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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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hagan" und Douglas Jerrolds "Leute von Charakter". Die Beiträge in Ver¬
sen sind sehr zahlreich, die besten darunter die von Netrasoff und Graf Tolstoi.
Die Liste der biographischen, kritischen und wissenschaftlichen Artikel umfaßt u,
a. eine Abhandlung über das Leben und die Werke Shendans. Thackcray's
Vorlesungen über die englischen Humoristen, den Versuch einer Biographie Go¬
gols, mehre Aufsätze über die gegenwärtige Lage der Türkei, das Leben des
letzten Fürsten von Montenegro (verfaßt von dem polnischen Gelehrten Kawa-
lcwski, der von Alexander dem Zweiten zum Minister des öffentlichen Unter¬
richts und Rector der Universität Moskau ernannt wurde), einen Aussatz über
die Aufrichtigkeit zeitgenössischer Kritik, eine Ueberschau über die im Jahre 1853
in russischer Sprache erschienenen Schriften, eine Charakteristik des oströmischen
Kaisers Basilius des Macedoniers und die Beschreibung einer Reise in die
Polargegenden und entlang der Küste von Weißrußland.

Der eine der beiden Herausgeber des Blattes, Panaeff. schreibt als Kri¬
tiker unter dem Namen "der neue Poet." Im Uebrigen liefert er satirische
Skizzen und Sittenbilder, die ein nicht unbedeutendes Talent verrathen, aber
start an Thackcray's Manier und namentlich an dessen schonungsloser, keine
fleckenlose Schönheit lernenden Realismus erinnern. Der "Zeitgenosse" hat so
ziemlich alle Werke der englischen Novellisten sofort nach ihrem Erscheinen in
London in russischer Uebersetzung gebracht und zwar in recht guter, so daß
Thackeray vielleicht in keinem Lande nächst seiner Heimath so eingebürgert ist.
als im fernen Neußenland.*)

Nekrasoff, der andere Herausgeber der Zeitschrift, beschränkt sich auf Dich¬
tungen in Versen, von denen vor einiger Zeit eine Sammlung Herauskam, die
manches auf Tagesfragen Bezügliche enthielt, und von der es hieß, die Censur
würde eine zweite Auflage nicht gestatten. Der Verfasser von "Fanfaron",
Pisemski, hat verschiedene Lustspiele geschrieben, ist aber vorzüglich durch seine
Dorfgeschichten zu Ruf und Ansehen gelangt. Bei Weitem berühmter und be¬
liebter ist Turgueneff. Sein Hauptwerk sind die "Erinnerungen eines Jagdlieb¬
habers." Seine Abhandlung über die Schriften Gogols wurde, da sie starke Worte
über dre Verderbtheit der russischen Beamtenwelt enthielt, von der Censur beanstan¬
det ; aber Turgueneff wagte sie dennoch zu veröffentlichen und wurde dafür
mit Verbannung bestraft, ein Urtheil, welches indeß durch Verwendung des
jetzigen Kaisers, damaligen Großfürsten Alexander, rückgängig gemacht wurde.

Das Januarheft der "Allgemeinen Lesebibliothek", deren Hauptmit¬
arbeiter Gregorowitsch und Gras Tolstoi sind, enthielt im Jahre 1857 eine



") Die französischen Ueberscjzungen der Thackerayschen Werke sind zum großen Theil
wahre Entstellungen. In der einen wird der Satz in "Vcmity Fair": "tlo vonn'/ v-"s
in its ils"8" mit "Is siovls fehlt clavs Iss Ja,russ" wiedergeben!
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hagan" und Douglas Jerrolds „Leute von Charakter". Die Beiträge in Ver¬
sen sind sehr zahlreich, die besten darunter die von Netrasoff und Graf Tolstoi.
Die Liste der biographischen, kritischen und wissenschaftlichen Artikel umfaßt u,
a. eine Abhandlung über das Leben und die Werke Shendans. Thackcray's
Vorlesungen über die englischen Humoristen, den Versuch einer Biographie Go¬
gols, mehre Aufsätze über die gegenwärtige Lage der Türkei, das Leben des
letzten Fürsten von Montenegro (verfaßt von dem polnischen Gelehrten Kawa-
lcwski, der von Alexander dem Zweiten zum Minister des öffentlichen Unter¬
richts und Rector der Universität Moskau ernannt wurde), einen Aussatz über
die Aufrichtigkeit zeitgenössischer Kritik, eine Ueberschau über die im Jahre 1853
in russischer Sprache erschienenen Schriften, eine Charakteristik des oströmischen
Kaisers Basilius des Macedoniers und die Beschreibung einer Reise in die
Polargegenden und entlang der Küste von Weißrußland.

