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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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verdankt ihre Entstehung dem genialen Ehrensvärd und dem kenntnißreichen
Chapman. Ursprünglich hieß dieselbe die "Flotte der Armee", da sie haupt¬
sächlich bestimmt war, die rechte Flanke des schwedischen Heeres in Finnland
zu decken, während die Linienflotte das offene Meer hielt. Finnland ging ver¬
loren, und bei dem Verrathe Sveaborgs siel auch der größte Theil der Schären¬
slotte in Rußlands Hände. Die Fahrzeuge, welche sich retteten, bildeten, durch
neue vermehrt und vielfach verbessert, den Stamm der gegenwärtigen Schären¬
flotte, die in Stockholm auf dem Schiffsholm stationirt ist. Diese Fahrzeuge
sind flachgehend, werden durch Ruder bewegt und führen vorn oder hin¬
ten ein Geschütz. Die Bemannung bilden einige seepflichtige Bauern und
Artilleristen für das Geschütz und gewöhnliche Soldaten oder Wehrmänner
zum Rudern. Die Offiziere sind seit 1824 Flottenofsiziere. Die Ausgabe der
Waffe ist auch heute noch Unterstützung des Landesheeres bei Vertheidigung
der Küsten und Häfen. Die offene See können jene Fahrzeuge nicht befahren.

Die von der Commission angestellten Untersuchungen der Schärenslotte
haben ein Resultat ergeben, welches wir in den Hauptsachen wörtlich mittheilen.

Von den 154 Stück bewaffneten Ruderfahrzeugen, welche sich in der Stock¬
holmer Flottenstation befinden, sind litt in so gutem Zustande, daß sie keiner
andern Reparatur bedürfen, als da und dort das Einsetzen einer Bodenblante,
welche zur Ermöglichung genauerer Untersuchung aus Begehren der Commission
ausgehauen wurde. Doch haben diese Fahrzeuge ein mittleres Alter von
über 30 Jahr, und daß ihr Zustand trotzdem ein guter (?) zu nennen ist, ver¬
dankt man theils der Fürsorge, die bei ihrer Aufbewahrung beobachtet ist,
theils dem haushälterischer System, nur die älteren und schlechteren Fahrzeuge
zu Uebungszwecken herzugeben, die neuen und ausgebesserten aber in den wohl-
unterhaltener Fahrzeugschuppen zu belassen.

Die übrigen 36 Stück Fahrzeuge bedürfen hingegen einer größeren oder
geringeren Reparatur; 9 Stück der älteren von diesen sind so schlecht, daß
sie keine Reparatur verdienen, da diese 50 -- 60°/o ihres Anschaffungswerthes
in Anspruch nehmen würde.

Die Inventarien der Fahrzeuge sind complett und vortrefflich geordnet und
aufbewahrt'; einigen unbedeutenden Schäden an kleineren Rundhölzern ist ohne
nennenswerthe Kosten abzuhelfen.

Um dem wirklichen Belaufe der nöthigen Untcrhaltungssummen der Fahr¬
zeuge möglichst nahe zu kommen, hat die Commission dieselben ihrem Alter
und ihrer Beschaffenheit entsprechend in drei Kategorien getheilt und die
Unterhaltungskosten gewissen Procenten der gegenwärtigen Neubaukosten ent¬
sprechend dargestellt. Demnach erforderten:

69 Stück neue Fahrzeuge oder solche, die nie in Se egestellt wurden, 2°/°
Unterhaltungskosten;


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verdankt ihre Entstehung dem genialen Ehrensvärd und dem kenntnißreichen
Chapman. Ursprünglich hieß dieselbe die „Flotte der Armee", da sie haupt¬
sächlich bestimmt war, die rechte Flanke des schwedischen Heeres in Finnland
zu decken, während die Linienflotte das offene Meer hielt. Finnland ging ver¬
loren, und bei dem Verrathe Sveaborgs siel auch der größte Theil der Schären¬
slotte in Rußlands Hände. Die Fahrzeuge, welche sich retteten, bildeten, durch
neue vermehrt und vielfach verbessert, den Stamm der gegenwärtigen Schären¬
flotte, die in Stockholm auf dem Schiffsholm stationirt ist. Diese Fahrzeuge
sind flachgehend, werden durch Ruder bewegt und führen vorn oder hin¬
ten ein Geschütz. Die Bemannung bilden einige seepflichtige Bauern und
Artilleristen für das Geschütz und gewöhnliche Soldaten oder Wehrmänner
zum Rudern. Die Offiziere sind seit 1824 Flottenofsiziere. Die Ausgabe der
Waffe ist auch heute noch Unterstützung des Landesheeres bei Vertheidigung
der Küsten und Häfen. Die offene See können jene Fahrzeuge nicht befahren.

Die von der Commission angestellten Untersuchungen der Schärenslotte
haben ein Resultat ergeben, welches wir in den Hauptsachen wörtlich mittheilen.

Von den 154 Stück bewaffneten Ruderfahrzeugen, welche sich in der Stock¬
holmer Flottenstation befinden, sind litt in so gutem Zustande, daß sie keiner
andern Reparatur bedürfen, als da und dort das Einsetzen einer Bodenblante,
welche zur Ermöglichung genauerer Untersuchung aus Begehren der Commission
ausgehauen wurde. Doch haben diese Fahrzeuge ein mittleres Alter von
über 30 Jahr, und daß ihr Zustand trotzdem ein guter (?) zu nennen ist, ver¬
dankt man theils der Fürsorge, die bei ihrer Aufbewahrung beobachtet ist,
theils dem haushälterischer System, nur die älteren und schlechteren Fahrzeuge
zu Uebungszwecken herzugeben, die neuen und ausgebesserten aber in den wohl-
unterhaltener Fahrzeugschuppen zu belassen.

Die übrigen 36 Stück Fahrzeuge bedürfen hingegen einer größeren oder
geringeren Reparatur; 9 Stück der älteren von diesen sind so schlecht, daß
sie keine Reparatur verdienen, da diese 50 — 60°/o ihres Anschaffungswerthes
in Anspruch nehmen würde.

Die Inventarien der Fahrzeuge sind complett und vortrefflich geordnet und
aufbewahrt'; einigen unbedeutenden Schäden an kleineren Rundhölzern ist ohne
nennenswerthe Kosten abzuhelfen.

Um dem wirklichen Belaufe der nöthigen Untcrhaltungssummen der Fahr¬
zeuge möglichst nahe zu kommen, hat die Commission dieselben ihrem Alter
und ihrer Beschaffenheit entsprechend in drei Kategorien getheilt und die
Unterhaltungskosten gewissen Procenten der gegenwärtigen Neubaukosten ent¬
sprechend dargestellt. Demnach erforderten:

69 Stück neue Fahrzeuge oder solche, die nie in Se egestellt wurden, 2°/°
Unterhaltungskosten;


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/299>, abgerufen am 08.01.2025.