ihren Lehrern in der Sakristei zum
Fußkuh gelassen. Am Dreikönigsfest feierten die Schüler der Propaganda unter
Vorsitz ihres Protectors, des sprachenkundigen Mezzofanti, die Heiligen des
Tages in einem großen Actus durch Vortrage in allen möglichen Zungen, ein¬
mal in nicht weniger als 52 verschiedenen Idiomen, unter denen sogar das
Chinesische nicht fehlte.
Das höchste Fest der gesammten studirenden Jugend war das ihres Schuh-
heiligen Aloysius von Gonzaga, welches in der Kirche des Collegium Romanum
gefeiert wurde, wo unter einem der Altäre der Leichnam jenes Kirchenliedes
ruht. Mit den Gymnasiasten hielten die Jesuiten vor dem Feste eine vorbe¬
reitende Andacht, die acht volle Tage in Anspruch nahm und bei welcher die
jungen Leute schließlich ihre Anliegen an den Patron ihrer Studien, etwa die
Bitte, ihnen eine Leidenschaft überwinden oder eine Tugend erlangen zu helfen,
schriftlich aufsetzten. Diese Briefe wurden einzeln in gestickte seidene Beutel ein¬
genäht und auf das Grab des heiligen Aloysius gelegt, wo sie bis zum Mor¬
gen des demselben geweihten Tages verblieben. Bis dahin mußte dieser Kennt¬
niß von dem Inhalt genommen hoben, und die Jesuiten entfernten dann die
Beutel, nahmen die Briefe heraus, warfen letztere, wie sie sagten ungelesen,
ins Feuer und gaben die Beutel denen, die sie abforderten, zurück.
Mit einer Kritik der pädagogischen Grundsätze, nach denen wir hier die
Jesuiten Verfahren sehen, brauchen wir uns wohl ebenso wenig zu echauffiren
wie mit einer Prüfung des Werthes dessen, was sie Wissenschaft nennen. Da¬
gegen sei es erlaubt, unserm Berichterstatter noch eine lustige Geschichte nachzu¬
erzählen, die sich unter dem vorigen Papst auf der im ersten Artikel erwähn¬
ten Jesuiten-Villa Macao mit dem General des Ordens und einem andern
Mitglied desselben begab.
„Pater Rillo, ein Pole von Geburt, war von den letzten aus Rußland
vertriebenen Jesuiten als Jüngling mit nach Italien genommen und später
selbst Jesuit geworden. Sein Eifer für die Interessen des Ordens und der
römischen Kirche, seine Rednergabe und seine Sprachkenntnisse bestimmten die
Obern, ihn zum Missionär für den Orient auszubilden. In Malta, am Liba¬
non, in Bulgarien u. s. w. war sein Wirkungskreis, in welchem er Außeror¬
dentliches leistete. Neben einem sehr abgehärteten Körper besaß er einen festen
Charakter. Ost reiste er wichtiger Berathung halber von seinen Missionsstellen
aus nach Rom zurück; denn er besaß die Gunst Gregors des sechszehnten in
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