Der eine der beiden Herausgeber des Blattes, Panaeff. schreibt als Kri¬
tiker unter dem Namen „der neue Poet." Im Uebrigen liefert er satirische
Skizzen und Sittenbilder, die ein nicht unbedeutendes Talent verrathen, aber
start an Thackcray's Manier und namentlich an dessen schonungsloser, keine
fleckenlose Schönheit lernenden Realismus erinnern. Der „Zeitgenosse" hat so
ziemlich alle Werke der englischen Novellisten sofort nach ihrem Erscheinen in
London in russischer Uebersetzung gebracht und zwar in recht guter, so daß
Thackeray vielleicht in keinem Lande nächst seiner Heimath so eingebürgert ist.
als im fernen Neußenland.*)

Nekrasoff, der andere Herausgeber der Zeitschrift, beschränkt sich auf Dich¬
tungen in Versen, von denen vor einiger Zeit eine Sammlung Herauskam, die
manches auf Tagesfragen Bezügliche enthielt, und von der es hieß, die Censur
würde eine zweite Auflage nicht gestatten. Der Verfasser von „Fanfaron",
Pisemski, hat verschiedene Lustspiele geschrieben, ist aber vorzüglich durch seine
Dorfgeschichten zu Ruf und Ansehen gelangt. Bei Weitem berühmter und be¬
liebter ist Turgueneff. Sein Hauptwerk sind die „Erinnerungen eines Jagdlieb¬
habers." Seine Abhandlung über die Schriften Gogols wurde, da sie starke Worte
über dre Verderbtheit der russischen Beamtenwelt enthielt, von der Censur beanstan¬
det ; aber Turgueneff wagte sie dennoch zu veröffentlichen und wurde dafür
mit Verbannung bestraft, ein Urtheil, welches indeß durch Verwendung des
jetzigen Kaisers, damaligen Großfürsten Alexander, rückgängig gemacht wurde.

Das Januarheft der „Allgemeinen Lesebibliothek", deren Hauptmit¬
arbeiter Gregorowitsch und Gras Tolstoi sind, enthielt im Jahre 1857 eine



") Die französischen Ueberscjzungen der Thackerayschen Werke sind zum großen Theil
wahre Entstellungen. In der einen wird der Satz in „Vcmity Fair": „tlo vonn'/ v-»s
in its ils»8" mit „Is siovls fehlt clavs Iss Ja,russ" wiedergeben!
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[0347] hagan" und Douglas Jerrolds „Leute von Charakter". Die Beiträge in Ver¬ sen sind sehr zahlreich, die besten darunter die von Netrasoff und Graf Tolstoi. Die Liste der biographischen, kritischen und wissenschaftlichen Artikel umfaßt u, a. eine Abhandlung über das Leben und die Werke Shendans. Thackcray's Vorlesungen über die englischen Humoristen, den Versuch einer Biographie Go¬ gols, mehre Aufsätze über die gegenwärtige Lage der Türkei, das Leben des letzten Fürsten von Montenegro (verfaßt von dem polnischen Gelehrten Kawa- lcwski, der von Alexander dem Zweiten zum Minister des öffentlichen Unter¬ richts und Rector der Universität Moskau ernannt wurde), einen Aussatz über die Aufrichtigkeit zeitgenössischer Kritik, eine Ueberschau über die im Jahre 1853 in russischer Sprache erschienenen Schriften, eine Charakteristik des oströmischen Kaisers Basilius des Macedoniers und die Beschreibung einer Reise in die Polargegenden und entlang der Küste von Weißrußland. Der eine der beiden Herausgeber des Blattes, Panaeff. schreibt als Kri¬ tiker unter dem Namen „der neue Poet." Im Uebrigen liefert er satirische Skizzen und Sittenbilder, die ein nicht unbedeutendes Talent verrathen, aber start an Thackcray's Manier und namentlich an dessen schonungsloser, keine fleckenlose Schönheit lernenden Realismus erinnern. Der „Zeitgenosse" hat so ziemlich alle Werke der englischen Novellisten sofort nach ihrem Erscheinen in London in russischer Uebersetzung gebracht und zwar in recht guter, so daß Thackeray vielleicht in keinem Lande nächst seiner Heimath so eingebürgert ist. als im fernen Neußenland.*) Nekrasoff, der andere Herausgeber der Zeitschrift, beschränkt sich auf Dich¬ tungen in Versen, von denen vor einiger Zeit eine Sammlung Herauskam, die manches auf Tagesfragen Bezügliche enthielt, und von der es hieß, die Censur würde eine zweite Auflage nicht gestatten. Der Verfasser von „Fanfaron", Pisemski, hat verschiedene Lustspiele geschrieben, ist aber vorzüglich durch seine Dorfgeschichten zu Ruf und Ansehen gelangt. Bei Weitem berühmter und be¬ liebter ist Turgueneff. Sein Hauptwerk sind die „Erinnerungen eines Jagdlieb¬ habers." Seine Abhandlung über die Schriften Gogols wurde, da sie starke Worte über dre Verderbtheit der russischen Beamtenwelt enthielt, von der Censur beanstan¬ det ; aber Turgueneff wagte sie dennoch zu veröffentlichen und wurde dafür mit Verbannung bestraft, ein Urtheil, welches indeß durch Verwendung des jetzigen Kaisers, damaligen Großfürsten Alexander, rückgängig gemacht wurde. Das Januarheft der „Allgemeinen Lesebibliothek", deren Hauptmit¬ arbeiter Gregorowitsch und Gras Tolstoi sind, enthielt im Jahre 1857 eine ") Die französischen Ueberscjzungen der Thackerayschen Werke sind zum großen Theil wahre Entstellungen. In der einen wird der Satz in „Vcmity Fair": „tlo vonn'/ v-»s in its ils»8" mit „Is siovls fehlt clavs Iss Ja,russ" wiedergeben! 43*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/347>, abgerufen am 08.01.2025.