Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.hin zu wirken, daß der rechte und der linke Flügel der Partei nicht blos in der "Irgend ein Weiser," so sagt unsre Schrift zum Schluß, "hat bemerkt, Unsre Schrift erschien vor den Urwähler. Dieselben sind nicht gegen die ') Wir ergreifen diese Gelegenheit, das Organ der Partei, die uns unter den beiden libe-
D. Red. ralen Fractionen am nächsten steht, den Lesern d. Bl. angelegentlich zu empfehle". hin zu wirken, daß der rechte und der linke Flügel der Partei nicht blos in der „Irgend ein Weiser," so sagt unsre Schrift zum Schluß, „hat bemerkt, Unsre Schrift erschien vor den Urwähler. Dieselben sind nicht gegen die ') Wir ergreifen diese Gelegenheit, das Organ der Partei, die uns unter den beiden libe-
D. Red. ralen Fractionen am nächsten steht, den Lesern d. Bl. angelegentlich zu empfehle». <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0271" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114051"/> <p xml:id="ID_798" prev="#ID_797"> hin zu wirken, daß der rechte und der linke Flügel der Partei nicht blos in der<lb/> Opposition zusammenhalte, sondern daß sich allmälig auch eine Verständigung<lb/> beider für die Tage vorbereite, wo wieder positiv an die Arbeit der Reform ge¬<lb/> schritten werden kann, ist, wie uns scheint, die Hauptaufgabe der Presse beider Partei¬<lb/> hälften sowie Aller, die von starkem Einfluß auf ihre Fraction sind. Niemand<lb/> aber erschwert den Fortschritt zur Eintracht mehr, als wer bemüht ist, unfertige<lb/> Lösungen vorzeitig mit dem Stempel der Partei zu versehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_799"> „Irgend ein Weiser," so sagt unsre Schrift zum Schluß, „hat bemerkt,<lb/> daß aus keiner Ursache so viel Umwege entstehen, als aus dem heftigen Ver¬<lb/> langen, immer den kürzesten Weg zu gehen. Möge man auf der einen Seite<lb/> die Vorliebe für die kürzesten Wege etwas mäßigen. Man wird der ander»<lb/> erleichtern, den Punkt, wo es auf unbedingtes Standhalten ankommt, seltener<lb/> zu verfehlen. Möge man diesen Satz vor Allein auch auf die deutsche Frage<lb/> anwenden. Diese Frage wird nur gelöst werden, wenn die mäßigsten Forde¬<lb/> rungen das ernsteste Mittel unterstützt. Sie wird jedesmal in die Ferne ge¬<lb/> rückt, wenn eine weitgehende Forderung durch bloße Appellation an das Ge¬<lb/> fühl verwirklicht werden soll. Auch das Gefühl gehorcht nur der That."</p><lb/> <p xml:id="ID_800" next="#ID_801"> Unsre Schrift erschien vor den Urwähler. Dieselben sind nicht gegen die<lb/> Erwartung, zum Theil aber gegen den Wunsch des Verfassers ausgefallen.<lb/> Auch wir können uns, so innige Freude wir über die lebhafte Betheiligung des<lb/> Volks an denselben und an dem Sieg der liberalen Partei als eines Ganzen<lb/> empfinden, mancher Bedenken nicht einschlagen. „Man darf," so äußerte sich<lb/> die „Berliner Allgemeine Zeitung"über dieselben, „stolz sein auf die<lb/> Festigkeit, mit welcher das Land auf die verschobenen Fragestellungen und auf<lb/> die Beeinflussungsversuche des gegenwärtigen Ministeriums antwortet. Aber<lb/> gerade weil . . . eine überwältigende Majorität der Opposition auf diese Weise<lb/> unzweifelhaft ist: ist die vornehmste Pflicht der Wahlmänner, dieser Oppo¬<lb/> sition die möglichste Stärke, nicht aber, ihr den schroffsten und<lb/> einseitigsten Ausdruck zu geben, Wenn irgendwann ist jetzt ihre Pflicht,<lb/> jene die Stimmungen der beweglichen Massen mäßigende Stellung einzuneh¬<lb/> men, welche unsre Verfassung von ihnen hofft." — „Wir unterschätzen durch¬<lb/> aus nicht die Bedeutung, welche in einem Gcsinnuugsausdruck der gesammten<lb/> Preußischen UrWählerschaft von so seltner Einmütigkeit liegt. Aber die Ge«<lb/> schichte so vieler Versammlungen zeigt, welche Gefahr in dein sich gegenseitig<lb/> Ueberbieten in volkstümlichen und entschiedenen Reden, in dem sich gegenseitig<lb/> in leidenschaftlichen Stimmungen Steigern liegt." — „Für diese Gefahr einer<lb/> echaufsirten Stimmungspolitik gibt es nur ein Correctiv: jene organischen Ge-</p><lb/> <note xml:id="FID_20" place="foot"> ') Wir ergreifen diese Gelegenheit, das Organ der Partei, die uns unter den beiden libe-<lb/><note type="byline"> D. Red.</note> ralen Fractionen am nächsten steht, den Lesern d. Bl. angelegentlich zu empfehle». </note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0271]
hin zu wirken, daß der rechte und der linke Flügel der Partei nicht blos in der
Opposition zusammenhalte, sondern daß sich allmälig auch eine Verständigung
beider für die Tage vorbereite, wo wieder positiv an die Arbeit der Reform ge¬
schritten werden kann, ist, wie uns scheint, die Hauptaufgabe der Presse beider Partei¬
hälften sowie Aller, die von starkem Einfluß auf ihre Fraction sind. Niemand
aber erschwert den Fortschritt zur Eintracht mehr, als wer bemüht ist, unfertige
Lösungen vorzeitig mit dem Stempel der Partei zu versehen.
„Irgend ein Weiser," so sagt unsre Schrift zum Schluß, „hat bemerkt,
daß aus keiner Ursache so viel Umwege entstehen, als aus dem heftigen Ver¬
langen, immer den kürzesten Weg zu gehen. Möge man auf der einen Seite
die Vorliebe für die kürzesten Wege etwas mäßigen. Man wird der ander»
erleichtern, den Punkt, wo es auf unbedingtes Standhalten ankommt, seltener
zu verfehlen. Möge man diesen Satz vor Allein auch auf die deutsche Frage
anwenden. Diese Frage wird nur gelöst werden, wenn die mäßigsten Forde¬
rungen das ernsteste Mittel unterstützt. Sie wird jedesmal in die Ferne ge¬
rückt, wenn eine weitgehende Forderung durch bloße Appellation an das Ge¬
fühl verwirklicht werden soll. Auch das Gefühl gehorcht nur der That."
Unsre Schrift erschien vor den Urwähler. Dieselben sind nicht gegen die
Erwartung, zum Theil aber gegen den Wunsch des Verfassers ausgefallen.
Auch wir können uns, so innige Freude wir über die lebhafte Betheiligung des
Volks an denselben und an dem Sieg der liberalen Partei als eines Ganzen
empfinden, mancher Bedenken nicht einschlagen. „Man darf," so äußerte sich
die „Berliner Allgemeine Zeitung"über dieselben, „stolz sein auf die
Festigkeit, mit welcher das Land auf die verschobenen Fragestellungen und auf
die Beeinflussungsversuche des gegenwärtigen Ministeriums antwortet. Aber
gerade weil . . . eine überwältigende Majorität der Opposition auf diese Weise
unzweifelhaft ist: ist die vornehmste Pflicht der Wahlmänner, dieser Oppo¬
sition die möglichste Stärke, nicht aber, ihr den schroffsten und
einseitigsten Ausdruck zu geben, Wenn irgendwann ist jetzt ihre Pflicht,
jene die Stimmungen der beweglichen Massen mäßigende Stellung einzuneh¬
men, welche unsre Verfassung von ihnen hofft." — „Wir unterschätzen durch¬
aus nicht die Bedeutung, welche in einem Gcsinnuugsausdruck der gesammten
Preußischen UrWählerschaft von so seltner Einmütigkeit liegt. Aber die Ge«
schichte so vieler Versammlungen zeigt, welche Gefahr in dein sich gegenseitig
Ueberbieten in volkstümlichen und entschiedenen Reden, in dem sich gegenseitig
in leidenschaftlichen Stimmungen Steigern liegt." — „Für diese Gefahr einer
echaufsirten Stimmungspolitik gibt es nur ein Correctiv: jene organischen Ge-
') Wir ergreifen diese Gelegenheit, das Organ der Partei, die uns unter den beiden libe-
D. Red. ralen Fractionen am nächsten steht, den Lesern d. Bl. angelegentlich zu empfehle».
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